Wut-Interview

Lauda über NIKI-Pleite: „Sauerei“

16.12.2017

Das Wut-Interview: NIKI-Pleite empört Niki Lauda.

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© TZ ÖSTERREICH/Fuhrich
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Niki Lauda kämpft um seine frühere Airline. Er will NIKI zurück, verhandelte bereits in Frankfurt mit dem Masseverwalter der seit Mittwoch insolventen Fluglinie.

Massiv kritisiert Lauda im ÖSTERREICH-Interview (siehe unten) die Vorgehensweise der Lufthansa. Eigentlich sollte diese die österreichische Fluggesellschaft übernehmen. Doch der deutsche Branchenführer blies den Kauf letztlich ab. Kartellrechtliche Bedenken der EU-Kommission seien der Grund, heißt es. Lauda, wütend: „Die Lufthansa hat es genau so geplant, wie es jetzt ist.“

Österreicher müssen Rückkehr selbst bezahlen

Kein Job. 1.000 Piloten und Flugbegleiter von NIKI wissen nicht, wie es weitergeht. Bereits gebuchte NIKI-Tickets sind wertlos. 40.000 Passagiere sind betroffen, sitzen teilweise an ihren Urlaubsorten fest. Darunter auch die Familie von Filmemacher Danny Bellens (My Jurassic Place), der in Niederösterreich lebt: „Wir buchten einen 4-Sterne-Urlaub in Teneriffa“, sagt er zu ÖSTERREICH: „Mittwoch am Abend erfuhren wir via oe24-App von der NIKI-Pleite.“

Ursprünglich hätte die Familie – wie viele andere Österreicher auch – am Samstag nach Wien zurückfliegen sollen. Der Flug wurde gestrichen. Veranstalter Alltours fliegt die Österreicher heute von Teneriffa nach Zürich. Das war’s dann: „Die Weiterreise von Zürich nach Wien müssen wir selbst organisieren und auch bezahlen“, klagt Danny Bellens. Als Begründung meinte die Dame von Alltours lapidar: „Zürich ist doch nicht so weit von Wien entfernt …“

Lauda: »Frist bis Montag für Angebot, NIKI zu kaufen«

ÖSTERREICH: Herr Lauda, wie steht es um Ihre Bemühungen, NIKI zurückzukaufen?

NIKI Lauda: Wir waren am Freitag in Frankfurt und haben mit dem Insolvenzverwalter Kebekus gesprochen, um zu erfahren, was für Assets – also zum Beispiel wie viele Flugzeuge – NIKI jetzt noch hat. Und da waren wir sehr überrascht zu hören, dass es nur zwei bis drei Flieger sein sollen.

ÖSTERREICH: Wie geht das?

Lauda: Die Lufthansa hat, um eine Zwischengenehmigung für NIKI zu erhalten, einige NIKI-Flieger gekauft und ist für die anderen als Lufthansa in die Lease-Verträge eingestiegen. Wenn sie nun NIKI aus Wettbewerbsgründen nicht bekommt, müsste die Lufthansa diese Flieger laut EU zurückgeben – das tut sie aber anscheinend nicht, beruft sich mit einem Gutachten auf eine rechtliche Grauzone.

ÖSTERREICH: Wie geht es für Sie jetzt weiter?

Lauda: Wir haben den Insolvenzverwalter ersucht, uns bis Montag definitiv mitzuteilen, wie groß NIKI wirklich ist. Das bestimmt den Preis, dann kann ich ein Angebot abgeben. Zwei bis drei Flieger zu kaufen macht keinen Sinn, und die Slots – also Start- und Landerechte – um die es geht, sind ja für die ursprünglich 21 NIKI-Jets.

ÖSTERREICH: Was ist Ihr Eindruck von der ganzen Causa?

Lauda: Ehrlich gesagt bin ich entsetzt. Nach dem, was wir am Freitag erfahren haben, war das alles von der Lufthansa genau so geplant. Nach dem Motto: Wir zeigen in Brüssel Interesse an NIKI, rechnen aber eh nicht damit, dass uns der Deal genehmigt wird. Dann wird NIKI durch Insolvenz zerschlagen, wir als Lufthansa haben die Flieger, die Slots gehen an die Slot-Koordinationsstelle zurück und von dort holen wir sie uns wieder. Das sieht nach einem klaren Plan aus und ist ein unglaublicher ­Affront, eine Sauerei.

ÖSTERREICH: Sie haben ja immer schon gesagt, das Ganze sei ein abgekartetes Spiel von der Lufthansa – aber nun stellt es sich noch ärger dar als gedacht?

Lauda: Allerdings. Dazu kommt noch: NIKI kurz vor Weihnachten in die Insolvenz zu schicken, sich um 1.000 Mitarbeiter, die ihre Jobs verlieren, nicht zu scheren – das ist moralisch so was von nicht korrekt. War aber alles so geplant von der Lufthansa, um sich die Slots zu sichern.

ÖSTERREICH: Aber Sie wollen NIKI noch retten?

Lauda: Ja. Ich muss bis Montag wissen, wie viele Flieger und Slots NIKI tatsächlich umfasst. Dann kann ich ein Angebot legen. Es muss ja schnell gehen. Die Flugrechte (AOC) für NIKI laufen nach 7 Tagen aus. Angela Sellner

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