Die Konjunkturkrise ist an Ikea nicht ganz vorüber gegangen, das schwedische Möbelhaus sieht sich in Österreich dennoch als einer der Gewinner. Ikea Österreich sei im zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2008/09 zwar weniger stark als bisher gewachsen. Positiv sei jedoch, dass zuletzt zunehmend neue Kunden zu Ikea Österreich gekommen sind, die bisher in anderen - teureren - Möbelhäusern eingekauft haben, sagt die scheidenden Country Managerin für Österreich, Helen Duphorn.
Duphorn wechselt ab September zu Ikea Portugal. Ihre Jahre in Österreich beschreibt sie selbst als "sehr erfolgreich", sei es doch gelungen, in einem extrem schwierigen Markt weiter zu wachsen. So habe in den vergangenen drei Jahren die Österreich-Tochter des schwedischen Möbelriesen ein Umsatzwachstum von 25 Prozent geschafft - mehr als prognostiziert, sagte Duphorn. Ihre neue Aufgabe bei Ikea in Portugal sieht die Schwedin und leidenschaftliche Seglerin als Herausforderung. Portugal sei der einzige Markt in Europa, der noch nicht vollständig entwickelt sei und erst über zwei Ikea-Häuser verfüge.
Ikea Österreich beschäftigt derzeit 2.400 Mitarbeiter, um 300 mehr als noch vor einem Jahr, zeigte sich Duphorn stolz. Zurückzuführen sei das Plus auf den neuen Standort in Klagenfurt, der im November 2008 eröffnet wurde und 200 Jobs geschaffen hat. 100 Ikea-Mitarbeiter wurden im Zuge der verlängerten Öffnungszeiten aufgenommen - Ikea Österreich hat seit August 2008 von Montag bis Freitag von 9 bis 21 Uhr geöffnet, am Samstag von 9 bis 18 Uhr. Die Diskussionen mit der Gewerkschaft aufgrund dieser verlängerten Öffnungszeiten seien unterdessen beigelegt und hätten sich in ein sehr produktives Gesprächsklima verwandelt.
2007/08 ist der Umsatz von Ikea Österreich um 7,9 Prozent auf 531,6 Mio. Euro gestiegen und damit doppelt so stark wie der Markt. Die Zahlen für 2008/09 werden Anfang Oktober bekannt gegeben. Ein dritter Ikea-Standort für Wien sei nach wie vor geplant - "mittelfristig". Man befinde sich noch immer auf der Suche nach einem geeigneten Standort, sagte Duphorn. Ein konkretes Projekt gebe es aber noch nicht. Um die Marktführerschaft in Österreich zu erreichen - ein Ziel, das Ikea nach wie vor anstrebe - seien aber weitere Ikea-Häuser notwendig, gab Duphorn den Weg vor.
Auch XXXLutz und Kika/Leiner von Krise unbeeindruckt
Auch die beiden größten österreichischen Möbelhändler fühlen sich von der Wirtschaftsflaute nicht betroffen. Im Gegenteil: "Wir sehen uns als Gewinner der Krisenstimmung", sagte XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger. Auch bei Kika/Leiner wird von einer "guten Entwicklung" gesprochen. Wie sich der Trend zum "Homeing" in Zahlen niederschlägt, gaben die Unternehmen nicht bekannt.
Die Leute würden beim Urlaub und beim Auto sparen und ihr Geld lieber in Möbel investieren, sagte Saliger. Dazu käme noch die Angst vor der Geldentwertung. Die Kunden seien bereits im September 2008, also unmittelbar nach den ersten Kursstürzen an den Börsen, vermehrt zu XXXLutz geströmt. Von der aktuellen Stimmung profitieren würden sowohl das Billig- als auch das Hochpreissegment, sagte Saliger.
Ein ähnliches Bildes zeichnet sich bei Kika/Leiner ab: "Bis jetzt sind wir sehr zufrieden", sagte Unternehmenssprecherin Ava Luttenfeldner. Ob die Kunden eher billig oder teuer kaufen, kann aber auch hier nicht beurteilt werden. Das Geld wird laut der Sprecherin aber nicht nur in Möbel, sondern auch in Deko-Artikel gesteckt.
RegioPlan: Möbelhandel wird heuer stagnieren
Die optimistische Aussagen der Branchenkenner werden vom Standortplaner RegioPlan nicht bestätigt. "2009 rechnen wir mit einer Stagnation, denn die Wirtschaftskrise trifft die langfristigen Branchen zuerst und am meisten", sagte RegioPlan-Geschäftsführerin Hanna Bomba-Wilhelmi in einer Aussendung. Insgesamt soll der Möbelhandel heuer 4,14 Mrd. Euro umsetzen (+0,5 Prozent gegenüber 2008). Im vergangenen Jahr wuchs die Branche noch um 2,1 Prozent auf 4,12 Mrd. Euro.
Im Möbelhandel spielen laut RegioPlan die Zusatzsortimente wie Vorhänge, Lampen oder Bilder eine "immer wichtigere Rolle". Für Raumausstattung und Hausrat werde inzwischen genauso viel ausgegeben wie für Möbel selbst. Die Händler hätten dieses Potenzial längst erkannt und reagieren darauf mit Sortimentserweiterung. Dadurch komme es aber immer mehr zu Überschneidungen zwischen Baumarkt-, Möbel- und Elektrohandel, so RegioPlan.