Papandreou: Griechenland hat EU nicht um Finanzhilfe gebeten
29.01.2010
Das unter hohen Staatschulden leidende Griechenland hat die EU nicht um Finanzhilfe gebeten. Dies machte der griechische Premier Papandreou am WEF deutlich, nachdem ein Zeitungsartikel berichtet hatte, dass mehrere Länder der Euro-Zone Hilfen für Griechenland prüften.
"Wir haben am Montag eine Anleihe über 8 Mrd. Euro ausgegeben, die fünffach überzeichnet war. Wir bitten nicht anderswo um Geld. Wir haben die EU nicht um Finanzhilfen gebeten", sagte Premierminister Giorgos Papandreou bei einer Podiumsdiskussion in Davos, an der auch Spaniens Ministerpräsident José Luis Zapatero und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet teilnahmen.
Seine Regierung habe einen ernsthaften Plan, um Griechenland aus der hohen Verschuldung zu bringen, der der EU-Kommission vorgelegt worden sei. Innerhalb von drei Jahren sollen die Neuverschuldung auf unter 3 % des Bruttoinlandproduktes gesenkt werden, sagte Papandreou. Damit sollten 2012 die Maastricht-Kriterien wieder eingehalten werden.
"Das größte Defizit in meinem Land ist das Vertrauensdefizit, nicht das Finanzdefizit", sagte Papandreou. "Heute wird sich jeder Grieche bewusst, dass wir einen grundlegenden Wandel brauchen."
Griechenland gehört zu den am stärksten verschuldeten Ländern der Euro-Zone. Das Staatsdefizit war 2009 mit 12,7 % so hoch wie in keinem anderen Land der Euro-Zone. Die Schuldenprobleme des Landes haben die Ratingagenturen dazu bewogen, die Kreditwürdigkeit herabzustufen. Das hat Spekulationen über Gefahren für die Euro-Zone ausgelöst. "Wir müssen unser eigenes Haus in Ordnung halten. Die Euro-Zone hilft uns dabei" sagte Papandreou.
Anhaltende Spekulationen um die Staatsfinanzen Griechenlands und Portugals haben am Donnerstag den Euro unter die Marke von 1,4 Dollar gedrückt. Die Gemeinschaftswährung war mit 1,3938 Dollar zeitweise so billig wie seit sechseinhalb Monaten nicht mehr. "Die Sorgen verschwinden nicht, sondern werden eher noch größer", sagte Devisenstratege Matthew Strauss von RBC Capital Markets.
Am Donnerstag erreichten die Renditeaufschläge für zehnjährige griechische Staatsanleihen im Vergleich zur entsprechenden Bundesanleihe neue Rekordhochs. Auch die Kosten für die Versicherung griechischer Schulden gegen Ausfall waren so hoch wie noch nie.