Alfons Mensdorff-Pouilly wehrt sich gegen Vorwürfe im ÖSTERREICH-Interview.
Kaum einer erregt derzeit die Gemüter der Österreicher so sehr wie Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly. Sein Name taucht bei fast allen aktuellen Korruptionsskandalen von Eurofighter bis Telekom auf. Der „Waffengraf“ und passionierte Jäger – Ehemann der früheren ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat – soll überall in großem Stil kassiert und Geld weiterverteilt haben.
So weit die Vorwürfe (es gilt natürlich die Unschuldsvermutung). Gedrückt wirkt Mensdorff allerdings keinesfalls, als ÖSTERREICH ihn am Mittwochabend bei der Gala zum 25. Geburtstag der Österreichischen Lotterien in Wien trifft. Gut gelaunt, angeregt plaudernd flaniert er durch den Raum. Und ist sogar bereit zum Gespräch mit der ÖSTERREICH-Redakteurin – um gleich ordentlich Schelte abzulassen. „Es ist nicht lustig, wenn die Medien einen dauernd als Oberschwein hinstellen und so versuchen, die Justiz zu beeinflussen.“ Jeden einzelnen Punkt der Vorwürfe könne er widerlegen, werde das beim Staatsanwalt tun. „Wenn man weiß, dass man nix angestellt hat, kann man locker zu allem stehen.“
Gut gelaunt macht Mensdorff Front gegen Anschuldigungen
Er lese ja „dieses ganze Zeug in den Zeitungen“ nicht, höre nur davon. „Ihr habt zum Beispiel geschrieben, ich hätte 20 Mio. Euro verdient – na das will ich doch wohl hoffen“, sagt Mensdorff und lacht. Alles astrein und voll versteuert. Und die Aufregung um seine Jagdgesellschaften versteht er schon gar nicht. „Ich darf wohl überhaupt keine Freunde mehr einladen, weil ja jeder irgendwann mal etwas werden könnte und das dann nicht passt?“ Nix für ungut, meint Mensdorff – und verabschiedet sich formvollendet – mit Handkuss.
ÖSTERREICH: Herr Mensdorff, wie geht es Ihnen damit, fast täglich in Zusammenhang mit neuen vermeintlichen Korruptionsaffären gebracht zu werden?
Alfons Mensdorff-Pouilly: Lustig ist das nicht. Wirklich nicht. Wenn die Medien einen dauernd als Oberschwein hinstellen und versuchen, die Justiz auf diese Weise zu beeinflussen. Es werden einfach irgendwelche Dinge behauptet, ohne Grundlage. Hierzulande machen ja die Medien mehr Politik als die Politiker. Aber wenn man weiß, dass man nix angestellt hat, kann man locker zu allem stehen.
ÖSTERREICH: Die Beschuldigungen gegen Sie sind haltlos?
Mensdorff: Ich kann jeden einzelnen Punkt widerlegen, da ist nirgends etwas schief. Ich lese ja dieses ganze Zeug in den Zeitungen nicht, höre nur über meine Pressedame davon. Ihr habt zum Beispiel geschrieben, ich hätte 20 Millionen verdient. Na, das will ich doch wohl hoffen, dass ich in meinem Berufsleben mindestens so viel verdient habe. Die Hälfte davon hat das Finanzministerium als Steuern gekriegt.
ÖSTERREICH: Man hört aber immer von irgendwelchen dubiosen Geldflüssen, ohne nachvollziehbare Leistungen …
Mensdorff: Was soll das heißen? Das ist völliger Quatsch. Nur mal ein abstraktes Beispiel. Wenn mir jemand Hausnummer eine Million dafür bieten würde, dass ich mich eine Stunde mit ihm unterhalte – dann würde ich mir vielleicht denken: Schön blöd ist der, aber ich würd’s machen. Würden Sie doch auch. Strafbar wäre nur, wenn ich dann einen Teil dieses Geldes verwenden würde, um jemanden zu bestechen.
ÖSTERREICH: Genau das werfen Ihnen manche vor.
Mensdorff: Das weise ich entschieden zurück. Ein völlig haltloser Vorwurf. Dafür wäre ich schon allein viel zu egoistisch: Ich teile nicht, außer mit dem Staat. Von Telekom bis OMV oder was da jetzt alles thematisiert wird – sämtliche Honorare habe ich völlig korrekt versteuert.
ÖSTERREICH: Viel Gerede gibt es um Ihre Jagdgesellschaften, bei denen es mehr um Geschäfte als um Hirsche gehen soll. Unter anderem war der jetzige ÖIAG-Chef und Telekom-Aufsichtsratsboss Beyrer Jagdgast bei Ihnen.
Mensdorff: Der arme Markus Beyrer tut mir wirklich leid. Vor ein paar Jahren war er, damals Generalsekretär der Industriellenvereinigung, einmal zur Jagd bei mir. Als Freund. Und nur zum Jagen. Na und? Hätte ich sagen sollen: Weg mit dir, vielleicht wirst du mal Telekom-Aufsichtsrat? Das ist doch alles lächerlich.
ÖSTERREICH: Rund um solche Einladungen gibt es halt viele Gerüchte, was man sich da alles ausmacht …
Mensdorff: Alles Unsinn. Aber ich darf wohl nicht mal mehr den Kaplan oder Pfarrer aus meinem Ort zum Essen einladen – der könnte ja mal Papst werden, und was dann?
ÖSTERREICH: Sind Sie vom Staatsanwalt schon zur Telekom-Affäre befragt worden?
Mensdorff: Nein, aber ich werde dort wohl die Gelegenheit bekommen, alle Vorwürfe zu widerlegen.
ÖSTERREICH: Weil Sie Ihre Steuerleistung so herausstreichen – was halten Sie von einer Reichensteuer?
Mensdorff: Immerhin verdiene ich nicht nur Geld, sondern habe etwas aufgebaut, Arbeitsplätze in Österreich geschaffen. Das ist auch ein Beitrag. Aber zur Reichensteuer: Wenn sie zweckgebunden wäre, etwa für die Bildung der Jugend, würde sich dem wohl kaum jemand verschließen.