Nach nicht einmal einem Jahr im Amt wirft der Vertriebsvorstand des TV-Konzerns ProSiebenSat.1, Klaus-Peter Schulz, das Handtuch. Der 50-Jährige werde das Unternehmen verlassen, teilte ProSiebenSat.1 in Unterföhring bei München mit. Zur Begründung hieß es lediglich, es bestünden unterschiedliche Auffassungen über die langfristige strukturelle Ausrichtung des Vermarktungsbereichs. Ein Sprecher wollte den Vorgang auf Anfrage nicht näher kommentieren.
Schulz hatte erst am 1. September 2008 die Nachfolge von Peter Christmann angetreten, der zuvor wegen der schlechten Resonanz auf ein neues Vermarktungsmodell der Sendergruppe seinen Hut hatte nehmen müssen. Die Vorstandsstelle von Schulz bleibt nun zunächst unbesetzt, seine Aufgaben übernimmt vorübergehend Vorstandschef Thomas Ebeling. Schulz Nachfolge als Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft SevenOne Media übernimmt kommissarisch deren Finanzchef Thomas Wagner.
Nach Informationen aus Branchenkreisen gab es zwischen Ebeling und Schulz vor allem Streit über die Preisgestaltung der Sendergruppe bei der Werbevermarktung. Schulz habe preisliche Zugeständnisse gemacht und so auf steigende Marktanteile zulasten des Umsatzes gesetzt. Damit sei Ebeling nicht einverstanden gewesen.
Der hoch verschuldete TV-Konzern schreibt rote Zahlen und hat angekündigt, den Einbruch des Werbemarktes in diesem Jahr mit Kostensenkungen aufzufangen. Im ersten Quartal 2009 war der Umsatz von ProSiebenSat.1 um 8,8 Prozent auf 627 Mio. Euro gesunken. Unterm Strich fiel ein Fehlbetrag von 1,7 Mio. Euro an.