Nabucco: Start mit Gas aus Irak und Aserbaidschan
01.10.2009
Reinhard Mitschek, Chef der Nabucco-Projektgesellschaft, will die Einspeisung der Röhre flexibel halten.
Die Pipeline unter Federführung der OMV soll zunächst mit Gas aus dem Irak und dem Aserbaidschan starten, voraussichtlich im 4. Quartal 2014 mit zunächst 8 Mrd. Kubikmeter. Eine Anbindung an den Irak sei geplant.
Nabucco habe den Vorteil, dass sie deutsche mit türkischen Gasspeichern verbinde und daher quasi als 3.300 km langer Gashub fungieren könne, denn das Gas kann in beide Richtungen je nach Notwendigkeit transportiert werden, so Mitschek. Das Pipeline-Projekt werde auch weitere Investitionen in den Transitländern etwa für Gasspeicher auslösen. Bulgarien etwa sei zu 100 Prozent von russischen Gasimporten abhängig.
Irak sei auch deshalb als Lieferant interessant, weil dort bereits Erdgas gefördert werde. Darüber hinaus haben sich die Nabucco-Partner OMV und MOL Mitte Mai mit einem Anteil von je 10 % an der Pearl Petroleum Company Limited beteiligt, die 2 große Gasfelder der Autonomen Kurden-Region im Nordirak entwickelt und Gas aus dem Khor-Mor-Feld fördert.
Nabucco soll keine Gasquellen ausschließen
Mitschek unterstrich darüber hinaus, dass man keine Gasquellen in der Region ausschließe - auch russische nicht. Welches Gas eingespeist werde, hänge von den Kunden ab. An den bisherigen Gesamtkosten für das Mega-Projekt von rund 7,9 Mrd. Euro hält man fest. Zwar werden diese evaluiert, neue Zahlen wolle man zunächst nicht veröffentlicht, weil sich die Kosten etwa für Stahl, Bauarbeiten, Ingenieurleistungen laufend ändern.
Die zugesagte EU-Förderung in der Höhe von 200 Mio. Euro wurde bereits bei der EU-Kommission beantragt. Wann das Geld bewilligt werde, sei aber noch nicht abschätzbar, so Mitschek. Die Projektkosten von 2003 bis Ende 2009 bezifferte er mit 40 Mio. Euro. Derzeit seien rund 15 Mitarbeiter in Wien beschäftigt. Bis zur finalen Investitionsentscheidung Ende 2010 soll sich diese Anzahl verzehnfachen.
Aufgrund der geänderten Finanzierungsbedingungen infolge der Krise habe man den geplanten Anteil der Geschäftsbanken an der Finanzierung reduziert und will mehr Geld von institutionellen Geldgebern wie der EBRD, der EIB und der Weltbank-Tochter IFC erhalten. Zusätzlich führe man Gespräch mit den Exportbanken in Europa, Japan und USA. Zwischen 100 und 150 Mio. Euro seien bei der finalen Investitionsentscheidung notwendig, um die Bauarbeiten zu starten.
Die Ratifizierung des Staatsvertrages mit der Türkei im Juli, der Rechtssicherheit für 50 Jahre bietet, soll bis Jahresende ratifiziert werden. Die Hälfte der Kapazität der Pipeline, die dem doppelten Gasverbrauch Österreichs entspricht, ist für die Nabucco-Gesellschafter vorbehalten. Die Gasanteile untereinander seien aber noch nicht fixiert, betonte Mitschek. Die Türkei hat in der Vergangenheit einen höheren Anteil für sich beansprucht.
Derzeit wird den einzelnen Transitländern privatrechtliche Unterstützungsabkommen verhandelt. Der Open-Season-Prozess, dass Anbieten von Lieferkapazitäten ist für die erste Jahreshälfte 2010 vorgesehen und wird zwischen vier bis sechs Monate dauern. Aus dem Kundeninteressen sich auch etwa Gaseinlass und -auslasspunkte ergeben. Zudem muss noch die Gasqualität an das europäische Niveau angepasst werden. Die Transportverträge sind eine wichtige Grundlage für die Verhandlungen mit den Geldgebern. Ende 2010 ist wie bisher die finale Investitionsentscheidung geplant, so Mitschek.
Stolpersteine für das Projekt sieht der Nabucco-Geschäftsführer zwar keine, aber eine politisch stabile Situation in Zentralasien sowie im Irak seien naturgemäß eine wichtige Voraussetzung für die Investition. Mitschek betonte, dass zwar der prognostizierte Gasverbrauch für Europa aufgrund der Wirtschaftskrise zurückgehe: 2030 soll er rund 656 Mrd. Kubikmeter statt wie bisher angenommen 700 Mrd. m3 betragen. Aufgrund sinkender Gasproduktion in Europa, derzeit werden 200 Mrd. m3 Gas gefördert, soll das Differenz für die EU 27 rund 600 Mrd. m3 ausmachen.
Neben der OMV sind an dem Pipeline Projekt auch RWE, MOL, die türkische Botas, die Bulgarian Energy Holding sowie die rumänische Transgaz beteiligt. Der Baubeginn soll 2011 starten, das ersten Gas Ende 2014 transportiert werden. Die maximale Transportkapazität beträgt 31 Mrd. m3 Gas, kann aber bei Bedarf auch weiter ausgebaut werden.