Kärntner Uhren

Mister »Jacques Lemans«

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Kärntner Uhrenmarke feiert 50-jähriges Jubiläum – begonnen hat alles mit einer Vision. Jährlich verkauft der Selfmade-Unternehmer Alfred Riedl in 120 Ländern der Welt eine Million Uhren; zugleich bringt man rund 100 neue Uhrenmodelle auf den Markt.

Gegründet 1974 blickt Jacques Lemans auf ein halbes Jahrhundert beeindruckende Firmengeschichte – die Vision verwandelte sich in zeitlose Tradition.

Jacques Lemans Collection

Jacques Lemans firmenzentrale in St. Veit an der Glan.

© JL
× Jacques Lemans Collection

Familientradition. „Mein Ziel war es, eine internationale Uhrenmarke aufzubauen und gleichzeitig in der Region zum wirtschaftlichen Erfolg beizutragen“, erklärt der Gründer und Geschäftsführer Alfred Riedl über die Anfänge von Jacques Lemans. Noch heute verwirklicht der gelernte Elektrotechniker seine Ideen in der Zentrale von Jacques Lemans in St. Veit an der Glan. Inzwischen ist auch sein ältester Sohn in die Geschäftsführung eingestiegen und zeichnet für Modellpolitik und Produktentwicklung verantwortlich, deren Portfolio aktuell 800 Uhrenmodelle und 900 Schmuckmodelle umfasst. Die Hochblüte erlebte man als Partner der Formel 1 (2006 bis 2016) – damals verkaufte man jährlich rund 1,1 Millionen Uhren. „Derzeit liegen wir beim Verkauf bereits 12 Prozent über Plan und hoffen, dass wir wieder die ein Million-Marke knacken. Wir sind Lizenznehmer der UEFA und produzieren die UEFA-Champions-League-Uhr“, so Alfred Riedl. Das Erfolgsgeheimnis hinter der Marke ist, dass von der Idee über erste Skizzen bis zum endgültigen Design, Produktion, Marketing und Vertrieb im eigenen Haus erfolgen. Der Preis sollte für jedermann leistbar sein, liegt er doch zwischen 90 und 250 Euro. Heute gehört zum Jacques Lemans-Imperium auch die Burg Taggenbrunn (Investitionsvolumen: 108 Mio. Euro) mit einem Boutique-Hotel mit 32 Zimmern und 42 Hektar Weingärten – bei vollem Ernteertrag ergibt die Produktion rund 250.000 Flaschen.

Burg Taggenbrunn: Jacques Lemans-Jubiläumsausstellung

Jacques Lemans Collection

Die Zeitgöttin von André Heller am Eingang zum Weingut Taggenbrunn.

© Stelzmüller
× Jacques Lemans Collection

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums wurde auf der Burg Taggenbrunn die Jacques Lemans-Ausstellung eröffnet. Gezeigt werden die Meilensteine der Firmengeschichte von der ersten Uhr bis zur umweltfreundlichsten Uhrenkollektion der Welt – der innovativen Solaruhr Eco Power, die ohne Batterien auskommt. Sehenswert ist auch die historische Dauerausstellung über die Burg Taggenbrunn mit ausgewählten Fundstücken wie Münzen, Keramiken oder Waffen, sowie die multimediale und interaktive Ausstellung „Zeiträume“, kuratiert vom Multimediakünstler André Heller. Hier tritt man in das größte Kaleidoskop der Welt und eine Weltzustandsmaschine.

Jacques Lemans Collection

Taggenbrunn: Weingut mit Boutique-Hotel, Heurigen und Burg mit Café Restaurant.

© JL
× Jacques Lemans Collection


Interview: Alfred & Andreas Riedl – »Wir bauen die nachhaltigste Uhrenkollektion der Welt«

Sie setzen in der neuesten Uhrengeneration auf ein Solarwerk und Apfelleder.

Insider: Die Kärntner Kult-Uhrenmarke wird heuer 50 Jahre alt. Sie blicken auf eine beeindruckende Firmengeschichte zurück. Wie kamen Sie auf die Idee, Uhren zu erzeugen?
Alfred Riedl: Als gelernter Elektrotechniker absolvierte ich eine zusätzliche Ausbildung bei Siemens und wollte nach Abschluss in der großen weiten Welt – in Südamerika – mein Geld verdienen. Doch ich blieb in Deutschland, denn während meiner Fachausbildung spielte ich beim FC Starnberg Fußball, dessen Sponsor sein Geld mit der Uhrenmarke „Corona“ verdiente. Und wie der Zufall im Leben so spielt, bekam ich die Gelegenheit, im Betrieb des Sponsors mitzuarbeiten, schon mit dem Hintergedanken, gemeinsam mit dem Eigentümer einen internationalen Uhrenkonzern aufzubauen. Meine Idee war es auch, auf internationalen Uhrenmessen (Belgrad und Prag) auszustellen. Die Messen waren ein Erfolg. Mein Partner meinte: „Bei dir läufts wirklich gut - ich bin eh vermögend“ – und hat mir dann seine Firma zu einem recht günstigen Preis verkauft. So bin ich in der Uhrenindustrie gelandet. Die Firmengründung erfolgte 1974 in St. Veit an der Glan. In den ersten Monaten spielte ich eine One-Man-Show, bevor zwei Vertreter dazukamen. Heute beschäftigen wir 200 Mitarbeiter in der Produktion und ca. 130 im Vertrieb.

