Der Chef des Opel-Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, sieht durch die GM-Entscheidung, Opel doch nicht zu verkaufen, die Werke in Bochum Kaiserslautern und Antwerpen von der Schließung bedroht. Nun sei "der alte GM-Plan wieder auf dem Tisch", sagte Franz. Das bedeute, dass die drei Werke "akut gefährdet sind". Die Arbeitnehmer würden nun alle Zusagen über Einsparungen zurückziehen und zunächst über das weitere Vorgehen beraten, so Franz weiter.
Der Betriebsratschef erwartet, dass die von der deutschen Bundesregierung im Fall des Opel-Verkaufs zugesagten Finanzhilfen nicht gezahlt werden: "Ich gehe auch davon aus, dass sich die Bundesregierung von GM nicht erpressen lässt, zumal es mit Magna eine andere Alternative gibt", sagte Franz. Es sei auch unwahrscheinlich, "dass GM aus anderen Ländern Geld bekommt, da diese die Zusage nur auf Basis des industriellen Konzeptes von Magna getroffen" hätten.
Der GM-Verwaltungsrat hatte sich am Dienstagabend in Detroit völlig unerwartet gegen den lange geplanten Verkauf des deutschen Traditionsunternehmens entschieden. Der Opel-Betriebsrat hatte kurz zuvor den Weg freigemacht für einen Verkauf an Magna und für den Fall eines Verbleibs bei GM massive Proteste angekündigt.
Die Folgen für die Opel-Mitarbeiter in Europa sind völlig offen. Insgesamt beschäftigt Opel in Deutschland 25.000 und europaweit 50.000 Menschen. Im Folgenden ein Überblick über die Werke in Europa:
RÜSSELSHEIM: Am Firmensitz in der Nähe von Frankfurt arbeiten rund 16.000 Mitarbeiter. Hier laufen jährlich bis zu 270.000 Autos vom Band. Neben der Produktion ist befindet sich in Rüsselsheim das technische Entwicklungszentrum von Opel. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk 1950 komplett neu aufgebaut.
BOCHUM: Auf einem ehemaligen Zechengelände liegen drei Opel-Fabriken. Rund 5.300 Mitarbeiter fertigen hier die Modelle Astra und Zafira sowie Achsen und Getriebe. Pro Jahr laufen etwa 240.000 Autos vom Band. Das Werk besteht seit 1962.
EISENACH: In Eisenach in Thüringen bauen rund 1.800 Beschäftigte den
neuen Corsa. Opel übernahm den traditionsreichen Autoproduktionsstandort im
Jahr 1990.
KAISERSLAUTERN: In Rheinland-Pfalz arbeiten etwa
2.300 Beschäftigte im Komponentenwerk. Sie fertigen Motoren und
Kraftstoffeinspritzungen. Die Produktion begann im Jahr 1996.
SARAGOSSA (Zaragoza): In Spanien fertigt GM mit rund 6.000
Mitarbeitern die Modelle Corsa und Meriva. Pro Jahr werden etwa 490.000
Wagen produziert.
GLEIWITZ: Im polnischen Gleiwitz (Gliwice)
fertigt der Autobauer mit mehr als 3.000 Mitarbeitern vor allem die Modelle
Agila, Astra und Zafira - pro Jahr etwa 190.000.
ANTWERPEN:
Das belgische Werk fertigt jährlich etwa 200.000 Wagen des Modells Astra.
Das Werk mit seinen gut 2.000 Mitarbeitern ist stark von einer Schließung
bedroht.
ELLESMERE PORT: In dem britischen Werk produziert
das Unternehmen etwa 130.000 Astra unter der Marke Vauxhall.
LUTON:
Hier wurden im vergangenen Jahr rund 60.000 Lieferwagen des Typs Vivaro
produziert. Das britische Werk in Luton gilt als schließungsgefährdet.
Insgesamt beschäftigt GM in Großbritannien mehr als 4.500 Mitarbeiter.
WIEN-ASPERN:
In Aspern fertigt General Motors mit 1.850 Mitarbeitern Motoren und Getriebe
für Opel-Modelle wie den Corsa.
ST. PETERSBURG: In dem
kürzlich eröffneten Werk will das Unternehmen jährlich 170.000 Wagen der
Modelle Opel und Chevrolet für den russischen Markt herstellen.