Russland wird nach Darstellung der heimischen Presse enorm vom geplanten Verkauf von Opel an den Autozulieferer Magna profitieren. "Eine halbe Milliarde für geistiges Eigentum", titelte das Finanzblatt "Wedomosti" in Anspielung auf die geplanten 500 Mio. Euro Eigenkapital, die Magna und sein russischer Partner, die halbstaatliche Sberbank, in den Deal einbringen wollen. GM habe Technologie und geistiges Eigentum nicht an die neuen Eigentümer abtreten wollen, dann aber Zugeständnisse gemacht.
"Opel kommt nach Russland", schrieb derweil die Wirtschaftszeitung "RBK": "Die russische Autoindustrie hat sich sehr auf dieses Geschäft konzentriert und wartet nun ungeduldig auf die neue Technologie." In der Zeitung "Kommersant" hieß es, die Beteiligung des russischen Autobauers GAZ an dem Geschäft sei für GM Anlass zu großer Sorge gewesen: "GM will Opel-Technologie nicht in russische Hände verkaufen."
GAZ, der zweitgrößte Autobauer des Landes, soll als technologischer Partner und Türöffner für den umkämpften russischen Markt dienen. Opel soll technisches Know-how für die Liaison liefern und GAZ helfen, sein Ansehen aufzupolieren.
"Kommersant" schreibt weiter, sowohl der russische Präsident Dmitri Medwedew als auch Regierungschef Wladimir Putin hätten den Verkauf an Magna als "möglichen Weg zu neuen Technologien" unterstützt. "RBK" zufolge haben Opel-Experten bereits die GAZ-Fabrik besucht, eine Sachverständigenprüfung abgeschlossen und die Kapazitäten getestet. Die Fachleute seien mit den Ergebnissen zufrieden gewesen.
Die russische Autoindustrie steckt derzeit in der Krise. Bis zum vergangenen Jahr hatte sie Investoren noch begeistert, weil der Automarkt dort so rasch wuchs wie nirgendwo sonst in Europa. Mittlerweile aber ist der russische Autosektor in die Krise geraten, weil auch hier die Nachfrage im Sog der Wirtschaftskrise einbrach.
Im Juli war in Russland der Verkauf von Autos und Kleinlastwagen im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als die Hälfte zurückgegangen, wie der in Moskau ansässige Verband europäischer Unternehmen mitteilte.
Der angestrebte Opel-Verkauf an Magna und dessen russische Partner ist auch aus Sicht der deutschen Wirtschaft ein wichtiges Signal für die Handelsbeziehungen mit Russland. Ein erfolgreiches russisches Engagement bei Opel könne weitere russische Investoren ermutigen, nach Deutschland zu kommen, sagte der Chef des Ost-Ausschusses der Wirtschaft, Klaus Mangold, am Freitag in Berlin.
Für deutsche Autokonzerne und Zulieferer gehe es darum, sich auf dem russischen Markt eine gute Ausgangsposition für die Zeit nach der Krise zu sichern. "Der erste Schritt ist jetzt gemacht. Auf alle Beteiligten wartet aber in jedem Fall noch ein großes Stück Arbeit, bis Opel wieder zu einer Erfolgsgeschichte wird", sagte Ex-Daimler-Manager Mangold.