Das droht Signa-Crew

Benko: Das Protokoll der Razzia - Porsche, Geld, Daten

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Cobra stürmte Luxusvilla von René Benko - das ist Dienstagfrüh beim Signa-Gründer und seinen ehemaligen Managern passiert.

Hausdurchsuchung. Paukenschlag im Milliarden-Pleiteskandal um René Benkos Signa. An rund zehn Örtlichkeiten klopfte gestern die Polizei an, auch beim Ex-Milliardär.

  • Kurz nach 8 Uhr rückte Dienstagfrüh ein Polizei-Großaufgebot zur Razzia in Benkos Luxus-Villa in Innsbruck-Igls an. Mit mehreren Einsatzwagen, Drohnen, sogar die Cobra war da.
  • Im Auftrag der WKStA stellte die Soko Signa Daten sicher. Genehmigt hatte die Razzia das Straflandesgericht Wien.
  • Auch ein Porsche 911 Speedster wurde offenbar von Benkos Anwesen beschlagnahmt und abtransportiert.
  • Benkos Frau Nathalie war gerade mit dem Hund Gassi gehen, berichten Passanten.
  • Die Anwälte der Beschuldigten waren in Berlin, um das Euro-Fußballmatch zu sehen.
  • Bis 16 Uhr wurden Beweismittel gesichert, René Benko habe sich kooperativ gezeigt, sagt sein Anwalt. 

Ermittelt wird wegen schweren Betrugs, betrügerischer Krida und Untreue. Ermittelt wird auch gegen René Benko persönlich, wie die WKStA am Abend mitteilte. Daten und Geld wurden sichergestellt - auch bei weiteren ehemaligen Signa-Managern. Es gilt die Unschuldsvermutung. 

Benko Villa
© ORF
× Benko Villa

Razzia Benko
© APA/MARKUS ANGERER
× Razzia Benko

Mögliche Geschädigte sind demnach Investoren wie der Schweizer Schoko-Baron Tanner, die Schelhammer Bank und andere Gläubiger. Ein schwerwiegender Vorwurf betrifft laut Hausdurchsuchungsanordnung ein sogenanntes "Karussell": Als die Signa-Gruppe im Sommer 2023 schon in Geldnöten war, sollten alle Investoren zusätzliche Millionen einzahlen. Aber die Familie Benko Privatstiftung soll nur vorgetäuscht haben, dass sie 35 Mio. Euro eingebracht habe. Dabei soll es sich aber um Geld anderer Investoren gehandelt haben.

Luxusressort Villa Eden am Gardasee 

In der Durchsuchungsanordnung ist auch die Rede von einem Zusatzunterhalt an Benkos Frau für ein Immobilieninvestment von 2 Mio. Euro und Barbehebungen von 600.000 Euro. Außerdem wird René Benko vorgeworfen, dass eine Benko-Stiftung um 46 Mio. Euro das Luxusressort Villa Eden am Gardasee von der Signa Holding gekauft und dafür Aktien der Signa Prime Selection erhalten habe, die aber deutlich weniger wert gewesen seien.

Sportwagen, Waffen

Weiters ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft auch gegen René Benko persönlich wegen des Verdachts der betrügerischen Krida und des Verdachts des Betrugs und des schweren Betrugs. So soll er laut Staatsanwaltschaft Vermögenswerte, wie z.B. einen Sportwagen und hochpreisige Waffen verkauft und das den Gläubigern verheimlich haben.

Anwälte bestreiten Vorwürfe, sagen, diese seien schon lange bekannt

Die Anwälte der Beschuldigten haben darauf verwiesen, dass die Vorwürfe zum Teil schon bekannt gewesen seien und diese bereits bestritten.

Durchsucht wurden am Dienstag unter anderem Benkos Villa im Innsbrucker Stadtteil Igls und die Signa-Zentrale in der Wiener Herrengasse. Benko habe sich "kooperativ und konstruktiv" verhalten, sagte sein Anwalt Wess.

