OMV landet Milliarden-Deal

Nun hat es doch im 2. Anlauf geklappt: Die börsenotierte OMV übernimmt den türkischen Ölkonzern Petrol Ofisi und legt dafür 1 Mrd. Euro auf den Tisch. Das Geld erhält die türkische Dogan Holding, die bisher einen Anteil von 54,17 Prozent hielt.

Erste Verhandlungen geplatzt
Ein erster Versuch war im November des Vorjahres gescheitert. Die Verhandlungen waren von dem milliardenschweren Steuerverfahren überschattet gewesen, das die Regierung in Ankara gegen Dogan anstrengte.

Mit dem Erwerb von 34 Prozent  an Petrol Ofisi im Jahr 2006 trat die OMV in den türkischen Markt ein und erhöhte ihren Anteil in den folgenden Jahren auf 41,58 Prozent .

Kapitalerhöhung nicht augeschossen
Die OMW schließt zur Finanzierung des Deals eine Kapitalerhöhung nicht aus. Der Konzern betonte, dass man "über eine starke Bilanzstruktur, mit einer hohen Liquidität und einem Verschuldungsgrad entsprechend ihrem langfristigen Ziel" verfüge.

Die OMV fühle sich zu strikter Kapitaldisziplin verpflichtet und werde auf die bestmögliche langfristige Finanzierungsvariante für diese Akquisition zurückgreifen. Klares Ziel sei es, ein starkes Investment Grade Rating aufrechtzuerhalten. "Deshalb wird auch eine Kapitalerhöhung als eine der Finanzierungsoptionen nicht ausgeschlossen", so die OM.

Weiterer wichtiger Schritt
Die vollständige Übernahme von Petrol Ofisi eröffnet für die OMV zahlreiche Chancen in dem stark boomenden türkischen Markt, betonte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer Freitagabend. "Petrol Ofisi verfügt über ein landesweites Tankstellennetzwerk. Wir sind stolz, diese erfolgreiche Firmengeschichte weiterführen zu dürfen und die Position des Unternehmens in der Türkei, die eine zunehmend wichtige wirtschaftliche Rolle in der Region spielt, zu stärken", so Ruttenstorfer.

Die Übernahme sei ein weiterer Schritt im Rahmen der Wachstumsstrategie der OMV, mit der die Türkei, zusätzlich zu Österreich und Rumänien, als drittes Standbein des integrierten Energiekonzerns etabliert werden soll. Neben den zu erwartenden positiven Auswirkungen auf die Ergebnisse des Konzerns, versetze die Transaktion die OMV in eine günstige strategische Position. "Unsere führende Rolle am türkischen Markt eröffnet eine Reihe von Möglichkeiten, nicht nur für das Öl-Marketinggeschäft, sondern auch für andere Geschäftsbereiche des Konzerns, da die Türkei einen strategisch wichtigen Brückenkopf in die rohstoffreiche Kaspische Region sowie den Mittleren Osten darstellt", betonte der Manager.

Petrol Ofisi erwirtschaftet 290 Mio. Euro
Der türkische Markt für Mineralölprodukte weist derzeit einen Verbrauch von rund 29 Mio. Tonnen pro Jahr auf. Schätzungen gehen davon aus, dass sich dieser bis 2015 auf rund 32 Mio. vergrößert, rechnete die OMV vor. Während in Deutschland etwa 570 Personen pro 1.000 Einwohner über ein Auto verfügen, sind es in der Türkei ca. 100.

Petrol hält am türkischen Mineralölgeschäft einen Marktanteil von rund 27 Prozent bei der Treibstoffprodukten und einem Verkaufsvolumen von rund 7,4 Mio. Tonnen im Jahr 2009. Das Unternehmen verfüge über umfangreiche und gut gelegene Lagerkapazitäten von rund 1 Mio.Kubikmeter, dies seien rund 25 Prozent der gesamten Lagerkapazitäten der Türkei, die weiter ausgebaut werden sollen.

Mit rund 2.500 Tankstellen und 1.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Petrol Ofisi 2009 ein Betriebsergebnis (EBIT) von 290 Mio. Euro.