Bilanz

ORF-Minus 2009 deutlich geringer als erwartet

16.02.2010

Das negative Jahresergebnis des ORF fällt für 2009 doch deutlich geringer aus, als zuletzt erwartet wurde. Der öffentlich-rechtliche Sender schreibt voraussichtlich ein Konzern-Ergebnis (EGT) von rund minus 44,5 Mio. Euro und dürfte damit um etwa 9 Mio. besser abschließen, als im Herbst prognostiziert.

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Dies teilte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in einem Schreiben dem ORF-Stiftungsrat mit. Gegenüber 2008 wurde der Verlust annähernd halbiert. Damals lag das Konzern-EGT bei 79,7 Mio. Euro.

Grund für diese Entwicklung waren unter anderem bessere Umsatzerlöse im vierten Quartal sowie Einmaleffekte beim Personalaufwand aus den Kollektivvertragsabschlüssen. Daneben wurden Urlaubstage und Überstunden stark abgebaut, was Auswirkungen auf die Rückstellungen hatte.

Die Umsatzerlöse des ORF betrugen 2009 in Summe 869 Mio. Euro (2008: 884,8). Die Erlöse aus den Rundfunkgebühren beziehungsweise Programmentgelten stiegen von 503,9 Mio. im Jahr 2008 auf 526,4 Mio. Euro im Jahr 2009. Die Werbeerlöse sanken im gleichen Zeitraum von 263,3 Mio. auf 222,8 Mio. Euro. Der massive Konjunktureinbruch hat dabei die durch die TV-Digitalisierung ohnehin erwarteten Werberückgänge noch beschleunigt. Abgemildert wurden die Gesamtverluste des Konzerns jedoch durch positive Ergebnisse der ORF-Tochtergesellschaften, die zusammen mit einem Plus von 21,1 Mio. Euro zu Buche schlugen (2008: 20,6 Mio. Euro).

Deutliche Reduktionen erzielte der ORF laut Wrabetz auf der Kostenseite. Die betrieblichen Gesamtaufwendungen konnten demnach 2009 gegenüber 2008 um rund 67 Mio. Euro gesenkt werden. Wesentlichen Anteil daran hatten die Personalaufwendungen, die von 404,7 Mio. 2008 auf voraussichtlich 375,3 Mio. Euro im Jahr 2009 sanken. Dies liege laut ORF-Geschäftsführung zum einen an der Senkung der Personalkapazitäten und zum anderen an Einmaleffekten des ORF-Sparpakets. Der Personalstand des ORF sank bei den ständigen Mitarbeitern von 3.648 Vollzeitäquivalenten 2008 auf 3.524 Vollzeitäquivalente im Jahr 2009.

"Erfüllungsgrad von 94 Prozent"

Dieses Sparprogramm soll im heurigen Jahr fortgesetzt werden. Nach aktuellem Stand des Maßnahmencontrollings für 2010 werde eine Kosteneinsparung in Höhe von rund 76 Mio. Euro realisiert werden, berichtet Wrabetz. Dies entspreche einem definierten Erfüllungsgrad von 94 %. Der ORF hatte im Vorjahr ein Pensionierungs- und Handshake-Programm gestartet, dessen Effekte ab heuer erst so richtig bemerkbar werden und das zu einer weiteren massiven Reduzierung des Personalstands führen wird.

ORF-Chef Wrabetz sieht den ORF angesichts dieser finanziellen Entwicklung auf dem richtigen Weg, wie er erklärte. "Trotz der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, die mit voller Wucht zu Beginn 2009 auch am österreichischen Werbemarkt wirksam wurde, ist es uns gelungen, den Verlust durch konsequente Kostenmaßnahmen gegenüber dem Vorjahr fast zu halbieren und die unterjährigen Vorschau-Werte deutlich zu unterschreiten."

Die eingeschlagenen Kostensenkungsmaßnahmen würden auch 2010 fortgesetzt, um das angestrebte ausgeglichene Ergebnis zu erreichen. "Auch in den ersten Monaten des Jahres ist der ORF auf Kurs", so Wrabetz, der hofft, dass das neue ORF-Gesetz mit der Refundierung von 50 Mio. Euro Gebührenbefreiungen im Jahr 2010 rasch realisiert wird, damit diverse Filmprojekte, der Ausbau der Services für barrierefreien Zugang und die Modernisierung des Unternehmens fortgesetzt werden könnten.

Grasl sieht bereits Spareffekte

Richard Grasl, seit Jahresbeginn Kaufmännischer Direktor des ORF, betonte die "harten Sparbemühungen" des vergangenen Jahres und der ersten Monate 2010. "Erfreulicherweise zeigen sich bereits jetzt sehr massiv die Effekte der gesetzten Spar- und Strukturmaßnahmen, denen im laufenden Jahr noch eine Reihe von einschneidenden Strukturänderungen folgen werden", so Grasl. Dabei soll jeder verfügbare Euro in das bestmögliche Programm in Fernsehen und Radio fließen.

"Nichts ist so wichtig, wie die Zufriedenheit unseres Publikums." Und auch Grasl hofft auf die von der Regierung zugesagten zusätzlichen Gebührengelder. "Der Generaldirektor und ich sind bemüht, alle Verpflichtungen, die aus der Refundierung der Teilnehmerentgelte kommen werden, bereits in den laufenden Betrieb einzubauen. So werden wir auch mit Vorgriffen das Film- und Fernsehabkommen im erhöhten Umfang erfüllen und hoffen damit auch auf weitere wichtige Stimulanz und Erfolge für die österreichische Kreativwirtschaft."

Das ORF-Jahresergebnis und das neue ORF-Gesetz werden auch Thema bei den ORF-Gremiensitzungen in der kommenden Woche sein. Der Finanzausschuss des ORF-Stiftungsrats tagt am Montag, am Donnerstag (25.2.) findet dann die Plenarsitzung des ORF-Stiftungsrats statt, in der dieser zum voraussichtlich letzten Mal vor der Neubeschickung und -konstituierung des obersten ORF-Gremiums zusammentritt.

Helga Rabl-Stadler, die auf einem ÖVP-Ticket im obersten ORF-Aufsichtsgremium sitzt, hat unterdessen gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" erklärt, dass sie aus dem Stiftungsrat ausscheiden werde, weil sie "keine Perspektive" sehe, von dort aus "im ORF Positives zu bewirken". Rabl-Stadler ist als Salzburger Festspielpräsidentin derzeit mit den Aufräumarbeiten rund um die Malversationen bei den Salzburger Osterfestspielen beschäftigt. Das BZÖ hat neuerlich die Rechtsanwältin Huberta Gheneff für den ORF-Stiftungsrat nominiert.

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