Plan B für AUA: Staatstropf, Jobabbau, Verkauf
14.07.2009Ein "Plan B", also das Alternativszenario für den Fall des Scheiterns des Verkaufs der Austrian Airlines (AUA) an die Lufthansa, stand am Dienstag (14. Juli) nicht auf der Tagesordnung der AUA-Hauptversammlung. Auf Nachfragen von Anlegern gab AUA-Vorstand Peter Malanik zu Mittag aber doch Einblicke in den Krisenplan. Ein Verkauf der AUA bliebe auch in diesem Fall unumgänglich - verbunden aber mit noch mehr Einsatz von Staatsgeld und Personalabbau.
Sollte das Closing mit der Lufthansa nicht erfolgen, "müssen wir uns sehr wohl damit befassen". Es gehe darum, so umzustrukturieren und zu restrukturieren, dass es gelingt, die Airline vorderhand überlebensfähig zu halten. "Vorderhand", weil er meine, dass es unbedingt erforderlich sei, einen strategischen Partner zu bekommen. Unabhängig davon, ob das Unternehmen Plan B umsetzen muss oder oder ob der Lufthansa-Deal zum Tragen komme.
Ein strategischer Partner werde nötig sein, auch im Plan B, betonte Malanik. Insofern könne der Plan B nur ein "Übergangsplan" sein, "um eine andere Privatisierung vorzubereiten".
Malanik bleibt dabei, er glaubt, dass der Lufthansa-Deal zustande kommt, wenn alle Beteiligten den Willen dazu haben.
Sollte der Plan B dennoch erforderlich sein, müsste redimensioniert, die größten verlustbringenden Strecken nochmals herausgeschnitten werden. Der Transferanteil würde reduziert. Natürlich werde das nicht gehen, ohne Flugzeuge abzugeben und Mitarbeiter abzubauen.
"Das alles wird nicht ohne finanzielle Mittel gehen". Deshalb müsste für den Fall, dass der Plan B zum Einsatz käme, wieder eine Hauptversammlung einberufen werden. "Wir müssten erneut Haupteigentümer und Republik bitten, uns finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen."
Das Unternehmen AUA würde im Plan-B-Szenario also auf eine neuerliche Privatisierung vorbereitet. Wer der strategische Partner dann sein könnte, wäre abzuwarten, so Malanik.
Platzt Lufthansa-Deal, braucht AUA Milliardenspritze
Der österreichische Staat müsste für den Fall, dass der AUA-Verkauf an die Lufthansa platzt, mehr als eine Milliarde Euro in die angeschlagene österreichische Fluggesellschaft einschießen.
Auf Fragen von Anlegern nach dem zusätzlichen Mittelbedarf im "Plan-B" sagte AUA-Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis bei der AUA-Hauptversammlung, dass der Betrag dann über dem Doppelten jenes Betrags liegen würde, der jetzt beantragt sei.
Im EU-Beihilfeverfahren geht es aktuell wie berichtet um einen Staatszuschuss von 500 Mio. Euro, der beim Verkauf an die Lufthansa für die AUA fließen sollte.
Michaelis: Befassen uns nicht mit Pleite
In der in den wichtigsten Punkten unter Vorbehalt des Zustandekommens des Lufthansa-Deals stehenden Sonder-Hauptversammlung der AUA wurde am Dienstagnachmittag genehmigtes Kapital für die angeschlagene AUA geschaffen. Der Beschluss fiel mit Mehrheit. Anwesend waren bei der Abstimmung nur 112 der rund 700 angemeldeten Aktionäre. Es ist ein Vorratsbeschluss.
Die Lufthansa hatte auf die Möglichkeit des Bezugsrechtsausschlusses für die bestehenden Aktionäre gedrängt. Das bestätigte die AUA-Spitze heute bei dem Aktionärstreffen.
