In Deutschland zeichnet sich eine Neuordnung des Agentur-Marktes ab. Die Berliner ddp steht vor dem Kauf des Rivalen AP.
"Wir wollen 100 % und die Associated Press im Großen und Ganzen so übernehmen, wie sie ist", sagte ddp-Miteigentümer Martin Vorderwülbecke am 25.9. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, auch wenn es noch keine Unterschriften unter den Verträgen gebe.
"Es geht nur noch um Vertragsdetails." Vorderwülbecke rechnet nicht mehr damit, dass die Gespräche über den Kauf der Deutschland-Tochter der US-Agentur noch scheitern. Einen Abschluss erwartet er im Oktober. Zum Kaufpreis wollte der Manager keine Angaben machen. AP-Chefredakteur Peter Gehrig hat nach eigenem Bekunden keine Informationen zu einem bevorstehenden Deal. "Ich kann das weder bestätigen noch dementieren", sagte er.
Die ddp zählt 140 fest angestellte Journalisten und setzte 2008 knapp zwölf Millionen Euro um. AP beschäftigt nach eigenen Angaben in Deutschland etwa 80 Redakteure und Fotografen; weltweit sind es knapp 4.000. Es gehe nur um die deutsche Tochter, die für den internationalen AP-Dienst aus Deutschland schreibenden Kollegen blieben beim US-Konzern, sagte Vorderwülbecke, der frühere Chef der Beteiligungsgesellschaft Arques.
Fokus auf Wachstum
Er fügte hinzu, es gehe nicht um den Abbau von Stellen. Vielmehr stehe Wachstum im Fokus. Das Problem: Der Nachrichtenmarkt wächst nicht. Insofern laute die Devise, dem Marktführer dpa Anteile abzujagen, was die Berliner ddp seit langem vorhat.
AP beliefert - weltweit betrachtet - vor allem amerikanische Zeitungen und ist von den Anzeigenrückgängen bei den Kunden stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Nachrichtenagentur reagierte mit einem großangelegten Sparprogramm und dem Rückzug aus einigen nicht-englischsprachigen Märkten.
So wurde die niederländische AP bereits an einen lokalen Konkurrenten abgegeben, während der Verkauf des französischen AP-Dienstes 2008 am Widerstand der Redakteure scheiterte. Reuters, Teil des globalen Nachrichten- und Finanzdatenanbieters Thomson Reuters, konkurriert sowohl mit AP als auch ddp im Markt für deutschsprachige Nachrichten, der weltweit zu den am härtesten umkämpften gehört.