Prinzhorn drosselt Papier-Produktion in Dunaujvaros
02.04.2010
Der österreichische Industrielle Thomas Prinzhorn wird die Produktion in seiner erst im Sommer 2009 eröffnete Papierfabrik im ungarischen Dunaujvaros ab Freitag für ein bis zwei Wochen drosseln. Die kleinere von zwei Maschinen an dem Standort wird vorübergehend stillgelegt, rund 100 Mitarbeiter auf Zwangsurlaub geschickt.
Ungarn sei derzeit auf Grund der aktuellen Energiebesteuerung für energieintensive Unternehmen als Standort nicht konkurrenzfähig - falls sich die Situation nicht ändere, sei in Zukunft regelmäßig mit solchen Produktionsunterbrechungen zu rechnen und früher oder später werde man gezwungen sein, radikalere Maßnahmen zu ergreifen.
Während die Produktionskosten in Ungarn deutlich schneller steigen würden als in anderen osteuropäischen Ländern, seien die Papierpreise bei weitem nicht so stark gestiegen, begründete die Prinzhorn Holding den Schritt in einer Aussendung. Prinzhorn, der in den Bau der Fabrik 200 Mio. Euro investiert hat, macht für die Entwicklung auch die Wirtschaftspolitik der ungarischen Regierung verantwortlich, die in den letzten Jahren die Industrieproduktion in Ungarn verteuert habe.
Insbesondere der Energiepreis sei sehr hoch, so der Vorwurf. So sei man etwa gezwungen, ein Viertel des Stroms um mehr als das Doppelte des Marktpreises zu beziehen. Man bezahle am ungarischen Standort derzeit 11,3 Euro pro MWh für die "grüne Energie" (Energieabgabe), in Deutschland und Österreich nur zwischen 50 und 70 Cent. "Wir fordern Ausnahmeregelungen für fünf bis 10 Unternehmen, die davon abhängen, ob sie an diesem Standort produzieren können oder nicht", sagte CFO Cord Prinzhorn - ein Sohn von Thomas Prinzhorn.
Der Gaspreis in Ungarn sei an den Ölpreis gekoppelt, während die Konkurrenten der Hamburger Dunaujvaros in anderen EU-Ländern ihr Gas wesentlich günstiger über die Energiebörse EEX beziehen könnten. Die EEX-Gaspreise lägen derzeit 40 % unter den ungarischen Marktpreisen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt sei, dass zwar der Forint-Wechselkurs zum Euro seit zehn Jahren gleich sei, die jährliche Inflationsrate in Ungarn aber um 2-3 Prozentpunkte höher sei als im EU-Durchschnitt - dementsprechend nachteilig habe sich die Kostensituation der ungarischen Produzenten entwickelt.
Insgesamt habe die Produktion in Ungarn stark an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt und es seien nur noch wenige Papiermühlen und Jobs in dieser Branche übrig geblieben, beklagt Prinzhorn und fordert die Regierung in Budapest auf, ihre Wirtschaftspolitik zu ändern, um Wirtschaftswachstum, Konsum und Beschäftigung zu stimulieren.