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Ex-Wirecard-Chef Markus Braun wird angeklagt

14.03.2022

Die Ermittler werfen dem Österreicher Braun und zwei weiteren ehemaligen Spitzenmanagern des deutschen Pleite-Konzerns "bandenmäßiges Vorgehen" vor. Es drohen bis zu zehn Jahre Haft.

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Braun und die weiteren Ex-Wirecard-Manager sollen nach den Vorwürfen der Ermittler seit 2015 die Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um insgesamt 3,1 Mrd. Euro geschädigt haben - davon 1,7 Mrd. Euro an Krediten und weitere 1,4 Mrd. Euro an Schuldverschreibungen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Braun des bandenmäßigen Betrugs, der Bilanzfälschung und Manipulation des Wirecard-Aktienkurses. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Bilanzfälschung und Luftgeschäfte 

Laut Anklage waren die Wirecard-Bilanzen von 2015 bis 2018 falsch - eine geprüfte Bilanz für 2019 kam schon nicht mehr zustande. Im Juni 2020 meldete die einst als deutsches Technologie-Vorzeigeunternehmen geltende Wirecard Insolvenz an. Auslöser waren bis heute vermisste 1,9 Mrd. Euro, die angeblich auf Treuhandkonten verbucht waren.

Laut Ermittlungen waren dies jedoch Scheinbuchungen großen Stils. Wirecard wickelte als Zahlungsdienstleister Kreditkartenzahlungen an Ladenkassen und im Onlinehandel ab. Die mutmaßlich nicht existenten Milliarden wurden als Erträge von Partnerfirmen verbucht, die angeblich im Wirecard-Auftrag Zahlungen abwickelten.

Der Österreicher Braun sitzt seit 22. Juli 2020 ununterbrochen in Untersuchungshaft. Laut Anklage erfanden Braun, der frühere Chefbuchhalter und der Leiter der Wirecard-Tochter in Dubai äußerst ertragreiche Geschäfte, vor allem in Asien. "Der Angeschuldigte Dr. B. wusste, dass mit Übernahme der unrichtigen Buchungszahlen die Konzernbilanz ebenfalls falsch wurde, und unterzeichnete als CEO gleichwohl die jeweiligen Abschlüsse", schrieben die Staatsanwälte in ihrer Mitteilung.

Braun weist alle Vorwürfe zurück; seine Verteidiger stellen ihn selbst als Opfer dar: "Die Anklage leidet an gravierenden Mängeln und geht von einem völlig falschen Tatbild aus." Im weiteren Verfahren werde sich erweisen, dass "Dr. Braun nie Teil einer Bande war, die Millionensummen hinter seinem Rücken veruntreut hat, dass er nichts von den Machenschaften dieser Bande gewusst und schon gar nicht von diesen profitiert hat."

Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek untergetaucht

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Dies zielt auf den seit Sommer 2020 untergetauchten ehemaligen Vertriebsvorstand, den Österreicher Jan Marsalek, gegen den die Staatsanwaltschaft gesondert ermittelt.

Prozess dürfte im Herbst starten

Bevor es zum Prozess kommt, muss im nächsten Schritt das Landgericht München entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Mit einem Prozessbeginn im Herbst wird gerechnet. Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard gab es seit vielen Jahren, aufgedeckt worden war der Skandal von der britischen "Financial Times". Der einstige Start-up-Star und Milliardär Braun ist durch den Kollaps des DAX-Unternehmens Unternehmens selbst ruiniert , da er nahezu sein gesamtes Vermögen in Wirecard-Aktien angelegt hatte.

Größter Finanzbetrug in Deutschland

Der mutmaßliche Betrugsschaden von über 3 Mrd. Euro übersteigt zumindest in absoluten Zahlen und nicht inflationsbereinigt alle seit 1945 in Deutschland bekannt gewordenen Fälle. Bisheriger Rekordhalter ist das Unternehmen Flowtex, das mit dem Verkauf nicht existenter Bohrmaschinen in den 1990er Jahren einen Betrugsschaden von 2 Mrd. Euro anrichtete. Im VW-Skandal waren die Folgekosten für den Autokonzern mit an die 30 Mrd. Euro zwar noch ungleich höher, aber dabei ging es nicht um Finanzschwindel.
 

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