Wien

,Nobody‘ kauft dayli um 1 Euro

04.07.2013

Die Drogeriekette „dayli“ ist pleite und 3.500 Mitarbeiter bangen nun um ihre Zukunft.

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© APA
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Nur wenige Tage nach der Insolvenz des Bauriesen Alpine erschüttert die nächste Pleite Österreich.
dayli, Nachfolger des einstigen Drogerie-Riesen Schlecker ist zahlungsunfähig.
Weder Lieferanten noch Mitarbeitergehälter konnten weiter bezahlt werden – der Schuldenstand beträgt 56 Millionen Euro.

Gestern folgte mit dem Antrag auf ein Sanierungsverfahren der offizielle Schritt.
dayli-Chef Rudolf Haberleitner hat seine Firmenanteile um 1 Euro an die ICU Unternehmensberatung von Martin Zieger verkauft.
 

Rabenschwarzer Tag
Was mit den mehr als 3.500 Mitarbeitern passiert, ist mehr als ungewiss. Bei dayli denkt man an ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell, überlegt ein Franchise-System und will die Waren künftig auf ertragsstarke Filialen aufteilen. Ab heute ist jedenfalls eine AMS-Hotline eingerichtet. Sozialminister Rudolf Hundstorfer sprach von einem „rabenschwarzen Tag“.
 

Wer ist der Retter?
Völliges Rätselraten herrschte gestern um den neuen „dayli-Retter“ Martin Zieger. Er ist in der Branche fast unbekannt – übernimmt einen Herkules-Job: dayli fehlen zumindest 76 Millionen Euro für einen Neustart, die das Unternehmen zuletzt von Banken nicht mehr bekam.

Allein die aktuellen Schulden der von 1.350 auf 783 Filialen geschrumpften Handelskette betragen 60 Millionen Euro. Der letzte Investor Novomatic, der 70 Mio. einzahlen sollte, stieg rechtzeitig vor der Pleite aus.

Der glücklose dayli-Chef Haberleitner hat den Optimismus nicht verloren. Er will Geschäftsführer bleiben, sagt: „Es geht weiter, als wäre nix geschehen.“

 

Textil-Profi Zieger will dayli sanieren

Martin Zieger ist der neue Chef von 3.468 Mitarbeitern in den mehr als 700 Filialen der Drogeriekette dayli. Der Unternehmensberater (ICU) will die Firma trotz Sanierungsverfahrens und 60 Mio. Schulden weiterführen: „Ziel ist, die Finanzierung des Unternehmens und gemeinsam mit Politik und Gewerkschaft möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern.“

Zieger, der früher als Geschäftsführer von Charles Vögele und Palmers tätig war, ist medial völlig unbekannt: Seine Medienagentur hatte gestern nicht einmal ein Foto von ihm.

Den Einstieg bei dayli will Zieger erst gar nicht kommentieren: Er kenne das Konzept und die Geldgeber dahinter nicht. Es sei jedenfalls „kein Job für Schönwetter-Piloten“. Wegbegleiter streuen ihm aber Rosen: „Ein dynamischer Mann, der die Dinge anpackt und nicht blöd ist“, so Handels-Chef Stephan Mayer-Heinisch.

 

daily-Chef im Stress

Rudolf Haberleitner (68) hat Stress. Nicht genug damit, dass dayli pleite ist, ranken sich immer mehr absurde Storys um ihn. Erst vor wenigen Tagen wollte er in Udine einen Finanzinvestor gewinnen – mit dem Ergebnis, dass ihm eine Million in bar gestohlen wurde.

Seit gestern jagt ihn auch noch Plagiatsjäger Stefan Weber – denn unklar ist, wo Haberleitner seinen Doktortitel erworben hat.

Es gilt die Unschuldsvermutung.

 

 

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