Die Post muss sparen, aber Aufsichtsratschef Michaelis will 17.000 Euro mehr für seine Tätigkeit. Betriebsrat bittet Pröll jetzt um Hilfe.
Es ist der Aufreger der gestrigen Präsentation der Bilanz 2009 der Österreichischen Post: Obwohl das Unternehmen einen harten Sparkurs fahren muss, dem wieder Hunderte Jobs zum Opfer fallen werden, pocht der Aufsichtsrat auf eine Erhöhung seiner Vergütung. Ein entsprechender Antrag ging am Montag (gegen die Stimmen der vier Belegschafts- und eines Kapitalvertreters) durch.
42.000 statt 28.900
Aufsichtsratschef der Post ist ÖIAG-Chef Peter Michaelis (die Staatsholding hält 52 % an der Post). Statt der im Geschäftsbericht bereits verbuchten 25.000 Euro Vergütung will er rückwirkend für 2009 satte 30.000 Euro von der Post. Die anderen Kapitalvertreter sollen statt 20.000 rund 25.000 Euro erhalten.
Dazu wollen Michaelis und Co eine "Vergütung für den Prüfungsausschuss“, die es bislang nicht gab: 12.000 für Michaelis und je 8.000 für die übrigen Mitglieder. Begründung: Andere Firmen würden mehr zahlen. Michaelis kassiert als ÖIAG-Chef 715.000 Euro Jahresgage.
Betriebsrat appelliert an Pröll
Offiziell muss die Erhöhung von der Hauptversammlung am 24. April beschlossen werden. ÖSTERREICH-Recherchen ergeben, dass der Betriebsrat sich bereits an Finanzminister Pröll gewendet hat. Dieser solle "diese Ungeheuerlichkeit stoppen“. Michaelis wehrt sich: Er gebe die Erhöhungen an die ÖIAG weiter.
Der Post ist es jedenfalls 2009 nicht rosig ergangen. Beim Betriebsergebnis (EBIT) gab es gegenüber 2008 ein Minus um 11,9 % auf 149,4 Mio. Euro. Der Gewinn brach um 33 % auf knapp 80 Mio. ein. Der Umsatz ging um 3,5 % auf 2,35 Mrd. Euro zurück. Die Dividende für 2009 soll wie im Vorjahr 1,5 Euro / Aktie betragen; eine Sonderdividende gibt es nicht.
900 Jobs streichen
Bei den beamteten Postlern geht der Stellenabbau weiter. 2009 wurden 1.081 Jobs gestrichen, heuer sollen es laut Postchef Georg Pölzl 800 bis 900 sein – der Großteil durch natürliche Fluktuation. Etwa 500 Postbeamte sind derzeit im Karriere- und Entwicklungscenter (KEC) freigestellt. Rund 150 Postler haben bisher zur Polizei gewechselt.
Mehr Geld für Aufsichtsräte: Kaltenegger fordert VerzichtDer Plan der Post, die Vergütung für ihre Aufsichtsräte zu steigern, stößt auch in der ÖVP nicht auf Sympathie. ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger hat dafür "überhaupt kein Verständnis" und "geht davon aus", dass die Gremien der Post "das abschmettern". Auch die Öffentlichkeit generell und die Post-Mitarbeiter im Speziellen hätten angesichts des geplanten Mitarbeiterabbaus und des schlechteren Ergebnisses dafür kein Verständnis, so Kaltenegger. Kaltenegger fordert aber auch von Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Michaelis selber einen Verzicht auf die Erhöhung: "Ich gehe davon aus, dass der Aufsichtsratsvorsitzende weiß, was dieses Signal bedeutet und seinen Vorschlag zurückzieht". Kaltenegger hat seinen Vorstoß "mit dem Finanzminister beraten". |