Umsatzmäßig legte der heimische Glücksspielkonzern auf Rekordwert zu.
Der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic des Milliardärs Johann Graf ist auch 2017 dank weltweiter Zukäufe gewachsen. Umsatzmäßig legte das Unternehmen sogar auf einen Rekordwert zu. Der Gewinn sank jedoch wegen mehrerer Einmaleffekte. Belastet haben vor allem die strengeren Spielerschutzbedingungen in Deutschland. Novomatic muss auf seinem wichtigen Markt seine 110.000 Automaten austauschen und hat rund 100 Spielhallen geschlossen.
Auch musste der Konzern, in Österreich Aktionär der teilstaatlichen Casinos Austria, in Italien etwas mehr als 20 Mio. Euro Steuern nachzahlen, weil die italienischen Behörden die Verrechnung der Softwarelizenz mit der italienischen Tochter nicht akzeptiert haben. Die Dollarentwicklung machte dem Unternehmen, das viel in US-Währung absichert, 2017 zusätzlich zu schaffen. Vorstandschef Harald Neumann (Bild) sprach am Freitag vor Journalisten von 20 Mio. Euro Fremdwährungsverlusten. Im Lotteriegeschäft musste der Konzern 20 Mio. Euro wertberichtigen, "weil sich dort die Verträge, die wir abgeschlossen haben, nicht so entwickelt haben, wie wir wollten."
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Unterm Strich sackte der Jahresüberschuss der Novomatic AG im Vorjahr um knapp 61 Prozent auf 61,4 Mio. Euro ab. Der Umsatz legte hingegen um 11 Prozent auf den Rekordwert von 2,53 Mrd. Euro zu, wie Finanzvorstand Peter Stein berichtete. "Wir haben in allen Kernmärkten die Umsätze steigern können."
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stagnierte bei knapp 587 Mio. Euro - "trotz regulatorischer Änderungen und Einmaleffekte", betonte Stein. Das Betriebsergebnis ging von 265 Mio. auf 210 Mio. Euro zurück, geht aus dem Finanzbericht hervor. "Im Zuge der verlustfreien Bewertung von Aufträgen" habe sich die Erfordernis ergeben, eine "Drohverlustrückstellung" für künftige Verluste in Höhe 23,9 Mio. Euro zu bilden, heißt es dort weiter.
Firmengründer und Eigentümer Graf ließ sich für 2017 eine Dividende von 57,5 Mio. Euro auszahlen, nach 50,8 Mio. Euro für 2016.
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Novomatic hat in den vergangenen Jahren in Europa, aber auch in Übersee, rasant expandiert und teilweise für Unternehmen auch zu viel gezahlt. 2017 wurde da vieles eingepreist, man hat sich die zahlreichen Beteiligungen genau angeschaut und eben teilweise abgewertet. Zum Novomatic-Konzern gehören mittlerweile 223 vollkonsolidierte Unternehmen (Anteil über 50 Prozent), insgesamt hat das Unternehmen mit Sitz in Gumpoldskirchen laut seinem Finanzchef mehr als 400 Beteiligungen.
Nun steht Novomatic aber auf der Expansionsbremse. "Die Konzentration liegt nicht mehr auf Kauf, Kauf, Kauf", so Neumann. In den vergangenen Jahren sei es darum gegangen, die Marktführerschaft zu erlangen, daher habe man auch (zu) tief in die Tasche gegriffen. Nun gehe es um das Optimieren des Betriebs und auch darum, Spielerschutzmaßnahmen "vorauseilend" einzuführen - "bevor wir sie eingeführt bekommen". Allein 2017 hat Novomatic rund 650 Mio. Euro investiert. "Bevor sich ein Markt rentiert, vergehen drei bis fünf Jahre."
Zwischenzeitlich ist Novomatic in allen wichtigen europäischen Märkten ein großer bzw. der größte Automatenplayer, etwa in Großbritannien, Deutschland, Italien, Spanien sowie in Zentral- und Osteuropa. Auch in den USA haben die Niederösterreicher den Fuß in der Tür - seit Anfang 2018 gehört der australische Automatenriese Ainsworth Game Technology (AGT) mehrheitlich Novomatic, dieser ist im wichtigen US-Markt präsent.
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In Europa gibt es für Novomatic kaum noch etwas zu einem vernünftigen Preis zu kaufen, so Neumann. "Bei den Arkaden (Spielsalons, Anm.) sind wir in den meisten Ländern eigentlich Marktführer." Im Technologie-/Onlinebereich machten Akquisitionen auch aus regulatorischen Gründen nicht wirklich Sinn. Genau dort, in der Spieleentwicklung, sucht Novomatic händeringend gute Mitarbeiter, 50 bis 100 bräuchte man konzernweit, so Neumann. In Forschung und Entwicklung (F&E) insgesamt hat Novomatic rund 1.000 Leute beschäftigt und bildet Technologieexperten auch selbst aus. Gemeinsam mit den Casinos Austria betreibt Novomatic weiters an der Kremser Donauuniverstität einen Lehrgang für Casinomanager.
Novomatic beschäftigt mehr als 25.500 Mitarbeiter, davon 3.300 in Österreich. In seinem Heimatland setzt der Konzern mit Wett- und Glücksspielautomaten ("Admiral") laut Neumann 250 Mio. Euro um. "Die Ergebnisse sind jedes Jahr steigend." Die Auszahlungen an Kunden lagen im Vorjahr bei 1,1 Mrd. Euro. Im Automatenglücksspiel sind die Gewinnausschüttungsquoten gesetzlich geregelt, sie liegen hierzulande bei 85 bis 95 Prozent.
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Im wichtigen Markt Deutschland machen Novomatic zweierlei neue Regelungen zu schaffen: Seit Mitte 2017 gibt es dort strengere Abstandsregelungen, weswegen Novomatic rund 100 von 700 Spielstätten schließen (und abwerten) musste. "Wir haben eigentlich mit weit mehr gerechnet", so Neumann. Weiters müssen per 11. November 2018 wegen einer neuen Verordnung sämtliche Geräte getauscht werden, es gelten nämlich strengere Spielerschutzbestimmungen. Novomatic hat in Deutschland rund 110.000 Geräte stehen und damit Neumann zufolge einen Marktanteil von etwas mehr als 50 Prozent. 15.000 Automaten stehen in etwa 600 Novomatic-eigenen Hallen ("Löwen"), der große Rest ist vermietet. Nach dem kostspieligen Gerätetausch verlangt der Konzern mehr Miete.
Ein Börsengang sei "derzeit kein Thema", so Neumann auf Nachfrage. Novomatic hatte für Herbst 2017 einen IPO geplant, dann aber doch davon abgesehen. Das Unternehmen will sich lieber anderweitig finanzieren. Im März 2017 schloss Novomatic eine revolvierend ausnutzbare Kreditlinie in Höhe von 1 Mrd. Euro mit einer fünfjährigen Laufzeit ab. Der operative Cashflow betrug im Vorjahr 419 Mio. Euro (2016: 429 Mio. Euro).