Signa-Sanierer Grossnigg sagt oe24, wie er René Benko getroffen hat. Bis morgen sucht der Sanierungsprofi 100 Millionen Euro, um einen Immo-Notverkauf abzuwenden. Zu Benko hat er keinen Kontakt mehr.
Der Sanierungsverwalter der Signa, Erhard Grossnigg, beantwortet oe24 die Frage, wie er René Benko kennengelernt hat. "Ich habe René Benko zuvor nie gesehen. Als ich bei der Signa als Sanierer begonnen habe, da gab es ein Treffen. Er hat mir die Hand geschüttelt und gesagt: 'Hallo, ich bin René Benko'. Ich habe mich ebenfalls vorgestellt. Wir sahen uns etwa zwei Minuten lang. Das war damals noch im vornehmen Büro der Signa Holding im Palais Harrach."
Mittlerweile wurde der Inhalt der Firmen-Zentrale im Palais an der Freyung versteigert. Die Signa benutzt die noble Adresse nicht mehr als Firmensitz. "Wir arbeiten jetzt in einem viel kargeren Büro", so Grossnigg zu oe24.
Mit Benko habe er seitdem keinen Kontakt mehr gehabt.
"Benko wurde auch angeschrieben, aber er hat nicht reagiert", sagte Grossnigg.
Grossnigg verteidigt den gefallenen Unternehmer in einem Interview mit dem Standard: Benko habe "eine außergewöhnliche unternehmerische Leistung erbracht" - aber es sei am Ende leider schiefgegangen. Es gebe kaum einen Immobilienunternehmer, der so tolle Projekte gebaut habe wie René Benko. "Das war das Außergewöhnliche an ihm", meinte Grossnigg über seinen Auftraggeber. "Jeder sagt es, auch im Ausland: Benko war ein toller Immobilienmann. Und er hat die Leute so überzeugt, dass sie ihm Geld gaben."
Dem "profil" sagte Grossnigg, dass Benko stets Geschäftspartner gut entlohnt und hohe Rechnungen gezahlt habe: "Benko war offenbar ein extrem großzügiger Mensch. Er hat seinen Reichtum zur Schau getragen." Und: "Wenn einer jahrelang Millionen verdient, muss er was können und ist nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen. Er hat sich jahrelang 30, 50 Millionen Euro an Dividende ausbezahl." Nur die letzten Jahre habe er nichts verdient.
Erhard Grossnigg
Notverkauf droht
Für die Immo-Gruppe Signa wird es finanziell immer enger. Noch in der Karwoche - bis Donnerstag - müsste dringend ein Insolvenzmassekredit von 100 Mio. Euro auf den Tisch, sonst kommt es zum Notverkauf von Top-Immobilien.
"Vielleicht bekommen wir noch diese Woche Geld. Kommt es nicht, dann wird die Quote für die Gläubiger schlechter aussehen, denn dann müssen wir Immobilien über den Insolvenzverwalter rasch und daher billiger abverkaufen", sagte Sanierer Erhard Grossnigg dem "Standard".
Zuletzt war ein großer Immobilienverkauf an die deutsche Unternehmerfamilie Schoeller gescheitert, die Signa-Treuhänder brauchen aber rasch frisches Geld. Verhandlungen dazu sind angeblich im Laufen. "Wir reden mit Schoellers über andere Immobilien und verhandeln mit Financiers, wollen einen Massekredit von 100 Millionen Euro aufstellen", so Grossnigg laut Zeitung.
Schoellers abgeblitzt
Mitte März waren die Schoellers mit einem Angebot abgeblitzt: Der Gläubigerausschuss der insolventen Signa Prime stimmte dem Verkauf des Immo-Pakets "Goldenes Quartier", Hotel Park Hyatt und Verfassungsgerichtshofgebäude in Wien sowie Kaufhaus Tyrol in Innsbruck an die deutschen Industriellen nicht zu. Seit Beginn dieser Woche kursiert ein 1 Mrd. Euro schweres Kaufinteresse an besagten Luxusimmobilien seitens des österreichischen Bau-Tycoons Georg Stumpf.
Hesoun als Nachfolger bei Signa Development im SPiel
Bisher ist es dem scheidenden Sanierer Grossnigg - er geht nach der Signa-Hauptversammlung am 10. April - nicht gelungen, bei den Aktionären und Investoren weiteres Geld für das Immobilienunternehmen zu bekommen. Signa Prime und Signa Development bekommen demnächst auch neue Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder. Ex-Siemens-Chef Wolfgang Hesoun wird als neuer Aufsichtsratschef der Signa Development gehandelt. Grossnigg dazu: "Das kann sein, ja."
"Ich habe gedacht, es wird möglich sein, das Geld aufzustellen"
"Die Signa-Sanierung ist mir nicht gelungen, das ist traurig. Ich habe gedacht, es wird möglich sein, das Geld aufzustellen", räumte Grossnigg dem Standard gegenüber ein. "Aber die Aktionäre und andere, die jetzt groß reden, haben mir keines zur Verfügung gestellt. Die haben nur Benko (Signa-Gründer René Benko, Anm.) Geld gegeben, mir nicht." Normalerweise sei es bei einer Insolvenz ja so, dass der Eigentümer alles tue, um das Unternehmen zu erhalten. "Hier hat das keiner versucht, hier haben die Aktionäre offenbar investiert, um schnelles Geld zu machen. Sie waren nicht am Unternehmen selbst interessiert, sondern von der Gewinnmaschinerie Benkos begeistert - und die Signa war lang eine Geldmaschinerie."
Benko: "Geglaubt, das geht immer so weiter"
Benko habe geglaubt, "das geht immer so weiter". Ab Mitte 2023 sei ihm das alles nicht mehr gelungen, "ab da war die Illiquidität wirklich spürbar".
Manche Investoren werfen Benko nun Betrug vor, so etwa jüngst der Berater des Signa-Investors und deutschen Milliardärs Klaus-Michael Kühne, Karl Gernandt. Weiters ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) rund um die Signa auch wegen Betrugsverdachts, wie seit wenigen Tagen bekannt ist. Bei der Signa Prime etwa liegen für die Vorstandssitzungen in den Jahren 2022 und 2023 laut Insolvenzverwalter keine Vorstandsprotokolle vor.
Auf die Frage, ob Benko und andere strafrechtlich drankommen könnten, meinte Grossnigg: "Es werden alle belegen müssen, dass sie korrekt gehandelt haben. Ob ihnen das gelingt, weiß ich nicht. Sorgen werden sie sich bestimmt machen." Dass die Signa ein "Pyramidenspiel" gewesen sei, wie von vielen Leuten argumentiert, weist der Unternehmer jedenfalls vehement zurück: "Nein. Ein Pyramidenspiel ist eine von Beginn an aufgesetzte Gaunerei, und eine Gaunerei war die Signa nicht."