Otto Versand bleibt stark

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Während beim langjährigen Konkurrenten Quelle in Fürth die Lichter ausgehen, präsentiert sich Otto seit Jahren in unverminderter Stärke.

Aus dem Konkurrenzkampf der großen, von ihren Gründern und Besitzern geprägten Versandhäuser wie Quelle, Neckermann und Otto sind die Hamburger letztlich als die Gewinner hervorgegangen. Doch bei Otto bemüht man sich, jegliches Triumphgehabe zu vermeiden. Es würde auch zu dem hanseatischen Handelshaus nicht so recht passen. "Wir bedauern die Insolvenz von Quelle, vor allem im Hinblick auf die betroffenen Mitarbeiter", sagt ein Sprecher.

Flexiblen und mobilen Lehrlingen des Konkurrenten will Otto nun den Abschluss ihrer Ausbildung ermöglichen. Gleichzeitig spricht das Management mit dem Insolvenzverwalter über den Kauf von Spezialversendern oder CEE-Töcchter aus dem zerfallenden Quelle-Imperium.

Um die Übernahme der Muttergesellschaft haben sich die Hamburger gar nicht erst bemüht; mit ihrer eigenen Expertise haben sie frühzeitig erkannt, dass der Konzern kaum zu retten ist. "Der Umbau würde 4-5 Jahre dauern, aber so viel Zeit steht nicht zur Verfügung", hatte Otto-Chef Hans-Otto Schrader während der Insolvenzverfahrens gesagt. Nun landen vielleicht ein paar verwertbare Quelle-Reste in der Otto Group.

Der Erfolg von Otto war am Start keineswegs vorherzusehen. Unternehmensgründer Werner Otto kam 1949 später als die Konkurrenten auf den Markt und er war nicht allein. "1950 gab es ein paar hundert Versandhandelsfirmen; davon war mindestens die Hälfte größer als mein Betrieb", erinnert sich der 100-Jährige. Mittlerweile sind die meisten davon verschwunden oder gehören zum Otto-Imperium.

Zwar war es in der Konsumwelle der Nachkriegszeit wegen der stark steigenden Nachfrage für einen Versandhandel möglich, zu beachtlicher Größe heranzuwachsen. Doch längst nicht alle Unternehmer bewältigten die damit verbundenen Herausforderungen und mussten deshalb irgendwann ihre Firma an größere Konkurrenten verkaufen.

Otto setzte vor allem seit den 1980ern, als Werners Sohn Michael die Führung des Konzerns übernahm, auf eine konsequente Internationalisierung in Europa, Nordamerika und Asien, den Wohlstandsregionen der Welt. Und der Konzern erkannte frühzeitig die Bedeutung des Internets und der neuen Medien. Als noch die wenigsten Computer in den deutschen Haushalten ein Laufwerk für CD-ROMs hatten, gab es schon diese Medien von Otto, ebenso wie Auftritte bei dem Online-Vorläufer Btx oder Experimente mit interaktivem Shopping-TV.

Otto war neuen Technologien gegenüber immer aufgeschlossen und insgesamt innovativer als andere, etwa bei der Logistik der eigenen Tochter Hermes, den Bezahl-, Umtausch- und Rückgabemodalitäten oder der Präsentation der Waren. Auch legte sich der Konzern unter dem sozial und umweltpolitisch engagierten Michael Otto ein blitzsauberes Image zu. "Otto war immer schneller und hat mehr auf Qualität gesetzt", sagt ver.di-Handelsexperte Jörg-Dieter Bischke-Pergande.

Das Ergebnis lässt sich heute in Zahlen ablesen. Bei einem Umsatz von 10,1 Mrd. Euro erwirtschaftete die Gruppe vor Steuern einen Gewinn von 129 Mio. Euro. Die Gruppe besteht aus 123 Unternehmen in 19 Ländern und beschäftigt 50.000 Mitarbeiter. Mehr als die Hälfte des Umsatzes kommt aus dem Internet; damit ist Otto der größte Online-Händler Deutschlands und der zweitgrößte der Welt, nach Amazon. Die Zukunftsaussichten beurteilt der Konzern positiv. Der Anteil des Versandhandels am gesamten Einzelhandel steigt wegen des Internets stetig an; gegenwärtig liegt er beim Rekordwert von 7,4 %.

Rund 70 % aller Online-Besteller nutzen gedruckte Kataloge, die Otto in großer Zahl und Auflage unters Volk streut. Die nunmehr heimatlosen Quelle-Kunden werden wohl nicht alle zu Otto kommen, sondern gehen ebenso zu anderen Versand- und Einzelhändlern - nach Branchenkennern dürfte auch Amazon davon profitieren. Aber einen zusätzlichen Umsatzschub könnte es für die Hamburger schon bringen, wenn ein großer Konkurrent das Feld räumt.

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