Weiteres Verschmelzen von Print und Online erwartet
04.12.2009
Bei einem "Kamingespräch" des Wiener Medienhauses und der Moserholding in Innsbruck wurde unter anderem die Ansicht vertreten, dass das Zusammenspiel dieser beiden Bereiche in Zukunft viel selbstverständlicher sein werde. Im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung hätten Printprodukte mit hohem Qualitätsniveau und Regionalzeitungen die besten Überlebenschancen.
Der Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Rouven Schellenberger, berichtete von den Versuchen seines Hauses, ein jüngeres und weiblicheres Publikum anzusprechen. Dafür sei vor 2,5 Jahren nicht nur das Format geändert worden. Der Online-Bereich sei heute in den Newsroom voll integriert.
Der klassische Printbereich profitiere davon ebenso wie Online von Printthemen. Zum Journalisten, "der alles macht", gebe es allerdings einen langwierigen Prozess. Zuwächse im Online-Bereich könnten aktuelle Einbrüche im Printbereich durch die Wirtschaftskrise nicht wettmachen.
Weiterer Konzentrationsprozess
Matthias Karmasin (Uni Klagenfurt) verwies unter anderem auf Refinanzierungsprobleme der Medienhäuser, weil Inhalte auf Onlineseiten vom Leser heute als selbstverständlich gratis angesehen würden. Neue Medien würden bisherige Medienprodukte nicht verdrängen, aber verändern. Karmasin erwartet in Österreich einen weiteren Konzentrationsprozess, was allerdings nicht zum Verlust der Titelvielfalt führen müsse.
"Nicht viel anders" werde die Medienlandschaft in 10 Jahren sein, zeigte sich Moserholding-CEO Hermann Petz überzeugt. Das Zusammenspiel Online/Print werde "viel selbstverständlicher" sein. Ein permanenter Prozess der Weiterentwicklung sei zu erwarten. Auch die Moserholding sei auf beide Kanäle angewiesen. Die "Gratis-Kultur" im Online-Bereich werde allerdings nur schwer zu ändern sein.
Auch TT-Chefredakteur Mario Zenhäusern rechnete mit einer weiteren Verschmelzung der beiden Kanäle. Für die Print-Redaktion würden mehr Hintergrund, Analysen und Kommentare in Zukunft wichtiger werden. Unverzichtbar wird eine Zeitung unter anderem durch Regionalität. Zudem müsse es gelingen, den Servicecharakter hervorzustreichen und eine Plattform zu sein "für alle Wünsche und Ängste der Leser". Bei Themenführerschaft sei dann auch die Daseinsberechtigung der Zeitung erreicht.