Die erste Jacques Lemans Uhr. 

Die erste Jacques Lemans Uhr. 

© Gerd Köstinger
× Die erste Jacques Lemans Uhr. 

Insider: Wie sind Sie auf den Firmennamen gekommen und was macht die Marke so erfolgreich?
Alfred Riedl: Anfangs lief das Unternehmen mit zwei Namen. Der erste war Corona – lat. die Krone. Der hat mir nicht gefallen und so wollte ich auch nicht starten. Philipp Patek, Michel Herblin, Maurice Lacroix waren klingende und zugleich erfolgreiche Namen. Wir dachten an Jacques Monte, doch da stellte sich heraus, dass es in Frankreich bereits eine kleine Uhrenmarke mit dem Namen gibt. Ohne Frankreich kann man aber keine Weltmarke aufbauen, und so ist dann nach weiteren Recherchen Jacques Lemans als Fantasiename und geschützte Marke entstanden. Ob er der beste ist, weiß man immer erst im Nachhinein (schmunzelt) – er kommt gut an. Der Erfolg liegt aber auch in der Firmenphilosophie, die noch heute gelebt wird. Die Idee von uns war immer die selbe, die auch heute noch gelebt wird: Entwurf – früher mit der Hand gezeichnet, heute am Computer – danach wurde ein Prototyp angefertigt, nach der Freigabe ging dieser in Produktion bis zu Vertrieb, Marketing, Service, alles weltweit aus einer Hand – das macht uns als mittelständische Firma sehr stark. Wir sind von niemandem abhängig und können alles selbst steuern. In großen Konzernen dauert es bis zu einem Jahr, bis man sich zur Serienproduktion entschließt – da haben wir die Uhr schon am Juweliertisch zum Verkauf! Die Entscheidungen werden kurz und schnell getroffen, heutzutage ein echter Vorteil.

Insider: Ihr Sohn Andreas ist vor fünf Jahren 19-jährig ins Unternehmen eingestiegen, und seine beiden jüngeren Geschwister arbeiten ebenfalls für Jacques Leman. Wer ist wofür zuständig?
Alfred Riedl: Diese Frage gebe ich an meinen Sohn Andreas weiter.
Andreas Riedl: Aktuell verantworten mein Vater und ich gemeinsam die Geschäftsführung, und ich bin für die Modellpolitik und Produktentwicklung verantwortlich. Wir bringen pro Jahr rund 100 neue Modelle auf den Markt, davon sind knapp 15 Prozent Prototypen, die nicht in Serie gehen. Mein jüngstes Top-Projekt war die Entwicklung einer Uhrenkollektion für den Fußballverein BVB Borussia Dortmund. Meine Schwester Michaela hat zwei abgeschlossene Marketing-Studien in Wien und Madrid, arbeitete zwei Jahre für einen Kunden von uns in Graz in der Marketingabteilung, kommt im Sommer zurück an den Firmenstandort und wird das Marketing und E-Commercial leiten. Mein jüngerer Bruder Christian durchläuft die „gleiche“ Ausbildung wie ich, ist Lehrling bei Jacques Lemans in Deutschland und durchläuft alle wichtigen Stationen in unserem Betrieb – vom Einkauf bis zum Export. Wenn er in zwei Jahren mit der Lehre fertig ist, kommt er ebenfalls nach St. Veit an der Glan zurück.
Insider: Welche Herausforderungen haben Sie in der Uhrenindustrie erlebt und wie haben Sie diese gemeistert?
Andreas Riedl: Die letzten fünf Jahre waren nicht gerade die leichtesten. Seit die Smart Watches 2015/2016 auf den Markt gekommen sind, hat sich die Uhrenindustrie stark verändert. Die Technologiekonzerne haben ihre Werbemaschinerien in Bewegung gesetzt und die neuen Funktionsuhren ihren Kunden zu Handy oder Tablet dazu geschenkt. Wir sind aber sicher, dass der klassische analoge Uhrenmarkt nie ganz verschwinden wird. Ich bin überzeugt, dass wir den Anteil am Markt halten können, wenn wir besser sind als der Mitbewerb.

