Wohlstandsverlust
Wifo-Chef warnt: Österreichs Wirtschaft schwächelt schon länger
04.06.2024Wifo-Chef Felbermayr warnt vor der Wirtschaftsschwäche in Österreich. Die Entwicklung habe ungefähr 2010 begonnen. Das BIP pro Kopf in Österreich wird auch 2025 nicht auf Vor-Corona-Niveau sein.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr diagnostiziert der österreichischen Volkswirtschaft eine schon länger anhaltende Schwäche. Österreich verliere an Terrain sowohl innerhalb der EU als auch global.
Begonnen habe die Entwicklung ungefähr 2010, sagte Felbermayr am Dienstag bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsforschungsinstituts im Anschluss an die Generalversammlung des Instituts.
Eurozone besser als Österreich
"Wir sehen leider in unseren Prognosen, dass wir auch im Jahr 2025 beim BIP pro Kopf noch nicht dort sein werden, wo wir vor der Coronakrise waren, während die Eurozone schon jetzt über dem Vorkrisenniveau liegt", so Felbermayr.
Lohn-Entwicklung und Demografie
Als Ursache ortet der Ökonom mehrere Faktoren. So seien schon länger Preise und Löhne stärker gestiegen als im Euroraum. Außerdem steige der Bevölkerungsanteil jener, die über 64 oder unter 16 Jahre alt sind. Diese demografische Entwicklung wirke sich negativ auf die Produktivität aus.
Inflation im Euro-Länder-Vergleich im Mai 2024
Österreich ist bei der Inflation im Euroraum ganz weit oben, unter den Top-5-Staaten mit der höchsten Teuerungsrate.
- Belgien: 4.9%
- Kroatien: 4.3%
- Portugal: 3.9%
- Spanien: 3.8%
- Österreich: 3.3%
- Luxemburg: 3.2%
- Estland: 3.1%
- Zypern: 3.0%
- Deutschland: 2.8%
- Niederlande: 2.7%
- Frankreich: 2.7%
- Slowakei: 2.7%
- Slowenien: 2.5%
- Griechenland: 2.3%
- Malta: 2.3%
- Irland: 1.9%
- Litauen: 0.8%
- Italien: 0.8%
- Finnland: 0.5%
- Lettland: 0.2%
Auch die Unternehmer blicken negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung. Der aktuelle WIFO-Konjunkturtests im Mai zeigt eine weitere Verschlechterung.
Dividende aus der Globalisierung "sprudelt nicht mehr"
Auch die Wohlstandsgewinne aus der Globalisierung seien in den vergangenen Jahren nicht mehr größer geworden. Die Dividende aus der Globalisierung sprudelt nicht mehr so, verwies Felbermayr auf Österreichs exportorientierte Volkswirtschaft.
Außerhalb der Eurozone habe Österreich nur durch die Abwertung des Euro einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit abgewendet.
Die Abwertung des Euros verteuert allerdings alle Produkte, die Österreich importieren muss. Dies fällt bei Energie und Rohstoffen stark ins Gewicht, die meist in Dollar abgerechnet werden - und das heizt die Inflation weiter an.