Nicolo Ghedini, Rechtsanwalt des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, hat am Donnerstag eine Anzeige gegen das französische Magazin "Nouvel Observateur" und die römische Tageszeitung "Repubblica" angekündigt. "Repubblica" hatte am Donnerstag ausführlich über eine Reportage des "Nouvel Observateur" berichtet, in der über eine mutmaßliche Infiltrierung der politischen Führung Italiens durch die russische Mafia spekuliert wird.
Das Magazin bezog sich auf den mit Premier Berlusconi befreundeten Unternehmer Gianpaolo Tarantini, der dem Regierungschef Call Girls für seine Partys besorgt haben soll. Tarantini habe als Berater für die russische Gesellschaft Fisiokom gearbeitet.
Ghedini bezeichnete die Reportage des französischen Magazins als "vollkommen ohne Basis und offenkundig verleumderisch". Für einen Eklat sorgte in Italien auch der Parlamentarier Paolo Guzzanti, der kürzlich Berlusconis Partei "Volk der Freiheit" verlassen hat. Dieser berichtete, dass es weitere Tonbandmitschnitte von Berlusconi und Frauen mit sexuellem Inhalt gebe. Die Chefredakteure aller Zeitungen würden den Inhalt kennen, hätten jedoch auf Weisung von Staatspräsident Giorgio Napolitano die Veröffentlichung unterlassen. Das Präsidialamt hat diese Information jedoch dementiert.
In den vergangenen Tagen hatte das italienische Magazin "L'Espresso" Tonaufnahmen von Gesprächen zwischen Berlusconi und der Luxusprostituierten Patrizia D'Addario veröffentlicht. In einer Tonaufnahme unterhält sich Berlusconi mit dem Callgirl am Frühstückstisch nach der gemeinsamen Nacht in der römischen Privatresidenz des Premierministers. In einer anderen Aufnahme lobte die Escort-Lady die Qualitäten Berlusconis als Liebhaber und äußerte sich mit Begeisterung über die gemeinsam verbracht Nacht.
Die Affäre rund um Partys und Prostitution, die Berlusconi stark unter Druck setzt, wurde von D'Addario ausgelöst. Diese hatte im Juni in einem Interview und vor den Ermittlern berichtet, dass sie im vergangenen Herbst gemeinsam mit dem mit Berlusconi befreundeten Unternehmer Tarantini zu zwei Partys in Berlusconis Privatresidenz Palazzo Grazioli eingeladen worden sei. Dafür seien ihr 2.000 Euro versprochen worden. Da sie bei Berlusconi nicht übernachtet hatte, wurden ihr angeblich nur 1.000 Euro gezahlt. Ein zweites Mal habe sie bei Berlusconi die Nacht verbracht, aber dafür kein Geld bekommen.