Es geht dabei jetzt einmal um genehmigtes Kapital über 132,2 Mio. Euro. Thema der HV heute ist nur diese "kleine" Kapitalerhöhung. Die große Kapitalzufuhr, die die Lufthansa bei der AUA aus dem staatlichen österreichischen 500-Millionen-Zuschuss nach dem Deal einschießen muss, war heute nicht Beschlussthema.
AUA-Vorstand Peter Malanik bestätigte, dass dieser "negative Kaufpreis" von 500 Mio. Euro eine Kapitalerhöhung durch die Lufthansa sein kann, aber auch eine Verschmelzung eines Unternehmens von der Lufthansa mit der AUA. Das ließen sich die Deutschen noch offen. Diese halbe Milliarde muss spätestens 8 Monate nach dem Closing einfließen. Dass dieses Kapital ins Unternehmen kommt, sei wichtige Bedingung in den Verträgen, sagte Malanik. "Das Unternehmen braucht dieses Kapital"
"Wir werden heute alle Voraussetzungen schaffen, um den Plan A realisieren zu können", sagte AUA-Aufsichtsratschef Michaelis. Eine Verschiebung der Hauptversammlung stand nie zur Debatte, sagte er. In den Verträgen mit der Lufthansa stehe, dass die HV vor dem Closing statt finden müsse. "Wir beschäftigen uns heute nicht mit Plan B, wir beschäftigen uns nicht mit Insolvenz".
Kleinanleger: "Enteignung"
Auf Aktionärskritik, wonach die AUA auf Geheiß eines Nicht-Aktionärs (Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss für die "kleine" Kapitalzufuhr) Beschlüsse fasst, sagte Michaelis, "es geht nicht um eine Kapitalerhöhung für die Lufthansa", sondern um einen Vorratsbeschluss. Ein Kleinanleger sprach von Enteignung.
Erst gestern, Montag, Nachmittag hat die AUA die Liste der 8 Kandidaten samt Lebensläufen für den neuen AUA-Aufsichtsrat auf die Homepage gestellt. Kritik von Anlegern gab es wegen dieser Kurzfristigkeit. Laut Michaelis erging gestern, 13. Juli, an den AUA-Syndikus die Erklärung von der Lufthansa, "dass alle von Lufthansa genannten Personen mündlich erklärt haben, die Wahl zum Aufsichtsrat anzunehmen". Via e-mail, aus der ein Anleger zitierte. Michaelis argumentierte, die Informationen seien zum frühestmöglichen Zeitpunkt auf die Homepage der AUA gestellt worden.
LH-Streubesitz-Offert bis 14. August 16 Uhr
Ungeachtet der Krisenszenarien, die im finalen Prüfprozess der AUA-Übernahme durch die Lufthansa am Dienstag auch die AUA-Hauptversammlung überschatteten, wird das Prozedere im Übernahmeprozess verfolgt. Das Übernahmeangebot der Lufthansa an den Streubesitz (4,49 Euro/Aktie) läuft noch einen Monat lang, seit Mai bereits in der 3-Monats-Nachfrist. Auch für die Auszahlung an die Streubesitzaktionäre, die das Abfindungsangebot bis Mai angenommen haben, gilt allerdings das EU-Okay als Vorbedingung.
Wie heute bei der Hauptversammlung der AUA "amtlich" bekannt gegeben wurde, läuft die Nachfrist für jene AUA-Aktionäre, die das Lufthansa-Angebot noch nicht angenommen haben, bis 14. August 16 Uhr.
Aufschiebend bedingt hatte die Lufthansa bis Mai 85,1 Prozent am Grundkapital der AUA erworben.
Die AUA-Aktie legte am Dienstag um 7,56 Prozent zu und notierte am frühen Nachmittag bei 3,70 Euro. Zwischenzeitlich war die Aktie rund 12 Prozent im Plus. Händler führten den Anstieg auf die gestiegene Hoffnung auf einen positiven Abschluss des Deals nach der Wahl der Lufthansa-Vertreter in den AUA-Aufsichtsrat zurück.