Die Foodora-Essenslieferanten streiken während Österreichs EM-Spielen. Jetzt verlässt auch noch der Finanzchef des Fahrradboten-Imperiums schlagartig die Mutter-Firma Delivery-Hero.
Die Wut der Fahrradboten von Foodora (früher Mjam) ist groß. "Wir wollen mehr Geld für unsere Arbeit", fordern sie. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um 8,7 Prozent, das Angebot der Arbeitgeber lag zuletzt bei 5,8 Prozent. Zu Beginn des Streiks beschwichtete der Lieferdienst Foodora noch - der Streik werde keinen Einfluss auf Foodora-Kunden und Restaurant-Partner haben. Die "überwiegende Mehrheit" der Zusteller sei als freie Dienstnehmer beschäftigt. "Dahingehend fällt die Streikbeteiligung bei Foodora äußerst gering aus und wir können unseren Service in der gewohnten Qualität anbieten."
Delivery-Hero Aktie in einem Monat um 25 % gefallen
Die Foodora-Muttergesellschaft Delivery-Hero ist seit 2017 an der Börse. Nach einem Höhenflug während der Corona-Pandemie ist die Aktie mittlerweile auf ein Sechstel ihres damaligen Wertes zusammengeschrumpft. Allein im letzten Monat verlor das Papier 25% an Wert.
Beim Konkurrenten Lieferando (internationale Muttergesellschaft Just Eat Takeaway) sieht der Preisverfall der Aktie seit Corona-Zeiten übrigens ähnlich aus.
Finanzchef am Freitag abgesprungen
Bei Delivery Hero kommt es jetzt zu einer abrupten Veränderungen in der Finanzleitung. Finanzchef Emmanuel Thomassin werde nach mehr als zehn Jahren bei Delivery Hero mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand ausscheiden und eine neue berufliche Aufgabe außerhalb des Unternehmens übernehmen, teilte der Essenslieferant am Freitag mit.
Übergangslösung
Ab dem 1. Juli werde Marie-Anne Popp den CFO-Posten interimistisch übernehmen und direkt an Konzernchef Niklas Östberg berichten.
Bisher war sie Senior Vice President Finance bei Delivery Hero und zuvor unter anderem bei Adidas und General Electric tätig. Thomassin bleibe bis Ende September weiter als Berater tätig. Damit reduziert sich die Größe des Vorstands vorübergehend auf zwei Mitglieder.
Asien-Verkauf geplatzt, hohe Schulden, mehr Geld nötig
Der Konzern hatte Ende April seine Gesamtjahresziele nach einem starken Quartalsergebnis angehoben. Doch der geplatzte Verkauf des defizitären Südostasien-Geschäfts der Tochter Foodpanda hatte Spekulationen um eine Kapitalerhöhung bei Delivery Hero geschürt, weil in den kommenden Jahren milliardenschwere Verbindlichkeiten refinanzierten werden müssen.
Delivery Hero zeigte sich im Februar allerdings zuversichtlich, einen ausreichend hohen Barmittel-Zufluss (Cash Flow) erwirtschaften zu können, um die Schulden zu bedienen. Außerdem nahm der Konzern zwischenzeitlich neue Kredite auf, um einen Teil seiner ausgegebenen Wandelanleihen zurückzukaufen.