Konkurs

Niedermeyer: ›Die Pleite schmerzt‹

06.04.2013


Christian Niedermeyer verkaufte die Elektrokette vor 14 Jahren.

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Die Schwedenbomben konnten in letzter Sekunde vor der Pleite gerettet werden. Für ein anderes Traditionsunternehmen kam jede Hilfe zu spät: Niedermeyer schlitterte in die Insolvenz. 53 der insgesamt 98 Filialen werden geschlossen. 279 Mitarbeiter verlieren ihren Job – so die bittere Bilanz des radikalen Kahlschlags.

Emotionslos.
Millionenerbe Christian Niedermeyer (59) – sein Vater Helmut gründete 1958 die Elektrokette – verkaufte das Unternehmen vor 14 Jahren an maxmobil (heute T-Mobile). Die Pleite geht vor allem den betagten Eltern und Firmengründern sehr nahe. Ihr Lebenswerk ist ruiniert. „Mich schmerzt es auch, aber nicht so heftig wie meine Eltern. Ich habe seit dem Verkauf emotional mit dem Unternehmen abgeschlossen“, so Niedermeyer.

Seither genießt Niedermeyer sein süßes Leben als Privatier. Mit seiner Frau Petra pendelt er zwischen Wien und Marbella. „Vier Monate im Jahr lebe ich in Spanien“, so Niedermeyer. Vor 18 Monaten wurde der Millionär zum vierten Mal Vater eines Sohnes. Seither hat sich der passionierte Partytiger aus dem Societyleben zurückgezogen.

Analyse.
Schuld an der Pleite ist für Niedermeyer vor allem das Unvermögen der Manager. „Es wurden einige Kardinalfehler begangen“, so der Ex-Inhaber. Die Elektrokette ganz vom Markt verschwinden zu lassen, hält Niedermeyer für Nonsens. „Das wäre falsch, denn da stecken 56 Jahre Werbewert drinnen.“

 

ÖSTERREICH: Herr Niedermeyer, wie sehr schmerzt es Sie, dass die Handelskette, die Ihr Vater gegründet hat, in die Insolvenz geschickt wurde?
Christian Niedermeyer: Es schmerzt meine betagten Eltern mehr als mich. Als ich das Unternehmen vor 14 Jahren verkauft habe, hatte die Kette einen Jahresgewinn von 140 Mio. Schilling (10 Mio. Euro) und keinen Schilling Bankverbindlichkeiten.

ÖSTERREICH: Sind Sie froh, Niedermeyer vor 14 Jahren verkauft zu haben?
Niedermeyer: Es war absolut der richtige Zeitpunkt zum Verkaufen und seit dem Verkauf habe ich damit auch emotional abgeschlossen. Die Branche ist in den letzten 14 Jahren härter geworden. Damals hatten die Netzbetreiber wie A1, T-Mobile noch kein flächendenkendes Shopnetz. Vor 14 Jahren konnte man mit Handys noch ein gutes Geschäft machen.

ÖSTERREICH: Was sind die Gründe für die Pleite?
Niedermeyer: Der größte Fehler des Managements war, dass nach dem Verkauf an maxmobil (heute T-Mobile) alle anderen Netzbetreiber ausgelistet wurden. Wir waren bis dahin Marktführer am Handysektor, vor Mediamarkt. Das war ein unglaublicher Aderlass. Dann wurden Standorte, die Goldgruben waren, verkauft. Und ohne engagierte Mitarbeiter kann man keinen Erfolg erzielen. Bei mir waren die Mitarbeiter bis in die Knochen motiviert. Die Filialleiter haben mich jeden Freitag angerufen, um mir die Wochenumsätze durchzugeben. Wenn ich in den letzten Jahren eine Filiale besucht habe, dann hatte ich das Gefühl, die Mitarbeiter verkriechen sich in die letzten Löcher.

ÖSTERREICH: Hat Ihnen Ihr Vater wegen des Verkaufs des Familienunternehmens jemals Vorwürfe gemacht?
Niedermeyer: Mein Vater hat mir nie einen Vorwurf gemacht, auch nicht unterschwellig. Er saß bis Mitte der 90er Jahre im Aufsichtsrat und weiß, wie schwer es ist, ein Einzelhandelsunternehmen zu führen.

ÖSTERREICH: Haben Sie kurz einmal daran gedacht, wieder ins Business einzusteigen, um Niedermeyer noch zu retten?
Niedermeyer: Ich könnte es mir schon vorstellen, weil ich weiß, wie man ein Einzelhandelsunternehmen führt. Aber eines ist auch klar: Diesen Job kann man nicht delegieren, da muss man voll anpacken und dann wäre meine Lebensqualität beim Teufel.

ÖSTERREICH: Apropos Lebensqualität: Sie sind jetzt 59, wurden vor 1,5 Jahren nochmals Vater. Wie lebt es sich als später Papa?
Niedermeyer: Ich habe vier Kinder, die zwischen 32 Jahre und 18 Monate alt sind. Für die ersten beiden Kinder hatte ich gar keine Zeit. Bei meinem 18-jährigen Sohn habe ich die ersten fünf Jahre versäumt. Natürlich genieße ich die Zeit mit dem Kleinen. Ich habe ihn jetzt zum ersten Mal auf Skier gestellt.

ÖSTERREICH: Warum haben Sie sich aus dem Societyleben komplett zurückgezogen?
Niedermeyer: Mit dem kleinen Sohn habe ich einfach nicht mehr das Verlangen nach Partys. Er ist jetzt meine größte Freude.

 

 

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