Porr mit weniger Umsatz und Gewinn

30.04.2010

Der Baukonzern hat die Wirtschaftskrise im Vorjahr deutlich zu spüren bekommen: Der Umsatz ist von 2,7 auf 2,5 Mrd. Euro zurückgegangen (-7,6 %). Eingebrochen ist auch der Gewinn: Das Konzernergebnis sank von 37,9 auf 31 Mio. Euro (-18,3 %). Vorstandsvorsitzender Wolfgang Hesoun erwartet, dass die Bauwirtschaft die Talsohle im laufenden Jahr erreicht, sieht seinen Konzern angesichts voller Auftragsbücher aber "gut gerüstet". Ziel sei, den Umsatz zu halten.

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Hesoun bewertet das abgelaufene Jahr "in Anbetracht des schwierigen Umfelds" als "solide". Zwar sank die Bauleistung von 3,2 auf 2,9 Mrd. Euro (ein Minus von rund 10 %), zum Jahresende habe die Porr aber noch einen Auftragspolster von 2,7 Mrd. Euro - und damit einen Rekordwert beim Auftragsbestand - in den Büchern stehen gehabt. Die neuen Auftragseingänge sind im Verlauf des Jahres 2009 jedoch um rund 9,1 % zurückgegangen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank von 70,9 auf 64 Mio. Euro (-7,6 %).

Der Porr-Chef betont, dass die Bauwirtschaft auf den Konjunktureinbruch zeitverzögert reagiert habe, da sie bei Ausbruch der Krise mit vollen Auftragsbüchern da stand und diese im ersten Krisenjahr abgearbeitet werden konnten.

Entsprechend schleppend wird sich seiner Einschätzung nach aber auch die Erholung gestalten: "Insgesamt rechnen wir damit, dass die Talsohle im Jahr 2010 erreicht sein wird und die negativen Folgen der Krise jedenfalls bis ins Jahr 2012 hineinreichen."

Die Dividende lässt Porr im Gegensatz zum Konkurrenten Strabag bei 2,20 Euro je Aktie unverändert. Insgesamt werden an die Porr-Aktionäre rund 18,2 Mio. Euro ausgeschüttet. Der Baukonzern wird von einem Syndikat aus der Bank Austria-nahen B&C-Stiftung und dem Anlagenbauer Klaus Ortner kontrolliert. Weitere Anteile halten die türkische Renaissance-Gruppe und die Vienna Insurance Group ("Wiener Städtische").

Bei Konjunkturpaketen "Fuß nicht vom Gas nehmen"

Die staatlichen Konjunkturprogramme haben aus Sicht von Porr-Chef Hesoun gegriffen - zumindest im Bereich Infrastruktur. "Nicht angekommen" ist seinen Angaben zufolge aber die geplante Bau-Offensive der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Hier dürfe die öffentliche Hand "den Fuß nicht vom Gas nehmen", sagte der Baumanager und verwies auf den Beschäftigungseffekt der seiner Branche.

Aus der Bilanz des Baukonzerns ist die Wirkung der staatlichen Konjunkturpakete denn auch deutlich ablesbar: Während der Umsatz beim Straßenbau mit rund einer Mrd. Euro nahezu konstant geblieben ist und der infrastrukturlastige Tiefbau (z.B. Tunnels) von 1,4 auf 1,5 Mrd. Euro gewachsen ist, gab es im Sektor Hochbau (hier gibt es auch große Privatprojekte) einen deutlichen Einbruch von 0,8 auf 0,7 Mrd. Euro.

Die Porr hat 2009 die Hälfte ihrer Umsätze in Österreich erwirtschaftet, 38 % in Westeuropa und 12 % in CEE. Um die Rückgänge im Osten ausgleichen zu können, will Hesoun das Geschäft im Mittleren Osten und Nordafrika ausbauen. Als Vehikel zur Markterschließung soll eine im Vorjahr gemeinsam mit dem neuen türkischen Miteigentümer Renaissance-Group gegründete Tochter ("Porr Construction Holding") dienen.

Gerade in Ländern mit gewöhnungsbedürftigen Rahmenbedingungen wie Libyen brauche man die regionale Erfahrung der Türken, so Hesoun: "Wir haben den Vorteil, dass unser türkischer Partner dort seit Jahren erfolgreich tätig ist - und auch bezahlt wurde."

Mit Sarkasmus reagiert Hesoun auf die Ankündigung des deutlich größeren Konkurrenten Strabag, künftig auch auf Nischensegmente wie Eisenbahnbau zu setzen. "Ich kann nur zu dieser Erkenntnis gratulieren: Wir sind seit Jahren dort und es ist wirklich ein gutes Geschäft", so Hesoun. An der Ausschreibung für Wiener Krankenhaus Nord (hier ist das ursprünglich geplante Konsortium unter Porr-Beteiligung nicht zum Zug gekommen) will sich Hesoun übrigens "nach Maßgabe der Möglichkeiten" bewerben.

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