Die Medizinische Universität Wien (MUW) macht sich auf die Suche nach Ursachen für die schlechte Erfolgsquote von Frauen beim Eignungstest Medizin Studium (EMS). Bereits vor Bekanntwerden der Ergebnisse des diesjährigen Aufnahmeverfahrens sei die Einsetzung einer internen Arbeitsgruppe im Herbst beschlossen worden. Sie soll in einem offiziellen Forschungsprojekt der Uni die Gründe analysieren, warum Frauen deutlich schlechter beim EMS abschneiden als Männer, teilte eine Sprecherin der MUW der APA mit.
Beim diesjährigen Aufnahmetest waren 56,3 Prozent der insgesamt 3.409 Kandidaten Frauen, aufgrund der Testergebnisse erhalten aber nur 43,5 Prozent Frauen einen der 740 zur Verfügung stehenden Studienplätze. Ähnliche Ergebnisse gab es bereits seit Einführung des EMS im Jahr 2006, nur im Vorjahr war das Geschlechterverhältnis bei den Studienanfängern ausgewogen.
Das sei "kein tragbarer Zustand", begründete Nina Hoppe von der MUW die Initiative der für Frauenförderung zuständigen Vizerektorin Karin Gutierrez-Lobos und des für Lehre zuständigen Vizerektors Rudolf Mallinger. Noch steht das wissenschaftliche Design für die Untersuchung nicht fest, vorstellbar sei aber etwa, das Abschneiden von Schülern verschiedener AHS-Zweige (neusprachlich, naturwissenschaftlich, etc.) bei Teilen des EMS zu testen. Ziel sei es, entweder Änderungen am EMS-Format vorzunehmen oder bereits in der Schule eigene Kurse für Interessentinnen am Medizin-Studium anzubieten, um von Anfang an adäquate Chancen für beide Geschlechter zu schaffen, sagte Hoppe.
Im Vorjahr hat die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel in einer vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung die "Bildungssozialisation" verantwortlich für die schlechte Frauen-Erfolgsquote beim EMS verantwortlich gemacht. Mädchen würden in der Schule etwa für Fleiß und Anpassung mehr gelobt als Burschen, die Knaben dagegen in Mathe und Naturwissenschaften mehr gefordert. Außerdem würde den Mädchen häufiger vermittelt, dass Mathematik für sie nicht berufsrelevant sei.