Führungswechsel
Paukenschlag: Konzernspitze von Swarovski tritt ab
30.09.2021CEO Buchbauer und Finanzchef ziehen sich zurück.
Wattens. Beim Kristallkonzern Swarovski mit Sitz in Wattens wird es eine Änderung in der Unternehmensführung geben: CEO Robert Buchbauer und Finanzchef Mathias Margreiter (CFO) ziehen sich mit Oktober zurück. Ihnen sollen mit Anfang des Jahres 2022 externe Manager - also erstmals keine Familienmitglieder - nachfolgen, hieß es. Ein Konzernsprecher sagte, dass es um die "Professionalisierung der Strukturen" und die Öffnung des Unternehmens gehe.
Buchbauer und Margreiter werden dem Konzern aber nicht den Rücken kehren, sondern sie sollen laut Online-"Standard" weiterhin Mitglieder des Verwaltungsrats bleiben, hieß es. Dies geschehe laut Swarovski, um die "Kontroll- und Führungsrollen" zu trennen. Bis die Positionen von CEO und CFO neu besetzt sind, werden die Funktionen intern aus dem Swarovski-Team besetzt, hieß es. Neuer Interims-CEO soll vorübergehend Michele Molon werden und neuer Finanzchef Frederik Westring, bestätigte ein Konzernsprecher gegenüber der APA einen Bericht des deutschen "Handelsblatt". Molon arbeitet bereits seit Jahren bei Swarovski, stammt aber nicht aus der Familie. Wer die Jobs dann fix übernehmen könnte, war noch unklar. Ein internationaler Headhunter sei mit der Suche beauftragt worden. Buchbauers und Margreiters Verträge wären nur noch bis Ende des Jahres gelaufen.
Verwaltungsrat soll "neu konstituiert" werden
Auch der Verwaltungsrat soll "neu konstituiert" und um "unabhängige Mitglieder erweitert" werden. Zu den fünf Familienmitgliedern sollen zwei bis vier weitere Räte hinzukommen, die nicht der Familie angehören. "Die Familieninteressen werden in der neu etablierten Familienholding gebündelt", hieß es in einer Aussendung.
Buchbauer und Margreiter würden sich aufgrund eines "Transformationsprozesses" zurückziehen, der eine Trennung des operativen Geschäfts und der Kontrolltätigkeiten vorsehe. Dies sei bisher, nachdem die beiden Manager sowohl in der operativen Geschäftsführung als auch im Verwaltungsrat tätig waren, nicht der Fall gewesen.
Dem nunmehrigen Abtritt Buchbauers gingen zum Teil medial ausgetragene Konflikte innerhalb des Familienclans voraus. Erst Mitte Juli forderte eine Gesellschaftergruppe rund um Markus Langes-Swarovski - der vor Buchbauer bis März 2020 CEO war - und Marina Giori-Lhota einen Umbau an der Konzernspitze. Sie wollten jemanden an der Konzernspitze sehen, der kein Familienmitglied ist.
Streitigkeiten unter den Swarovskis drehten sich auch stark um die Zukunft des Standortes Wattens. Über 1.000 Mitarbeiter wurden am Stammsitz gekündigt, womit sich einige Familienmitglieder nicht einverstanden zeigten und um den Fortbestand des Standortes fürchteten. Mittelfristig sollen am Hauptsitz in Wattens 3.000 Mitarbeiter beschäftigt sein. Auch die Schaffung einer Swarovski Auslandsholding (SAH) sorgte für massive Verstimmungen. Letztlich landete die Auseinandersetzung vor Gericht, Mitte Juli wurde die Eintragung der SAH ins Firmenbuch aber vom Landesgericht Innsbruck genehmigt.
Starke wirtschaftliche Einbußen
Das Unternehmen musste nicht zuletzt aufgrund der Coronakrise starke wirtschaftliche Einbußen verkraften. Laut "Standard" brach der Umsatz seit 2019 von 2,7 auf 1,7 Mrd. Euro ein. Swarovski teilte mit, dass es sich nun im "erschwinglichen Luxussegment" repositionieren wolle.
Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass sich Swarovski von seiner hauseigenen Fluglinie Tyrolean Jet Services (TJS) trennen will. Es stünden "Überlegungen im Raum, wonach TJS in einem Share-Deal an externe Partner und Investoren verkauft werden könnte", hieß es gegenüber der "Tiroler Tageszeitung".
Zudem gab es Neuigkeiten im Personalbereich bei der Swarovski Optik mit Sitz in Absam in Tirol, die auch Teil der Unternehmensgruppe Swarovski ist. Andreas Gerk wird neuer Vorstand im Bereich Technik, hieß es. Er übernimmt mit 1. Oktober die Aufgabe von Gerd Schreiter, der in den Ruhestand tritt.
Für Tirols Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl war der Rückzug von Buchbauer und Margreiter positiv: Man ziehe bei Swarovski nun "nach massivem Job-Abbau, einer verfehlten Unternehmensstrategie und einem eskalierenden Familienstreit" nun die "Reißleine", teilte er mit. "Die Swarovski-Mitarbeiter waren seit über einem Jahr Spielball einer planlosen Geschäftsführung", meinte er.