Insider: Sie erzeugen Kärntner Uhren – wieviel Österreich steckt in den Uhren?
Alfred Riedl: Es gibt in Österreich keine Uhrenindustrie, und daher schreiben auch wir nicht „Made in Austria“ auf unsere Uhren. 80 % aller Uhrenmarken sind neutral, und weniger als 10% der hochwertigen Uhrenmarken bauen ihre Uhrwerke selbst. Wir haben verschiedene Kooperationen: Die Uhrwerke kommen aus Japan von Seiko/Epson und die Uhrbänder von der heimischen Firma Hirsch. Die Uhren selbst werden mit unserem Know-how und unserer Qualitätskontrolle in China zusammengebaut. Jede Uhr generiert hierzulande 55 Prozent Wertschöpfung. Das kommt wiederum Österreich zugute, denn wir sind ein großer heimischer Steuerzahler und haben keine verschachtelten Firmenkonstrukte.

Neuestes Modell: Eco Power Solar- ohne Batterie. 

Neuestes Modell: Eco Power Solar- ohne Batterie. 

© JL
× Neuestes Modell: Eco Power Solar- ohne Batterie. 

Insider: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Alfred Riedl: Während der Corona-Pandemie haben wir mehr gearbeitet als normal und entwickelten ein völlig neues Modell: die Eco Power ohne Batterie mit Solarwerk.
Andreas Riedl: Die Eco Power Solar ist die nachhaltigste und umweltfreundlichste Uhrenkollektion der Welt! Wir dürfen das tatsächlich so schreiben, weil wir nur umweltfreundliche Materialien wie Holz, Perlmutt und Apfelleder verwenden sowie ein Solarwerk. Das Apfelleder ist ein ganz besonderes Produkt, das wir in die Uhrenindustrie gebracht haben. Die Inspiration dazu kam aus der Taschenindustrie, die mit einer Luxustasche aus Apfelleder geworben hat. Hergestellt wird es aus den Pressrückständen bei der Apfelsafterzeugung. Aus diesem Leder fertigen wir die Uhrbänder, die Lünetten (Umrandung der Zifferblätter) und die Zifferblätter selbst. Es war die erste Kollektion nach dem Lockdown, die wir auf den Markt gebracht haben, und der Fleiß wurde belohnt.


Insider: Wie sieht Ihre Werbe-Strategie für die kommenden Jahre aus?
Andreas Riedl: Jacques Lemans versteht sich als Vollsortimenter – klassisch, sportlich und modisch -, um jeden Typ anzusprechen. Via Social Media möchten wir ein jüngeres Publikum erreichen. Aber wir dürfen auch nicht unsere große Hauptzielgruppe, die 35 bis 60-jährigen, vernachlässigen. Wie jede bekannte Marke setzen auch wir auf bekannte Werbegesichter – etwa Anna Gasser, die erfolgreiche Kärntner Snowboarderin – sie ist unser Werbegesicht seit fünf Jahren. Als neues Testimonial konnten wir heuer den beliebten Schauspieler Tobias Moretti gewinnen.

Jacques Lemans Collection

Burg Taggenbrunn mit Panoramalift, drei Ausstellungsbereichen und 100 Meter langer Rutsche.

© Pedagrafie
× Jacques Lemans Collection


Insider: Was hat Sie veranlasst, die Burg Taggenbrunn zu kaufen und daraus ein Freizeit-Erlebnisrefugium für alle Sinne zu schaffen?
Alfred Riedl: Das war die Idee meiner Frau, einer studierten Agraringenieurin. Wir hatten schon ein 20 ha großes Weingut und wollten in die Weinverarbeitung einsteigen, da boten sich die angrenzenden verpachteten Äcker, die einem Wiener gehörten, geradezu an; und die Burgruine stand unter Denkmalschutz. Die größte Herausforderung nach dem Kauf war also die Sanierung der Ruine – wir planten ein Ausflugsziel mit Café, ein paar Fremdenzimmern, einen Heurigen… Mein Tennisfreund und Ex-Wiener Staatsoperndirektor Ioan Holender besichtigte die Ruine nach der Überdachung des Innenhofs. Er begann plötzlich zu singen und fragte, ob ich mir eine Bühne vorstellen könne – so entstanden die Taggenbrunner Festspiele. Wir hatten hohe Investitionssummen, konnten dafür keine Förderungen einreichen, da wir wegen des Denkmalschutzes nicht wussten, was realisierbar wäre. Step-by-step entstand die Burg mit drei Ausstellungsbereichen, einem Jacques Lemans-Shop, einem Weingut sowie ein Restaurant und ein Boutique-Hotel (beide seit heuer verpachtet). Seit letztem Jahr gibt es einen Panoramalift, einen Kinderspielplatz mit Trampolinen und eine 100 Meter lange Rutsche. Das Investitionsvolumen inklusive Kauf beläuft sich auf 108 Millionen Euro – finanziert aus Eigenkapital.

Interview: Irene Stelzmüller

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