NIKI-Pleite:

760.000 Urlauber um Flug betrogen

14.12.2017

Nach dem Aus der Fluggesellschaft ist das Chaos perfekt.

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© APA/Herbert Neubauer
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Mitarbeiter ohne Job. 760.000 Urlauber ohne Flüge. Auch am Tag zwei nach der offiziellen NIKI-Pleite geht das Chaos um das Ende der maroden Austro-Airline weiter. Die wichtigsten Details:

Unglaubliche 40.000 Passagiere, die bis zum 27. Dezember ihren Heimflug gebucht haben, sitzen derzeit im Ausland fest. 15.500 von ihnen haben ihre Reise selbst bei NIKI gebucht und sind ohne Chance auf eine Entschädigung.

Weihnachten bei der Familie fällt für Tausende ins Wasser

  • Allein auf Mallorca sitzen derzeit Tausende fest. Darunter auch: Student Christopher Padrok, der, wie er ­ÖSTERREICH erklärte, Weihnachten nun unfreiwillig und getrennt von seiner ­Familie auf der Balearen-­Insel verbringen muss.
  • Hinzu kommen 350.000 ausgestellte, bezahlte, aber noch nicht angetretene Flüge, auf denen die Passagiere nun sitzen bleiben. Ein Betroffener: Adi Nurschinger (44) aus Wien. Der Unternehmer wollte eigentlich Silvester auf Fuerteventura feiern. Jetzt sind Flugtickets im Wert von 1.100 Euro wertlos.

AUA verschiebt Wartungen und baut Ersatzflüge aus

  • Mehr Glück dürften zumindest alle haben, die ihr Flugticket über ein Reise­büro gebucht haben. Für die 410.000 Fälle werden entweder Alternativangebote geschaffen oder es gibt das Geld zurück. TUI begann beispielsweise gestern schon, Ersatzflüge zu organisieren.
  • Um so viele Urlauber wie möglich wieder heimfliegen zu können, haben andere Airlines ihr Angebot kurzfristig teils massiv aufgestockt. Austrian Airlines hat kurzerhand Flugzeug-Wartungen verschoben und die Flieger wieder aus den Hangars geholt. Ferienflieger Condor fliegt gestrandete Passagiere bei freier Kapazität zumindest wieder nach Deutschland.     

Lauda: "Ich will NIKI haben, hoffe auf schnellen Termin"

ÖSTERREICH: Herr Lauda, Sie wollen NIKI nach wie vor übernehmen und retten. Wie ist jetzt der Zeitplan?

Niki Lauda: Ja, ich will NIKI übernehmen. So schnell wie möglich will ich einen Termin beim Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Da warte ich jetzt auf die Einladung, ich muss ja im Detail anschauen, was er anzubieten hat. Sobald die Einladung da ist, fahren mein Anwalt Haig Asenbauer und ich hin und prüfen das alles.

ÖSTERREICH: Zuletzt hatten Sie im Konsortium mit Thomas Cook und Condor für NIKI geboten. Machen Sie es jetzt alleine?

Lauda: Ja, jetzt mache ich es alleine, damit es schneller geht. Mein Anwalt Asenbauer und ich sind ein eingespieltes Team, verstehen uns blind – wir schauen uns das an und wollen NIKI haben.

ÖSTERREICH: Ursprünglich hatten Sie mit dem Konsortium 170 Mio. Euro geboten. Um wie viel geht es jetzt?

Lauda: Das kann ich noch gar nicht sagen, es hängt ja davon ab, was überhaupt angeboten wird. Dass man aus einer Insolvenz heraus billiger kauft, ist klar.

ÖSTERREICH: Was haben Sie mit NIKI vor?

Lauda: Erst einmal will ich 
NIKI allein übernehmen, dann das Konzept umsetzen, wie es mit Thomas Cook und Condor geplant war. Es geht darum, gleich loszulegen – die Auslastung der Flugzeuge über einen Veranstalter zu garantieren. Die NIKI-Flugzeuge müssen fliegen. Das soll rasch passieren. Aber erst müssen wir sehen, was angeboten wird. (sea)

Expertin: "Geld ist de facto weg"

  • Wer sein Ticket bei einem Reiseveranstalter gebucht hat, ist abgesichert. „Der Veranstalter muss sicherstellen, dass ich nach Hause komme“, so Anja Meyer von der Arbeiterkammer. Wer den Flug selbst gebucht hat, „hat Pech“.
  • Linien wie AUA fliegen gestrandete Passagiere zu Sonderkonditionen nach Hause. „Wir stehen parat“, so Sandra Bijelic von der AUA. Die Regierung will Flüge beauftragen.
  • Das Geld dafür sieht man aber wohl nicht wieder. Die Insolvenz-Ansprüche der Kunden „rangieren weiter unten“, so Stefanie Müller von der Rechtsberatung flightright.de. „De facto ist das Geld weg.“
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