OMV kann nur durch Zukäufe wachsen

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Österreichs Mineralölkonzern wird künftig nur noch durch Zukäufe wachsen können, da die mögliche Ausbeute der Öl- und Gasfelder stetig zurückgeht "und wir nicht im Geschäft mit erneuerbaren Energien tätig sind. Unserem Wachstum sind natürliche Grenzen gesetzt", sagt OMV-Boss Wolfgang Ruttenstorfer.

Große Hoffnungen setzt Ruttenstorfer vor allem in die Türkei, die von den drei Kernmärkten der OMV - neben Zentraleuropa und Südosteuropa - der echte "Emerging Market" sei. Während nämlich die Ölnachfrage in Zentraleuropa bis 2020 abnehmen und in Südosteuropa nur leicht steigen werde, sei in der Türkei mit einer Verdoppelung der Nachfrage zu rechnen.

Weiter Interesse an Petrol Ofisi

Obwohl die OMV ihr Ziel, die Mehrheit an ihrer türkischen Beteiligung Petrol Ofisi zu übernehmen, vorerst auf Eis legen musste, legte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer ein Bekenntnis zu diesem Investment ab.

"Wir sind in diesem Unternehmen, um dort definitiv zu bleiben", betonte Ruttenstorfer. Die Türkei sei ideal als drittes Geschäftszentrum der OMV neben Österreich und Rumänien, erklärte der OMV-Chef. Mit den mehr als 3.000 Tankstellen der Petrol Ofisi mit Firmensitz Istanbul habe man in der Türkei einen Marktanteil von rund 30 %, darüber hinaus nehme die Türkei eine Schlüsselposition beim Nabucco-Projekt ein.

Für die Zukunft kündigte Ruttenstorfer eine strategische Verschiebung des Investitionsschwerpunkts weg vom Tankstellengeschäft und hin zu Exploration und Förderung an. Das Raffineriegeschäft werde an Bedeutung verlieren, Gas hingegen immer wichtiger werden, als Übergangs-Energieträger, bis man den Energiebedarf mit erneuerbaren Energien decken könne.

Einbruch bei Raffinerie-Margen

Die Raffinerie-Margen sind von 10,4 Dollar pro Barrel vor einem Jahr auf heute nur noch 2,9 Dollar zusammengeschmolzen, erklärte der für das R&M-Geschäft (Refining and Marketing) zuständige OMV-Vorstand Gerhard Roiss. Laut Studien seien 8 bis 25 % der europäischen Raffinerien gefährdet, es gebe in Europa derzeit eine Überkapazität von etwa 10 %. "Europa hatte immer eine Überkapazität, die aber von den USA abgenommen wurde. Das ist vorbei", schilderte Roiss die geänderte Situation.

Beim Gas gebe es derzeit zwar ein Überangebot - der Verbrauch ist durch die Wirtschaftskrise gesunken - nach 2012 werde das Überangebot aber kein Thema mehr sein, ist Ruttenstorfer überzeugt. Um 2015 sei in Europa sogar mit einer Versorgungslücke von 112 Mrd. Kubikmetern Gas pro Jahr zu rechnen, 2020 wird sich diese Lücke auf 225 Mrd. Kubikmeter vergrößern.

Insgesamt wird die Nachfrage nach fossilen Produkten vor allem nach Treibstoffen in der EU bis 2020 um 13 % auf 558 Mio. t pro Jahr zurückgehen, sagt Roiss. Zwar wird die Mobilität um ein Zehntel zunehmen, andererseits werden der Einsatz von Bio-Treibstoffen und ein deutliche Senkung des Treibstoffverbrauchs von Autos diesen Effekt mehr als ausgleichen.

Die Märkte der OMV haben aber deutlich mehr Entwicklungspotenzial als die EU-27, glaubt Roiss, insbesondere in der Türkei wird die Nachfrage von 30 Mio. t (2007) um 15 % auf 34 Mio. Jahrestonnen (2020) steigen.

Samsun komplett übernommen

Die OMV hält nun auch 100 % der Anteil am türkischen Gaskraftwerk Samsun. Die Übernahme des 20-Prozent-Anteilspakets von Lehman Brothers wurde am 26.11. abgeschlossen.

Zwar wird die mehrheitliche Übernahme des Tankstellen-Betreibers Petrol Ofisi derzeit nicht weiter verfolgt, man sei aber in der Türkei bereits jetzt sehr gut aufgestellt. "Wir haben dort fast mehr investiert als in Rumänien" betonte Ruttenstorfer - wenn man sämtliche Türkei-Akquisitionen zusammenzähle, komme man etwa auf die 1,5 Mrd. Euro, die man seinerzeit für die rumänische Petrom bezahlt habe.

Ein weiteres geographisches Wachstum insbesondere in Osteuropa schließt Ruttenstorfer aus: "Wir wollen gar nicht nach Polen oder in die Ukraine." Die OMV habe jetzt eine Größe erreicht, mit der sie die nächsten 10 Jahre gut überleben könne. Was jetzt viel Sinn mache, seien vor allem Investitionen in den Upstream-Bereich etwa in Nordafrika oder in der Nordsee, dort sei das Geld zu verdienen, "das spielen wir in Zukunft", sagte der OMV-Vorstandschef.

Auch beim russischen Pipeline-Projekt South Stream will Ruttenstorfer mitspielen. "Wir haben Interesse, das österreichische Teilstück zu bauen." Allerdings seien das nur etwa 60 km. Derzeit sei aber noch nicht einmal klar, ob South Stream über Ungarn oder Slowenien nach Österreich geführt werde.

Die Vorstandsposten von Gerhard Roiss - er folgt Ruttenstorfer 2011 als Konzernchef nach - und Helmut Langanger, der ebenfalls das 60. Lebensjahr überschreiten und Ende 2010 aus dem Vorstand ausscheiden wird, sollen 1:1 nachbesetzt werden, kündigte Ruttenstorfer an. Unter den neuen Vorständen könnte durchaus etwa auch ein Rumäne sein, "das muss aber nicht sein".

Vom neuen EU-Energiekommissar Günther Oettinger wünscht sich Ruttenstorfer vor allem, "dass er Nabucco so unterstützt wie das Andris Piebalgs getan hat"

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