Binnenmarktkommissar Barnier will Urteile über kriselnde Länder vorübergehend nicht veröffentlichen.
Die EU-Kommission will die Macht der Ratingagenturen beschneiden. Einen entsprechenden Reformvorschlag präsentiert EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier heute (Dienstag/15.00) in Straßburg. Demnach soll es Ratingagenturen vorübergehend verboten werden können, Urteile über kriselnde Euro-Länder zu veröffentlichen. Dahinter steckt der Vorwurf, dass die Bonitätswächter die Lage einzelner Länder falsch bewerten und mit ihren Urteilen die Krise beispielsweise in Griechenland verschärfen.
Kontrolle über Methodologie
Um Ratings vergleichbar zu machen, will Brüssel der EU-Wertpapieraufsicht ESMA eine Kontrolle über die Methodologie der Ratings geben. Ziel ist ein einheitlicher Kriterienkatalog für alle. Auftraggeber sollen zudem verpflichtet sein, alle drei Jahre die Ratingagentur zu wechseln, damit es keine "Gefälligkeitsratings" gibt. Für fehlerhafte Benotungen sollen Ratingagenturen erstmals haften.
Die Branche, die von drei Marktführern Standard & Poor's, Moody's und Fitch beherrscht wird, läuft Sturm gegen die Pläne. Damit sie Gesetzeskraft erhalten, müssen die EU-Mitgliedsstaaten und das Europaparlament zustimmen. Dies dürfte nicht vor Ende 2012 der Fall sein.