Nur zwei Tage nach Nikis Todestag

Hungerlöhne abgelehnt: Skandal um Aus für Lauda-Airline

22.05.2020

Nur zwei Tage nach dem ersten Todestag von Niki Lauda verlieren 370 Mitarbeiter der Laudamotion ihren Job.

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© APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Ryanair-Tochter Laudamotion schließt ihre Airbus-Basis in Wien per 29. Mai. Das steht seit gestern fest. 300 Flugbegleiter, Piloten und Techniker verlieren damit endgültig ihren Job: „Sie wurden jetzt zur Kündigung angemeldet“, sagt Laudamo­tion-Sprecherin Theresia Vorsteher zu ÖSTERREICH: „Es gibt somit keine Basis mehr in Wien, 19 Flugzeuge, die von Wien aus 80 Destinationen anfliegen hätten sollen, werden von Wien-Schwechat abgezogen.“ Dazu kommen laut Standard 70 Mitarbeiter in der Verwaltung, in Wien soll nur noch ein kleines Büro bleiben.

Der Mutterkonzern Ryanair, der 2019 die Laudmotion von Niki Lauda übernahm, gibt der Gewerkschaft die Schuld am Crash. Sprecherin Vorsteher behauptet: „90 Prozent der Mitarbeiter haben sich für einen neuen Kollektiv­vertrag ausgesprochen. Lieber weniger verdienen als gar nix, war das Argument.“

Die Gewerkschaft Vida lehnte einen neuen Kollektivvertrag jedoch ab. 848 Euro Einstiegsgehalt für Flugbegleiter waren vorgesehen. Vida ließ ein Ultimatum der Ryanair verstreichen, weil das Angebot „klar unter der Mindest­sicherung“ liege.

848 Euro wurden Mitarbeitern geboten

Dieses Einstiegsgehalt liegt klar unter der ­Mindestsicherung in Wien (917 Euro) und noch deutlicher unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle 2019 von 1.259 Euro im Monat für eine Person. ÖGB-Chef Wolfgang Katzian sagte in ÖSTERREICH: „Das ist gesetzeswidrig. Dass einer daherkommt und diktiert und die anderen salu­tieren das ab, das wird nicht passieren.“

Airport Schwechat hofft auf neue Gespräche

Die Gewerkschaft spricht von einer „Inszenierung der Ryanair“. Der Flug­hafen Schwechat hofft indes auf weitere Verhandlungen. Die Mitarbeiter dürften nicht Opfer mangelnder Verhandlungsbereitschaft sein, so der Appell. Die Schließung sei ein „fatales Signal für den Standort“. Für Laudamotion-Sprecherin Vorsteher ist das „Aus“ fix: „Die Mitarbeiter werden gekündigt.“

Gewerkschafter: "Friss oder stirb, das war reine Erpressung"

Daniel Liebhart ist Vorsitzender der Gewerkschaft Vida für Luftfahrt.

ÖSTERREICH: Laudamotion gibt der Gewerkschaft die Schuld, dass die Basis mit 300 Mitarbeitern geschlossen wird.

Daniel Liebhart: Die Verantwortung für die Schließung der Basis in Wien ist ausschließlich beim Management von Laudamotion zu suchen. Laudamotion hatte ohnehin den günstigsten Kollektivvertrag, außerdem bekam Laudmotion durch die Kurzarbeitsregelung noch Geld in Millionenhöhe. Es besteht somit keine wirtschaftliche Notwendigkeit, die Basis in Wien zu schließen. Das Ganze ist nur der Höhepunkt einer langen Inszenierung der Ryainair, die schon lange geplant hatte, Wien zu schließen, um den Kollektivvertrag zu unterwandern.

ÖSTERREICH: Die Schließung war somit reine Absicht?

Liebhart: Genau, so scheint es. Es war schon immer geplant, die Wiener Basis zuzumachen. Das, was geboten wurde, war unterm Mindestlohn. Von Vollzeitarbeit muss man aber Vollzeit leben können. Das war eine reine Erpressungsgeschichte – friss oder stirb.

 

(wek)

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