Geschäftsführer Kurt Gollowitzer ist mit der wirtschaftlichen Performance zufrieden.
Österreichs größtes Veranstaltungszentrum, die Wiener Stadthalle, ist seit 1958 Austragungsort von allerlei Shows aus Kunst, Kultur, Sport und Unterhaltung. Darüber hinaus stehen die Mehrzweckhallen auch für Kongresse und Messen zur Verfügung. Im Jubiläumsjahr kann die Stadthalle auf eine hervorragende Auslastung der mietbaren Flächen verweisen.
Positive Bilanz
Anlässlich der Programmpräsentation zur 60. Saison verlautbarten die Eigentümervertreter, Peter Hanke, Geschäftsführer der Wien Holding, und Stadthalle-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer, eine äußerst positive Bilanz. In der Saison 2016/17 sorgten 300 Veranstaltungen , die in einer der sechs Mehrzweckhallen stattfanden, für rund 15 Millionen Euro Umsatz. Damit wurde sogar das Rekordjahr 2015 übertroffen, als der Eurovision Song Contest ausgetragen wurde. Die Stadt Wien hatte damals 9 Millionen Euro für die Bereitstellung der Stadthalle beigetragen.
Foto: Peter Hanke, Kurt Gollowitzer, Wolfgang Fischer
Ausgaben im Visier
Neben Kulturmanager Wolfgang Fischer ist der kaufmännische Geschäftsführer Kurt Gollowitzer für die Vermietung der Hallen verantwortlich. Die Stadthalle wurde seinerzeit vom österreichischen Architekten Roland Rainer konzipiert und bietet dank ständiger Modernisierungen auch im 60. Jahr eine perfekte Bühne für Events aller Größenordnungen und Genres. Business Live sprach mit Kurt Gollowitzer über die Herausforderungen im Jubiläumsjahr und darüber hinaus.
Ein Umsatzplus von jährlich 2-3 Prozent klingt erfreulich. Was macht den Erfolg aus?
"Wir haben viele Mitarbeiter, die langjährige Erfahrung hier haben. Das ist ein Asset, das oft unterschätzt wird. Dieses Knowhow von „älteren Mitarbeitern“ ist sehr viel wert und ist sicherlich auch ein Erfolgsfaktor für die Stadthalle. Ein weiterer Garant ist die Multifunktionalität der Hallen. Begonnen bei kleinen Varianten für 3.000 bis 5.600 Personen bis hinauf zu 16.000. Die Halle D ist für jeden Künstler perfekt. Für die, die noch nicht so bekannt sind, genauso wie für die internationalen Superstars. Beispiel Helene Fischer. In zwei Wochen ist sie fünf Mal hier und es werden rund 60.000 Karten verkauft."
Abgesehen von den Shows. Wie läuft das Geschäft mit Corporate-Kunden?
"Insbesondere hier in der Halle D finden auch Kongresse von großen internationalen Firmen statt. Wir haben aber auch die Halle F, das ist unsere Musical-Halle, die im Jahr 2006 eröffnet wurde. Dort passen kleinere Veranstaltungen für bis zu 2.100 Besucher. Diese Halle wird auch gern von großen Unternehmen für Generalversammlungen oder Aktionärsversammlungen gebucht. Wir haben aber auch in der Halle D Messeveranstaltungen und aktuell recht bald wieder die BeSt, die Messe für Beruf und Studium, bei uns. Das sind Veranstaltungen, wo die gesamte Halle D und auch die Vorräume von unserer Seite aus vermietet werden können."
Wie aufwendig ist es, das denkmalgeschützte Gebäude in Schuss zu halten?
"Man muss sagen, dass dem Roland Rainer ein großer Wurf gelungen ist mit dieser Halle. Ich habe mir unlängst in Berlin die Mercedes Benz Arena angesehen und kann sagen, das, was die MB Arena kann, können wir auch. Aber die feiert heuer erst ihr 10-jähriges Jubiläum. Es ist natürlich ganz klar, dass die Technik auf Stand der Zeit gebracht werden muss. Beispielsweise jene der Eisaufbereitung, die befindet sich genau hier unter uns in der Halle D. Das ist noch eine Ammoniakanlage, wo Eis produziert wird, da gibt es sicher schon modernere Anlagen. In die Haustechnik werden sicherlich auch weitere Investitionen in den kommen Jahren notwendig werden.
Es ist aber so, dass wir hier in den letzten Jahren vor allem die spielfreie bzw. veranstaltungsarme Zeit im Juli und August dazu genutzt haben, um kleine, manchmal auch größere Investitionen hier in der Halle vorzunehmen. Gröbere Mängel an der Gebäudesubstanz sind uns aber nicht bekannt.
Man braucht nur zurückdenken ins Jahr 2015. Da haben wir den Eurovision Song Contest hier bei uns in der Halle gehabt. Das ist der größte Live-Musik-Wettbewerb der Welt, wo wir in einer Woche knapp über 100.000 Besucher hier bei uns in der Halle hatten. Manche haben sich damals gedacht, ob das die „alte Dame“ hier in der Stadthalle über die Bühne bringen kann? Wir haben es mit Bravour über die Bühne gebracht und haben weltweit gute Presse erhalten."
Was ist das Rezept, um die Show-Produktionen wirtschaftlich erfolgreich zu machen?
"Die Wiener Stadthalle produziert eigentlich fast nicht mehr. Wir sind ausschließlich bei Holiday on Ice Mitveranstalter, ansonsten sind wir Hallenvermieter. Wir vermieten unsere Hallen, weil es auch einfacher ist, in eine Vermietung oder Verpachtung zu kalkulieren, als in eine Produktion mit 50 oder 100 Beteiligten. Ich glaube auch, dass der Wandel von Eigenproduktionen hin zu einer ausschließlichen Vermietung der Hallen einerseits dafür verantwortlich ist, dass wirtschaftlich so gute Zahlen geschrieben werden können.
Darüber hinaus ist es auch so, dass sich das Veranstaltungsbusiness insgesamt, auch bei den Künstlern, gewandelt hat. Deren Einnahmen durch die Live-Auftritte haben sich in den letzten Jahren stark erhöht. Und zwar dadurch, dass die Plattenverkäufe immer weniger wurden. Man zahlt heute 10 Euro für ein Streaming-Abo, man kann sich Musik unbegrenzt anhören, da kann man sich vorstellen, wie wenig für den Künstler übrig bleibt. Deshalb haben wir auch bis zu 300 Veranstaltungen in der Stadthalle und das ist auch ein Grund für die gute Buchungslage und den wirtschaftlichen Erfolg."
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