Am 8. März hatte das Landesgericht Innsbruck über den Unternehmer Benko ein Konkursverfahren eröffnet. Die Ermittler hegen nun den Verdacht, dass Benko im Zeitraum Jänner 2023 bis März 2024 einen Teil seines Vermögens beiseite geschafft haben soll.

Die im November begonnene milliardenschwere Pleitewelle des Signa-Imperiums beschäftigt die Justiz mittlerweile seit Monaten. Auch in Deutschland ermittelte die Staatsanwaltschaft München wegen Geldwäscheverdachts und möglicher Insolvenzdelikte. Die Münchner Strafverfolger stünden im Kontakt mit anderen deutschen Staatsanwaltschaften, hatten sie in der Vergangenheit erklärt.

Das sagt die WKStA zur Causa Signa: Hausdurchsuchungen an mehreren Standorten in Wien und Tirol 

Am Dienstagabend, nach den Hausdurchsuchungen an rund 10 Standorten in Wien und Tirol veröffentlichte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine Mitteilung zur Causa Signa.

Sie erklärt, warum sie an mehreren Unternehmensstandorten sowie Privatadressen Hausdurchsuchungen und Sicherstellungen beantragt hat.

Dann zählte sie auf, warum Beweismittel - in welchen Verfahrensträngen - sichergestellt werden sollten:

  • Verdacht der Untreue gegen Verantwortliche der Signa Holding GmbH aufgrund der Schädigung dieser Gesellschaft:
    Konkret soll die Signa Holding GmbH einerseits Anteile einer luxemburgischen Beteiligungsgesellschaft an eine liechtensteinischen Stiftung verkauft haben, und andererseits Anteile einer anderen Signa Gesellschaft von dieser liechtensteinischen Stiftung gekauft haben, das jedoch zu einem überhöhten Kaufpreis. Kaufpreis und Verkaufspreis wurden dann gegeneinander aufgerechnet, wodurch die Signa Holding GmbH keine adäquate Gegenleistung für ihren Verkauf erhalten haben soll.
  • Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit dem Verkauf einer Innenstadt-Immobilie einer Signa-Gesellschaft:
    Dabei soll ein Teil des Kaufpreises zweckwidrig verwendet worden und nicht zur Gänze der Signa-Gesellschaft als Verkäuferin zugekommen sein. Ermittelt wird gegen zwei Verantwortliche einer Signa-Gesellschaft und Beitragstäter sowie einen Verband. Im Zuge dessen hat auch bereits vor Kurzem die Sicherstellung eines Teils des Kaufpreises stattgefunden.
  • Verdacht des Betruges und der Untreue im Zusammenhang mit der Finanzierung der Signa Holding GmbH:
    Konkret soll eine Kapitalerhöhung der Gesellschaft durch bereits von getäuschten Investoren eingebrachte Gelder sowie Kredite von Tochtergesellschaften erfolgt sein, die nicht zu fremdüblichen Konditionen vergeben wurden. Dadurch wurden die Tochtergesellschaften an ihrem Vermögen geschädigt.
  • Weiters ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft auch gegen René Benko persönlich wegenVerdacht der betrügerischen Krida:
    So soll er Vermögenswerte, wie z.B. einen Sportwagen, hochpreisige Waffen und anderes, verborgen bzw. ohne angemessene Gegenleistung veräußert und dadurch die Befriedigung von Gläubigern verhindert haben. 

Die WKStA bestätigte auch die weitere Ermittlungen zur Causa Signa, einmal wegen Verdacht auf Betrugs: Mutmaßliches Vortäuschen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Signa-Gruppe und ihrer Zahlungswilligkeit bei der Verlängerung eines Bankkredits. Ermittelt wird gegen René Benko, eine Signa Gesellschaft sowie eine weitere Person Ermittelt wird auch wegen des Verdachts auf schweren Betrug: Im Zusammenhang mit einer Kapitalbeschaffungsmaßnahme gegen Geschäftsführer einer Signa Projektgesellschaft. In diesem konkreten Fall sollen Investments von Kapitalgebern nicht in die versprochenen Projekte investiert worden sein.

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