Der Pakt der Finnen mit Microsoft macht sich offenbar bezahlt.
Überlebenszeichen von Nokia: Der fast totgesagte Handypionier ist im vierten Quartal dank einer guten Nachfrage nach seinen Lumia-Smartphones in der Handysparte in die Gewinnzone zurückgekehrt. "Wir haben die Erwartungen übertroffen", sagte Nokia-Chef Stephen Elop am Donnerstag. Auch beim Netzwerkbauer Nokia Siemens Networks sei es besser gelaufen. Diese raren positiven Signale nach einer Serie pechschwarzer Nachrichten veranlassten Anleger zu regelrechten Jubelausbrüchen.
Börse jubelt
Die Nokia-Aktie pendelte sich an der Börse in Helsinki bei einem Plus von mehr als neun Prozent ein, zwischenzeitlich lagen die Aufschläge sogar bei 16 Prozent. In den USA kletterten die Scheine sogar um rund 16 Prozent. Nach dem Absturz der Aktie des einstigen Branchenprimus im vergangenen Jahr gibt es allerdings auch genügend Potenzial nach oben.
Die Finnen kämpfen mit dem ebenfalls in Bedrängnis geratenen Windows-Anbieter Microsoft gegen die schier übermächtige Konkurrenz aus Südkorea und den USA. "Auch wenn dies ausnehmend gute Nachrichten sind, werden Investoren wahrscheinlich vorsichtig bleiben und abwarten, ob Nokia im Wettbewerb mit Samsung und Apple diese Leistung in den kommenden Quartalen wiederholen kann", sagte ETX-Capital-Analyst Markus Huber.
Apple und Samsung spielen mit ihren iPhones und Galaxy-Modellen in einer anderen Liga. Allein im nicht ganz so umsatzstarken dritten Quartal wurden 26,9 Millionen iPhones verkauft. Samsung lieferte von Oktober bis Dezember schätzungsweise rund 60 Millionen Galaxy-Handys aus, die mit dem erfolgreichen Google-Betriebssystem Android laufen. Dank dieser starken Marktstellung verzeichneten die Koreaner zuletzt mit einem Gewinn von 6,3 Mrd. Euro ihr fünftes Rekordquartal in Folge. Nokia setzte im Weihnachtsquartal belastet von Liefer-Engpässen 4,4 Millionen Lumia-Modelle ab. Experten hatten zwischen fünf und sechs Millionen prognostiziert. Elop sagte: "Wir sind mit der Lumia-Nachfrage sehr zufrieden."
Insgesamt kamen die Finnen auf 6,6 Millionen Smartphones und insgesamt 86,3 Millionen verkaufte Handys im vierten Quartal - dank ihrer traditionell starken Stellung im Geschäft mit günstigeren Handys ohne Alleskönner-Funktionen. Zugleich verbesserte sich die Marge auf bis zu zwei Prozent. Bisher hatte Nokia eine negative Rendite von sechs Prozent in Aussicht gestellt. Trotz der positiven Entwicklung bleibt der Konzern, der zuletzt Tausende Mitarbeiter entließ und bei den Kosten die Daumenschraube anzog, fürs erste Quartal skeptisch. Das saisonal schwierige Vierteljahr berge wegen der weltweiten Wirtschaftsschwäche und des starken Wettbewerbs Unsicherheiten. Am 24. Jänner gibt Nokia detailliert Einblick ins Weihnachtsgeschäft.
Pakt
Seit mehr als einem Jahr arbeiten die Finnen mit Microsoft zusammen, die Nokia-Smartphones 820 und 920 verfügen über die Windows-8-Software. Letzteres kann drahtlos aufgeladen werden und verfügt über neue Kameratechnologie. Ein Erfolg ist dringend nötig, die Zahlen im dritten Quartal waren tiefrot. In dem Vierteljahr summierte sich der Fehlbetrag auf 943 Mio. Euro - das ist mehr als sechs Mal so viel wie im Vorjahresquartal. Der Umsatz brach um ein Fünftel auf 7,2 Mrd. Euro ein.
Das einstige Sorgenkind Nokia Siemens Networks scheint sich derzeit zu einem stabilisierendem Faktor zu entwickeln. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Siemens setzte im vierten Quartal rund 4 Mrd. Euro um und damit mehr als die Handysparte mit den erwarteten 3,9 Mrd. Euro.