"Lokomotive fehlt"

OeNB senkt Wachstumsprognose

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Der Tiefpunkt ist zur Jahresmitte zu erwarten. Keine Inflationsgefahr.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihrer Wachstumsprognose für das laufende Jahr 2013 und das kommende Jahr um jeweils 0,2 Prozentpunkte auf 0,3 bzw. 1,5 Prozent gesenkt. Österreich könne sich dem schwachen wirtschaftlichen Umfeld nicht entziehen, halte sich aber bemerkenswert, meinte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag in Wien. Erst 2015 werde die heimische Wirtschaft im langjährigen Durchschnitt wachsen, nämlich um 1,8 Prozent, prognostizieren die OeNB-Volkswirte. Grund für die Revision seien schwächere Exporte und Investitionen.

Die Nationalbank-Prognose weist nunmehr im Vergleich zu jenen von anderen Instituten und Institutionen die schwächsten Wachstumsraten auf: Die OECD hatte zuletzt für die heimische Wirtschaft ein Wachstum für heuer und das kommende Jahr von 0,5 bzw. 1,7 Prozent vorausgesagt, der IWF von 0,8 bzw. 1,6 Prozent, Wifo/IHS von 1,0/0,8 Prozent bzw. 1,8 Prozent, und die EU-Kommission von 0,7 bzw. 1,9 Prozent. Man habe die Dynamik des Abschwungs unterschätzt, sagte Nowotny heute in Hinblick auf die vielen Revisionen der Prognosen.

Eurozone ist Schwachstelle

Die Eurozone bezeichnete Nowotny "als Schwachstelle der Weltwirtschaft". Während in den USA die Rezession bereits eindeutig zu Ende sei, gelte dies für den Euroraum leider nicht. "Der Euroraum ist eindeutig in einer Rezession", sagte Nowotny. Vor allem habe sie nunmehr auch die Kernstaaten des Euroraumes wie die Niederlande und Finnland erreicht. "Es fehlt eine Wachstumslokomotive", so der Notenbankchef. Auch für Deutschland wird für heuer nur mehr ein Wachstum von 0,4 Prozent prognostiziert und 1,9 Prozent für 2014. Die Deutsche Bundesbank selbst senkte ihrer Prognose für 2013 heute auf nunmehr 0,3 Prozent. 2014 erwartet sie 1,5 Prozent.

Für den Euroraum erwartet die OeNB nunmehr heuer einen realen Rückgang des BIP um 0,6 Prozent, für 2014 eine Zunahme um 1,1 Prozent und für 2015 einen Anstieg um 1,6 Prozent.

Tiefpunkt zur Jahresmitte

Zur Jahresmitte dürfte aber der Tiefpunkt der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung erreicht werde. Danach sollte es wieder Aufwärts gehen. Diese Erwartungen basieren laut Nowotny auf einer deutlichen Verbesserung bei den Exporten und der Investitionsnachfrage.

Da in wirtschaftlich schwachen Zeiten die Inflation zurückgeht, droht von dieser Seite her keine Gefahr. Es gebe aber auch keine Deflationsgefahr, betonte Nowotny. Die OeNB-Ökonomen rechnen mit rückläufigen Inflationsraten. Dahinter stünden sinkende Energiepreise.

Auf den Arbeitsmarkt wirkt sich die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung negativ aus. Die Arbeitslosenquote sollte nächstes Jahr aber nicht über 5 Prozent steigen, so Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft. Österreich werde auch in den kommenden Jahren die niedrigste Arbeitslosenrate in der EU aufweisen.

Positive Leistungsbilanz
Österreichs Leistungsbilanz sollte sich positiv entwickeln. Die OeNB-Volkswirte erwarten geringere Budgetdefizite (ohne Zusatzkosten aus dem Bankenpaket) als das Finanzministerium, nämlich 1,7 Prozent im laufenden und 1,4 Prozent im kommenden Jahr. In der OeNB-Prognose sind nur Zahlen berücksichtigt, für die es bereits Beschlüsse gibt. Der Konsolidierungspfad an sich existiere, so Nowotny.

Die Staatsverschuldungsquoten werden sich laut OeNB von 74,4 Prozent heuer auf 74,0 Prozent und 72,8 Prozent in den kommenden beiden Jahren verringern. Diese Werte liegen über jenen des Ministeriums. Aufgrund der vernünftigen Politik stehe Österreich längerfristig gesehen vergleichsweise günstig da, so Nowotny.

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