Experten schlagen Alarm: Die Corona-Blase wird früher oder später platzen.
Durch den Fortschritt bei den Impfungen soll Österreich schon im Sommer zur Normalität zurückkehren. Nun schlägt aber die Wirtschaft Alarm: Viele Unternehmen hätten nur durch die Finanzhilfen überlebt – eine massive Pleitewelle steht bevor.
Unternehmensberaterin Claudia Strohmaier zeichnet im Ö1-"Morgenjournal" eine düstere Prognose. Rund ein Drittel der Unternehmensberater habe bereits Schließungen mit Kunden besprochen, ein Viertel bereits konkrete Schließungspläne ausgearbeitet“, so die Expertin. Besonders alarmierend sei es, dass davon auch kleine Betriebe betroffen sind. „Ein kleines Unternehmen trennt sich nun mal nicht so einfach von Mitarbeitern“, so Strohmaier.
Mit Auslaufen der Stundungen Ende Juni wird es zu massiven Liquiditätsengpässen kommen, so die Expertin weiter. „Ich glaube, dass das eine Pleitewelle, wenn ich das so formulieren darf, nach sich ziehen wird."
Wirtschaftstreuhänder: Pleitewellen-Gefahr nicht zu leugnen
Dem Präsidenten der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder, Herbert Houf, fehlen derzeit nachhaltige Perspektiven für die heimischen Unternehmen in der Coronakrise. Die Hilfen hätten zwar gut funktioniert, jetzt sei es aber an der Zeit darüber nachzudenken, wie Hilfe zur Selbsthilfe geschehen kann, damit die Betriebe gestärkt aus der Krise hervorgehen - zumindest jene, die aufgrund einer Pleitewelle nach Ende der Hilfen vor dem Aus stehen, so Houf im ORF-Radio Ö1.
"Die Gefahr einer Pleitewelle kann man nicht leugnen", sagte Houf im "Mittagsjournal". Durch die Liquiditätshilfen seien Insolvenzen aufgeschoben worden. Da die Hilfen nicht ewig weiterlaufen könnten, "wird es sicherlich in der einen oder anderen Branche einen Nachholeffekt geben". Auch hier sei es angebracht, "Begleitmaßnahmen zu überlegen". Es gehe darum, mehr Möglichkeiten zur Fortführung von insolventen Unternehmen zu schaffen. Dann sei die Pleitewelle zwar auch nicht vermeidbar, aber es sei möglich, diese abzumildern.
Um die Unternehmen grundsätzlich zu stärken, müsse deren Eigenkapital gestärkt werden. Hier gebe es Möglichkeiten auf der steuerlichen und auf der Kapitalmarktseite. "Ein ganz wichtiger Punkt ist, das Kapital, das in Österreich vorhanden ist, zu mobilisieren", sagte Houf. So könne ein Ersatz für Staatshilfen geschaffen werden.
Comeback-Plan
Dahingehend seien "steuerliche Bremsen" abzuschaffen. So gebe es steuerliche Vorschriften, die Verlustverrechnungen bei Investitionen begrenzen würden. Überlegenswert sei auch, Ausschüttungen aus Unternehmen der vergangenen Jahre wieder zurückzuführen und die Kapitalertragssteuer zurückzuerstatten. Das Gesellschaftsrecht sollte überhaupt modernisiert werden. Risikobeteiligungen gehörten unterstützt.
Der sogenannte Comebackplan der türkis-grünen Bundesregierung gehe "sicherlich in die richtige Richtung", so Houf. In die Zukunft gerichtete Überlegungen würden dabei helfen, insgesamt eine positive Stimmung zu fördern.