Opel-Zukunft: Mitterlehner kritisiert Zeitverlust

04.11.2009

Nach dem Platzen des Opel-Verkaufs macht sich auch in der österreichischen Regierung Ernüchterung breit. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner kritisiert, dass durch die nun gescheiterten Verhandlungen mit Magna ein Jahr wertvolle Zeit verloren wurde. Er erwarte jetzt "die rasche Vorlage eines tragfähigen Zukunftskonzepts für Opel Europa" und "die Beendigung des Pokerspiels um Finanzierungsmittel der beteiligten Standorte."

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"Ohne rasche Vorbereitung eines neuen Konzepts durch General Motors könnte es große Probleme für mehrere Standorte in Europa geben", befürchtet Mitterlehner. Der Minister geht nicht davon aus, dass die überraschende Wendung negative Folgen für den Opel-Standort Aspern hat - das Opelwerk habe "hohe Fertigungsqualität" und "Entwicklungskompetenz".

Zuversicht für das Werk in Wien-Aspern

GM-Europe unterhält eine Motoren- und Getriebefabrik im 22. Wiener Gemeindebezirk und ist Großkunde bei Österreichs Zulieferindustrie. Mitterlehner bekräftigte allerdings, dass auch GM als künftigem Eigentümer der Zugang zu österreichischen Garantieinstrumenten prinzipiell offen stehe: "Eventuelle Haftungen müssen im Einklang mit dem Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetz (ULSG) stehen."

Metaller-Chef: Wissen nicht, wie es für Aspern weitergeht

Der geplatzte Opel-Verkauf an Magna ist für die Beschäftigen in Wien-Aspern besonders schlimm, denn sie wissen nicht wie es weiter geht, so der Chef der Metallergewerkschaft Rainer Wimmer. Wie die genauen Inhalte der GM-Pläne ausschauen sei noch unbekannt. Jetzt heißt es bei den Verhandlungen "zurück zum Start". Wichtig sei, dass der Standort und Mitarbeiter erhalten bleiben.

Noch gestern hatte sich Magna mit dem Opel-Betriebsrat auf ein europaweites Einsparungspaket von jährlich 265 Mio. Euro für die nächsten 2 Jahre geeinigt. Die 1.800 Opel-Mitarbeiter in Aspern hätten bei einem Verkauf an Magna zur Sanierung 10,6 Mio. Euro beitragen sollen. Überlegt wurde dabei neben individuellen Gehaltsverzichten die erst zu vereinbarende Erhöhung der Kollektivvertragslöhne- und Gehälter nicht wirksam werden zu lassen. Bis zuletzt dürften alle Beteiligungen an den Magna/Deal geglaubt haben, denn noch gestern wurden Briefe auf Magna-Papier verschickt.

GM hatte gestern mitgeteilt, seinen Restrukturierungsplan in Kürze der deutschen und anderen europäischen Regierungen vorzustellen "und hofft auf eine konstruktive Beurteilung". Die jetzige Entscheidung, sei als der "robusteste und am wenigsten kostspielige Ansatz" zu betrachten.

Der GM-Plan umfasst Finanzaufwendungen in Höhe von 3 Mrd. Euro. Dies sei bedeutend weniger, als bei allen Vorschlägen, die im Rahmen der Investorensuche erreicht wurden. GM werde gemeinsam mit allen europäischen Arbeitnehmervertretungen daran arbeiten, einen Plan für Beiträge der Arbeitnehmer zur Restrukturierung von Opel zu entwicklen.

In den deutschen Werken wächst bereits die Angst vor Kündigungen und dem Aus für Opel. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sieht die Opel-Standorte in Bochum, Kaiserslautern und Antwerpen "akut gefährdet". Den GM-Plan, Opel zu behalten und aus eigener Kraft zu sanieren, halten Autoexperten sowie Betriebsräte für unrealistisch. Werkschließungen und Massenkündigungen würden die Folge sein, lauten die Befürchtungen am Mittwoch in Deutschland. Zugleich wächst die Kritik an der deutschen Regierung, die sich schon sehr früh auf den Zulieferer Magna als Käufer festgelegt hatte.

Opel-Aspern-Chef: Werk wird "weiterhin wichtige Rolle spielen"

Trotz der ungewissen Zukunft von Opel zeigt sich der Generaldirektor des GM-Werks in Wien-Aspern, Rudolf Hamp, zuversichtlich, was den Weiterbestand der Motoren- und Getriebefertigung anbelangt: General Motors Powertrain "wird weiterhin eine wichtige Rolle bei den globalen Geschäften für Opel/Vauxhall in Europa spielen."

In Wien wird "die nächste Generation" der verbrauchsarmen Benzin-und Turbomotoren hergestellt, die eine wichtige Rolle in europäischen und anderen Märkten haben werde, sagte Hamp. Aspern, das weltweit größte Motoren- und Getriebewerk von GM, sei "kontinuierlich Benchmark in Qualität und Produktivität".

Am Standort Aspern, an dem aktuell rund 1.800 Mitarbeiter beschäftigt sind, werden seit 1982 Motoren und Getriebe für GM hergestellt. Seither wurden 18 Mio. Getriebe, 10,3 Mio. Motoren und 2,7 Mio. Vierventil-Zylinderköpfe hergestellt. Alleine im Vorjahr wurden 965.000 Getriebe und rund 410.000 Motoren produziert. Wie hoch die Umsätze waren, wird nicht kommuniziert.

Die aktuelle Produktpalette in Aspern umfasst Twinport-Ecotec-Motoren von 1,0 bis 1,4 Liter Hubraum für Opel Corsa, Combo, Meriva und Astra. Des weiteren werden Fünfganggetriebe F17 für Benzin- und Dieselmotoren bis 1,8 Liter Hubraum, Sechsganggetriebe M20 und M32 für Benziner und Diesel bis 2,2 Liter Hubraum sowie Easytronic-Getriebe der Baureihen F13, F17, M20 und M32 hergestellt.

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