Nach Exxon

PetroChina interessiert sich für BP

12.07.2010

Der angeschlagene britische Ölmulti sieht sich einer steigenden Anzahl von übernahme- oder kooperationswilligen Konkurrenten gegenüber.

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Der chinesische Energieriese PetroChina hat dem wegen der Ölpest im Golf von Mexiko angeschlagenen britischen BP-Konzern seine Hilfe angeboten. "Wenn es die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit gibt, dann würden wir das begrüßen", sagte der für die Investoren-Beziehungen verantwortliche PetroChina-Manager Mao Zefeng der "Financial Times" vom Montag. Demnach hatte der chinesische Konzern den britischen Konkurrenten bereits kurz nach Beginn der Katastrophe kontaktiert. "Wir haben sie kontaktiert, um zu sehen, ob wir ihnen mit technischem Können behilflich sein können", sagte Mao.

Hilfe in Form von Geld?

Zu Gerüchten über mögliche finanzielle Hilfen wollte sich der Manager nicht äußern. PetroChina hatte im Mai angekündigt, in den kommenden sechs Jahren rund 60 Mrd. Dollar (47,5 Mrd. Euro) im Ausland investieren zu wollen. BP war seinerseits im Jahr 2000 mit zwei Prozent bei PetroChina eingestiegen, hatte die Beteiligung aber vier Jahre später wieder verkauft. Die beiden Konzerne betreiben im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens weiterhin Tankstellen im Süden Chinas.

Größte Ölkatastrophe der US-Geschichte

Die von dem britischen BP-Konzern betriebene Plattform "Deepwater Horizon" war am 20. April explodiert und zwei Tage später gesunken. Seitdem strömen aus dem lecken Bohrloch täglich Millionen Liter Öl aus. Es ist die größte Ölkatastrophe in der US-Geschichte, das Öl bedroht vor allem die Ökosysteme im Golf von Mexiko und an den Küsten im Süden der USA.

BP im Abwehrkampf

BP rüstet sich für einen möglichen Übernahmekampf gegen Exxon Mobil. Der Tag der Wahrheit dürfte am 27. Juli kommen, wenn BP in London seine Quartalszahlen veröffentlicht. Je nachdem wie die Zahlen ausfallen, könnten Exxon Mobil und vielleicht auch die kleinere Chevron entmutigt oder in einem Angriff auf BP bestärkt werden.

Die Briten versuchen nun fieberhaft, ihre Finanzbasis zu verbessern. Die Konzernführung will am 27. Juli glaubhaft demonstrieren, dass sie für die astronomischen Kosten der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko aufkommen kann. Schon seit Tagen berichten britische Medien, dass das zweite Quartal überraschend gut ausgefallen sei, zumal Dividendenzahlungen erst einmal aufgeschoben sind. Verkäufe einzelner Unternehmensbereiche könnten zusätzlich schnelles Geld reinbringen.

Wird der Konzern zur Staatsfrage?

Eine entscheidende Frage ist, ob die britische Regierung einspringen würde, um BP davor zu bewahren, von der amerikanischen Konkurrenz geschluckt zu werden. Ein Argument für eine staatliche Intervention könnte sein, dass BP einen Großteil der britischen Energie-Infrastruktur besitzt.

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