Airline gerettet, aber Tickets teurer
Der AUA-Deal: Was Fliegen in Zukunft kosten wird
08.06.2020
Lösung knapp eine Woche vor der geplanten Wiederaufnahme des Flugbetriebes gefunden. Ab jetzt wird sich einiges ändern.
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Rettung in letzter Sekunde: Die österreichische Lufthansa-Tochter AUA wird finanziell aufgefangen. Die Eckpunkte:
- Geldspritze. Die Airline wird mit 600 Mio. Euro vom österreichischen Staat und der Lufthansa aufgefangen.
- Zuschuss und Kredit. Für 450 Mio. Euro steht der Staat gerade: Davon sind 150 Mio. ein Zuschuss in Cash – 300 Mio. sind eine Kreditgarantie, konkret haftet die Republik für 90 Prozent der Kreditsumme.
- Flugzeuge. Die Kredite sind mit AUA-Aktien und den Flugzeugen besichert. Sollte das Geld nicht zurückgezahlt werden, gehen die Jets bzw. gleich die ganze AUA in den Besitz der Republik über.
- 150 Mio. So viel schießt die Lufthansa selbst zu – sie hat sich auch verpflichtet, die Flotte zu modernisieren.
- Beteiligung. Der Staat wird sich aber weder an der AUA noch an der Lufthansa beteiligen. Allerdings: Die Republik besetzt künftig ein Mandat im Aufsichtsrat und gleich zwei im Stiftungsrat der AUA.
AUA-Chef von Hoensbroech (l.) und Lufthansa-Boss Spohr (r.).
Garantie: Standort Wien bleibt 10 Jahre erhalten
Standort. Als Gegenleistung gibt es eine Standortsicherung für die nächsten zehn Jahre. Der Großteil der 7.000 AUA-Jobs soll erhalten bleiben. Ohne Stellenabbau wird es nicht gehen. Aber, so AUA-Chef von Hoensbroech: „In den nächsten ein bis zwei Jahren verzichten wir auf Kündigungen.“ Man werde natürliche Fluktuation nutzen. Punkt 2: Der Vienna Airport als Drehkreuz wird ausgebaut. Die Vereinbarung sieht vor, dass Wien proportional im selben Ausmaß wachsen muss wie die deutschen Drehkreuze Frankfurt und München. Laut Finanzminister Blümel sind bei Verstößen Strafzahlungen vorgesehen.
3. Punkt: ein Klima-Paket für den (Flug-)Verkehr.
Erstattungen. Die Zigausenden offenen Ticket-Rückerstattungsforderungen wird die AUA nun begleichen. „Wir arbeiten den Rückstau ab“, so Hoensbroech.
Airline gerettet, aber Fliegen wird teurer
Durch die Vereinbarung zwischen der Regierung und der Lufthansa werden u. a. Flugtickets teurer, es wird deutlich weniger Kurzstreckenflüge geben – das sei aus Klimaschutz-Gründen notwendig, argumentieren Vizekanzler Werner Kogler und Umweltministerin Leonore Gewessler.
- Dumping-Verbot. Dem 1-Euro-Ticket als Lockangebot wird der Garaus gemacht. Aufgrund neuer Anti-Dumping-Regeln darf in Österreich kein Ticket mehr unter der Höhe der nötigen Gebühren und Steuern verkauft werden: Gewessler rechnet konkret mit einem Mindestpreis von rund 40 Euro.
- Ticketabgabe sofort. Die für 2021 geplante Ticketabgabe von 12 Euro kommt sofort. Bisher waren bei Kurzstrecken 3,50 Euro, bei der Mittel- 7,50 und bei der Langstrecke 13,50 Euro fällig.
- 30 Euro Gebühr unter 350 km. Für Kurzflüge unter 350 Kilometer kommt eine Ticketgebühr von 30 Euro, das betrifft u. a. Flüge von Wien nach Graz und Klagenfurt.
- Kein Flug nach Salzburg. In österreichische Städte, die von Wien-Flughafen per Zug unter dreieinhalb Stunden erreichbar sind, werden Flüge gestrichen. Vorerst gilt das für Linz (war schon gestrichen) und Salzburg – ist der Semmering-Tunnel fertig, kommen schrittweise Graz und Klagenfurt dazu.
Flughafen-Chef spricht Klartext
Also werden Tickets teurer? Flughafen-Wien-Chef Ofner rückte das auf oe24.TV zurecht: Er rechnet, dass wegen geringer Nachfrage reguläre Tickets zunächst billiger werden.