Österreichs Einkaufszentren kommen ins Alter
18.08.2009
Nicht mehr große Neubauten, sondern vielmehr zahlreiche Modernisierungs- und Ausbau-Projekte prägen die österreichische Shoppingcenter-Landschaft. "Eine derartige Fülle von Refurbishments hat es in Österreich noch nie gegeben, ein erheblicher Teil der 188 Einkaufs- und Fachmarktzentren befindet sich sozusagen in der Mauser", sagt ASCS-Obmann Stephan Mayer-Heinisch. Jüngste Daten von Standort + Markt untermauern das.
Die Gründe für den Erneuerungsbedarf sind mannigfaltig: "Einerseits ist es das hohe Durchschnittsalter der österreichischen Shoppingcenter mit 10,9 Jahren - ein Drittel der Zentren ist sogar älter als 18 Jahre. Zudem gibt es 18 EKZ, die sogar mindestens 40 Jahre alt sind, von denen ein Drittel noch nie grundlegend runderneuert wurde. Bei 21 heimischen EKZ fand die letzte Revitalisierung vor mehr als 10 Jahren statt, wie Standort + Markt ermittelt hat", erläutert Mayer-Heinisch vom Austrian Council of Shopping Centers.
Große Neubauten kaum mehr möglich
"Während der Lebenszeit all dieser Shoppingcenter haben sich sowohl das Kundenverhalten als auch das Mieterverhalten geändert, gleichzeitig haben neue Handelsformate einen anderen Flächenbedarf", so Mayer-Heinisch. "Dazu kommt, dass in Österreich kaum noch große, neue Handelsstandorte genehmigt werden, sei es aus Raumordnungsgründen, aufgrund politischer Erschwernisse oder wegen des Widerstands von Bürgerinitiativen. Daher ist die derzeitige Entwicklung hin zum Refurbishment fast zwingend logisch".
Laufende Erneuerungen in ganz Österreich
"Refurbishments finden derzeit in großem Stil im ganzen Bundesgebiet statt", sagt Berater Hannes Lindner von Standort + Markt. "Durch laufende Erneuerungen bzw. Vergrößerungen haben sich etwa die PlusCity in Pasching, das dez in Innsbruck und die Cyta in Völs eine besonders starke Marktposition erarbeitet. Die Generalsanierung des dez in Innsbruck wurde erst im Dezember 2008 abgeschlossen und mit Ausnahme des Wiener Donauzentrums kennen wir kein Einkaufszentrum, das derart häufig, beinahe alle zwei Jahre, umgebaut, erweitert oder modernisiert wurde", sagt Lindner.
"In Wien wird nicht nur das Donauzentrum zum wiederholten Mal erweitert und erneuert, sondern auch die Millennium City mit einem Relaunch im Food-Bereich beglückt. Das SCN prüft ebenso Weiterentwicklungsmöglichkeiten, um gestärkt in den Konkurrenzkampf mit dem künftigen EKZ in Gerasdorf treten zu können. Darüber hinaus soll die Galleria in der Landstrasser Hauptstraße einer Frischzellenkur unterzogen werden", kündigt der Standort-Experte an.
"In Salzburg laufen aktuell gleich mehrere, größere Refurbishments: Vom SCA über das Zentrum im Berg (ZIB) und die Kieselpassage bis zum ehemaligen Forum EKZ. Ebenso umfangreichere Aktivitäten - wenn auch heute noch nicht sichtbar - sind in Oberösterreich zu erwarten: Relaunches des Uno Shopping in Leonding, des SEP in Gmunden und des Traunparks in Wels sowie Flächenoptimierungen in der Arkade Taubenmarkt und im EKZ Passage Linz".
"Die SES (Spar European Shopping Centers) hat mit dem Interspar EKZ Linz-Wegscheid erst unlängst gezeigt, wie ein Relaunch von einem überalterten Nahversorgungszentrum professionell umgesetzt werden kann. Ähnliche gute Beispiele, nämlich die Weiterentwicklung von Interspar-Märkten zu Einkaufszentren, liefert die SES mit dem Atrio (Villach), dem Q19 (Wien) und der kommenden Varena (Vöcklabruck). In Oberösterreich soll weiters soll der X-Garden in Wels auf eine Fashion Mall umgestellt werden und schließlich macht das Refurbishment auch vor großen Zentren nicht Halt: So soll noch im heurigen Herbst die nächste Erweiterung des Haid Centers ins Rennen gehen", beschreibt Lindner die aktuelle Situation in Oberösterreich.
In der Steiermark stehe der Umbau des Innenstadtkaufhauses Kastner & Öhler im Vordergrund der Refurbishment-Aktivitäten: "Nahezu am lebendigen Leib wird K & Ö operiert und zu einem Einkaufsziel der Sonderklasse umgemodelt. Auch im Hinterland von Graz sind Optimierungs- und Erweiterungsmaßnahmen erfolgt: So wurde das salto in Deutschlandsberg im März 2009 um 5.000 auf 15.500 m2 vergrößert und die Arena Fohnsdorf um vier Shops erweitert", erläutert Standort-Experte Lindner.
"In Kärnten ist im zuletzt vor 14 Jahren renovierten Draupark in Villach eine Renovierung ab dem Sommer geplant, der von der Rutter-Gruppe umgesetzte Relaunch des Neukauf in Spittal an der Drau wurde zwischenzeitlich eröffnet und ist als Paradebeispiel für eine qualitative Weiterentwicklung eines bestehenden Handelsstandortes zu sehen", sagt Lindner und ergänzt: "Das Refurbishment bzw. die kontinuierliche Weiterentwicklung machen auch vor jungen Zentren nicht Halt: So wurde erst unlängst das junge M4 in Wörgl durch einen Zubau erweitert und der Murpark in Graz wird laufend optimiert. Nicht selten müssen Einkaufszentren, welche die kritische Größe noch nicht erreicht haben, die Flucht nach vorne antreten: So soll die Arena Mattersburg schon bald einen maßgeblichen Flächenzuwachs erhalten und in St. Pölten überlegen die neuen Eigentümer des Traisenparks, diesen zu erweitern".
"Daneben sind noch die Aktivitäten in Vorarlberg - unter anderen der Relaunch des Suterparks in Hohenems zu nennen. Gespannt darf man übrigens schon auf die Aktiviäten im ehemaligen Leoville (Leobersdorf/Niederösterreich) sein, wo angeblich eine spannende Revitalisierung bereits in den Startlöchern steht. Mit einem starken Betreiber und einem guten Konzept, das sich von jenen des Mitbewerbs klar differenziert, hat dieser Standort im Großraum Wien durchaus seine Möglichkeiten", glaubt Lindner.