Österreich weit weg

Elektro-Autos: EU-Ziele für 2030 rücken in weite Ferne

Teilen

Auch in Österreich dürften die E-Auto-Ziele der Regierung verfehlt werden, zeigt eine brandaktuelle Analyse. 

Aktuell sinkt die E-Auto-Euphorie - zumindest in der EU. In 14 von 27 EU-Ländern lag der E-Anteil bei den Verkäufen heuer unter den Werten des Vorjahres.

Auch in Österreich waren im ersten Halbjahr nur mehr 16,4 Prozent der verkauften Pkw vollelektrisch, ein Rückgang um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

EU-Ziel: »Mindestens 30 Millionen E-Autos bis 2030«

In ihrer Mobilitätsstrategie hat die EU-Kommission 2021 angegeben, man wolle bis 2030 "mindestens 30 Millionen" emissionsfreie Fahrzeuge auf Europas Straßen haben. Im Februar 2024 wurden schließlich neue, detailliertere Berechnungen vorgelegt, wie sich der E-Anteil entwickeln sollte, damit die Zwischenziele auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050 erreicht werden können.

Demnach müsste der E-Anteil am Pkw-Bestand im Jahr 2030 bereits bei 15,7 Prozent liegen, was rund 39 Millionen E-Autos entsprechen würde. Im Jahr 2040 müsste der E-Anteil am Fahrzeugbestand bereits bei 55 bis 58 Prozent liegen, um die Ziele des Green Deals zu erreichen.

Ursula von der Leyen
© AFP/APA
× Ursula von der Leyen

Wenn sich die Wachstumsraten aber bereits jetzt abzuflachen beginnen, rücken all diese Ziele in weite Ferne.

Der E-Anteil bei den Neuzulassungen in der gesamten EU lag im ersten Halbjahr 2024 bei 12,5 Prozent und somit leicht unter dem Vorjahreswert (12,9 Prozent). Hält dieser Trend an, werden die Ziele, die sich aus dem Green Deal ergeben, massiv verfehlt. Statt 39 Millionen dürfte es dann im Jahr 2030 nur rund 15 Millionen E-Autos geben, zeigt eine Analyse für die eFuel Alliance Österreich.

Österreichisches Ziel versus aktueller Trend bei E-Autos

Österreichisches Ziel versus aktueller Trend bei E-Autos

 

 

© INSIDER-Magazin
× Österreichisches Ziel versus aktueller Trend bei E-Autos

Utopische Gewessler-Ziele für Österreich?

In Österreich gibt es von Seitens des Umweltministeriums von Leonore Gewessler (Grüne) sogar Ziele, die noch ambitionierter als jene der EU-Kommission sind. Laut dem im Jahr 2022 vorgestellten "Sofortprogramm Erneuerbare Energie in der Mobilität" sollen im Jahr 2030 mindestens 1,6 Millionen vollelektrische Pkw in Österreich unterwegs sein. Bis dahin will man auch Platz 1 in der EU beim Anteil an elektrischen Neuzulassungen erreicht haben.

Werden in den kommenden Jahren weiter nur so viele E-Autos verkauft wie in den vergangenen beiden Jahren, käme man im Jahr 2030 lediglich auf einen Fahrzeugbestand von knapp 500.000 E-Autos. Die Lücke läge also bei 1,1 Millionen E-Pkw.

Selbst wenn der E-Anteil bei den Neuzulassungen in Österreich von aktuell knapp 17 Prozent bis 2030 auf ein Drittel steigen würde, käme man im Jahr 2030 nur auf etwa 670.000 E-Autos. Es bliebe also noch immer eine Lücke von gut 900.000 E-Autos auf das Gewessler-Ziel.

Leonore Gewessler
© APA
× Leonore Gewessler

Da in Österreich in den letzten Jahren insgesamt nicht einmal 300.000 Pkw neu zugelassen wurden, müssten also schon in wenigen Jahren de facto nur mehr E-Autos zugelassen werden, um die Marke von 1,6 Millionen noch zu erreichen. Bis jetzt wurden rund 200.000 E-Autos in Österreich zugelassen. In der ganzen EU waren es über 5 Millionen.

Klimaneutrale E-Fuels als Alternative?

"Aus heutiger Sicht handelt es sich also sowohl beim EU-Ziel von 39 Millionen E-Autos als auch beim österreichischen Ziel von 1,6 Millionen E-Autos um völlig unrealistische Zielwerte", sagt Wirtschaftsanalyst Günther Oswald gegenüber oe24. Setzt sich der aktuelle Trend fort, würden die EU-Klimaziele um 30 bis 40 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2030 verfehlt. Diese Zielabweichungen entsprechen der Hälfte der gesamten österreichischen Emissionen. "Die Elektro-only-Strategie ist viel zu langsam", folgert Oswald.

Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen hat in ihren politischen Leitlinien bereits angedeutet, dass die Kommission nicht mehr nur auf Elektro-Mobilität setzen wird, sondern auch auf alternative Kraftstoffe. Sie sagte: "Es ist ein technologieneutraler Ansatz erforderlich, bei dem E-Fuels eine Rolle spielen werden."

Noch sind die Details unklar. Ausnahmen für klimaneutrale E-Fuels wurden bereits von der alten Kommission versprochen. Bis jetzt fehlt allerdings der Rechtsakt, der Investoren Planungssicherheit ermöglichen würde.

Auf nationaler Ebene könnte die nächste Regierung für eine Gleichstellung aller klimaneutralen Technologien im Steuerrecht sorgen. Derzeit werden Fahrzeuge, die mit alternativen Kraftstoffen (HVO, eFuels, Biofuels) betrieben werden, zum Teil wie fossil betriebene Fahrzeuge behandelt und damit gegenüber E-Autos benachteiligt.

Die eFuel Alliance fordert daher die Freistellung des nichtfossilen Anteils (auch bei Beimischungen) bei allen klimapolitisch ausgerichteten Lenkungsinstrumenten. "E-Auto liefern einen wichtigen Beitrag, aber der Umstieg dauert viel zu lange", sagt Stephan Schwarzer, Generalsekretär der eFuel Alliance Österreich. Mit eFuels wie HVO könnten hingegen sofort Emissionen vermieden werden.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten