Österreich verhandelt in Moskau auf Beamtenebene über eine mögliche Beteiligung an dem russischen-italienischen Gaspipeline-Projekt South Stream, bestätigt das Wirtschaftsministerium. Im Fokus der Verhandlungen steht ein Staatsvertrag, ein sogenanntes "Intergovernmental Agreement", der Österreich die Option für eine Projekt-Teilnahme sichern soll.
Sollte es zu einem Abschluss kommen, dann würden Verhandlungen zwischen der OMV und Gazprom folgen. Im Falle einer Beteiligung Österreichs würde die Pipeline an das zweitgrößte europäische Gasverteilerzentrum Europas in Baumgarten andocken.
Nach Meinung von Johannes Benigni, Chef des internationalen Energieberaters JBC Energy, steht das Gazprom-Projekt, auch wenn es früher fertig wird, nicht in Konkurrenz zum geplanten Nabucco-Pipeline unter Federführung der OMV. Es gab 40 Jahre Versorgungssicherheit, künftig ist sie aber nicht gewährleistet. Daher ist es wichtig, Alternativen für die Gasversorgung Österreichs zu bauen.
Anders sieht es hingegen Georg Zachmann vom Brüsseler Bruegel Institut: Die beiden Projekte könnten sehr wohl konkurrieren, etwa bei der Nachfrage in Europa. Die Lage am Gasmarkt hat sich in den vergangenen Monaten stark geändert. Zudem kommt nach Europa relativ viel Erdgas über Flüssiggas-Tanker aus Nahost. Den Wettbewerb gibt es nicht bei den Ressourcen, sondern bei der Nachfrage, so Zachmann.
South Stream soll bis 2015 fertiggestellt werden und jährlich 63 Mrd. Kubikmeter Gas unter dem Schwarzen Meer nach Südosteuropa bringen, wobei man die Ukraine umgehen will. Russland hat sich für das Projekt bereits Partner aus Bulgarien, Ungarn, Serbien, Griechenland und Slowenien gesichert. Die Baukosten werden auf bis zu 25 Mrd. Euro geschätzt. Nabucco soll ab Ende 2014 Erdgas aus Zentralasien nach Europa bringen und damit die Abhängigkeit der Europäer von russischen Gaslieferungen vermindern. Die Baukosten werden auf rund 8 Mrd. Euro geschätzt. Neben der OMV sind im Nabucco-Konsortium auch die deutsche RWE, die ungarische MOL, die türkische Botas, die Bulgarian Energy Holding sowie die rumänische Transgaz beteiligt. Der Baubeginn ist für 2011 geplant. Die maximale Transportkapazität beträgt 31 Mrd. Kubikmeter Gas. |