Ergebniserwartung korrigiert

voestalpine kämpft mit Handelsstreit & Co.

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Den Gewinn zum Halbjahr dämpften auch die Hochofen-Reparatur in Linz.

Der Abgasmanipulationsskandal in der Autobranche, der zuerst bei VW aufgeflogen ist, hat nun in weiterer Folge auch Bremsspuren in der Bilanz des oberösterreichischen Stahlkonzerns  voestalpine  hinterlassen. Die Hersteller, wichtige Kunden der Linzer, kommen mit dem Nachrüsten der Autos infolge der nun strengeren Abgasregelungen nicht nach und stehen vor einer rückläufigen Neuproduktion.
 
Mit zusätzlichen Kosten verbunden war zudem der routinemäßige Austausch eines Hochofens in Linz, der über den Sommer dauerte und mit rund 150 bis 160 Mio. Euro auf das Ergebnis drückt. "Das war der Hauptgrund", erklärte Konzernchef Wolfgang Eder (Bild) beim Aufzählen der Auslöser für den doch recht kräftigen Gewinnrückgang zum Halbjahr.
 
 
Das Ergebnis nach Steuern (vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen) sank gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 18,7 Prozent auf 316 Mio. Euro, der Gewinn je Aktie verringerte sich um 19,1 Prozent von 2,09 auf 1,69 Euro. Auch operativ war die Entwicklung schwächer als im Rekordjahr 2017/18 - das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging um 17,9 Prozent auf 479,5 Mio. Euro zurück. Gestiegen ist dafür der Umsatz - um 5,9 Prozent auf 6,67 Mrd. Euro.
 
Vorerst ist keine Besserung in Sicht. "Wir sehen uns genötigt, die Ergebniserwartung für das Gesamtjahr zu korrigieren", räumte Eder ein. Denn die "Abkühlung des europäischen Automobilsektors wird sich über das zweite Halbjahr hinziehen - nach drei, vier sehr starken Automobiljahren", erwartet der Konzernchef. Ein weiterer Grund seien "die Verwerfungen der internationalen Handelsströme, die in der zweiten Jahreshälfte zunehmen werden - da sollten wir uns nichts vormachen".
 
 
Abgesehen vom internationalen Handelsstreit, der von US-Präsident Donald Trump angezettelt wurde, kämpft die voestalpine in Nordamerika mit weiteren Widrigkeiten: das Hochlaufen von neuen Werken im Automotive-Bereich ist mit zusätzlichen, also über Budget liegenden, Kosten verbunden und die erst zwei Jahre junge HBI-Anlage in Texas stand im September und im Oktober jeweils zwei Wochen still, einmal wegen Hochwassers und einmal wegen eines Brandes infolge einer defekten Gasleitung, wie es heute hieß.
 
Im Gesamtjahr 2018/19 erwartet das Management daher aus aktueller Sicht ein operatives Ergebnis (EBITDA) von "knapp 1,8 Mrd. Euro" bzw. ein Betriebsergebnis (EBIT) von "etwas unter 1 Mrd. Euro". "Wir verlieren da rund 200 Mio. Euro zum Vorjahr, voraussichtlich", so Eder.
 
 
Zuvor hatte man mit Ergebnissen auf Vorjahresniveau gerechnet, also mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 1,95 Mrd. Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,18 Mrd. Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 hatte die voestalpine das EBIT allerdings um 43 Prozent gesteigert und damit erstmals die Milliardenmarke geknackt, das EBITDA war um fast 27 Prozent ebenfalls auf Rekordniveau gewachsen.
 
"Seit September haben sich die Voraussetzungen auf den Märkten und die handelspolitischen Rahmenbedingungen doch verändert, wir gehen aber davon aus, dass es keine 'Crash'-Szenarien geben wird", sagte der voestalpine-Chef. Er rechnet auch mit einer "Verdoppelung bis Verdreifachung der CO2-Kosten", bisher belief sich der Konzernaufwand auf 20 bis 25 Mio. Euro pro Jahr. Angesichts der Trennung der Strompreiszone zwischen Deutschland und Österreich seien auch die Strompreise im Steigen begriffen.
 
 
"Wir haben zwei bis, in manchen Regionen, drei Jahre einer hervorragenden Konjunktur hinter uns", betonte Eder und sprach von "keiner besonderen Dramatik". "Die Ambition, die wir hatten, macht uns die Konjunktur zunichte."
 
Die voestalpine beschäftigte im ersten Halbjahr weltweit 51.931 Mitarbeiter (plus 2,6 Prozent) an etwa 500 Standorten. Im steirischen Mürztal, in Kapfenberg, errichtet der Konzern derzeit ein neues Edelstahlwerk, in das insgesamt Investitionen von 330 bis 350 Mio. Euro fließen.
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