Raiffeisen International im Halbjahr mit Ergebniseinbruch
13.08.2009
Die Rezession macht Raiffeisen International (RI), der Ostholding der RZB, immer schwerer zu schaffen. Besonders in der Ukraine und in Ungarn werden immer mehr Kredite notleidend. Das Halbjahresergebnis der RI ist massiv eingebrochen: Der Konzernüberschuss sank um 86 % auf 78 Mio. Euro, die Dotierung der Kreditrisikovorsorgen ist mit einem Anstieg von 381 Prozent auf 969 Mio. Euro fast explodiert. Das Betriebsergebnis stieg um 3,9 % auf 1,072 Mrd. Euro.
Es waren "sehr, sehr schwierige zwei Quartale", sagte RI-Vorstandsvorsitzender Herbert Stepic bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses. Er sei aber weiterhin von der "Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells" der RI überzeugt. Als Universalbank in 17 CEE-Ländern mit einem Schwerpunkt in den GUS-Staaten in den vergangenen drei Jahren werde die RI nach der Krise wieder durchstarten. Die GUS-Region, konkret die Ukraine, sei vom Abschwung am stärksten betroffen.
CEE-Sorgenkind der RI bleibt die Ukraine
Immer mehr RI-Kunden können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Der Anteil der notleidenden Kredite (NPL, Non-performing Loans) steigt stark an. In der GUS-Region (Ukraine, Weißrussland) sind bereits 15,5 % der RI-Kundenkredite notleidend, das entspricht 917 Mio. Euro. Ende 2008 lag die NPL-Rate der GUS erst bei 6,1 %. Auch in Russland haben sich die notleidenden Kredite vervielfacht, die NPL-Rate stieg von 1,9 % Ende 2008 auf 7,2 % per Ende Juni 2009.
Die notleidenden Kredite seien aber nicht mit tatsächlichen Kreditausfällen gleichzusetzen, betonte Stepic. Ein Kredit wird als "notleidend" eingestuft, wenn ihn der Schuldner 90 Tage lang nicht bedienen kann. In der Ukraine seien besonders die Fremdwährungskredite immer öfter notleidend, da die Währung um 40 Prozent abgewertet wurde blieben immer mehr Schuldner im Rückstand.
Probleme mit den Kreditschuldnern hat die RI auch in den anderen Regionen: In Südosteuropa sind nun 5,2 % nach 2,3 % zu Jahresende 2008 notleidend, in CEE liegt der Anteil nun bei 5,3 % nach 3,1 % zu Jahresende 2008. Ungarn liege schlechter als der Schnitt, während die Entwicklung in Tschechien und der Slowakei besser verlaufe, hieß es heute vom Finanzvorstand Martin Grüll.
Kreditrisikovorsorgen auf 969 Mio. Euro erhöht
Angesichts der schwierigen Lage wurden bei der RI die Kreditrisikovorsorgen massiv erhöht. Im ersten Halbjahr 2009 wurden Nettodotierungen an Kreditrisikovorsorgen von insgesamt 969 Mio. Euro vorgenommen. Davon waren vor allem die Ukraine, Russland und Ungarn betroffen. Vom ersten aufs zweite Quartal stiegen die Risikovorsorgen bei den Unternehmenskrediten um 55 % auf 235 Mio. Euro, bei den Privatkunden sanken die Vorsorgen um 3 % leicht auf 284 Mio. Euro.
Insgesamt stieg die Non-Performing Loan-Ratio (Anteil der notleidenden Kredite am Kundenkreditbestand) im Vergleich zum Jahresende 2008 um 3,7 Prozentpunkte auf 6,8 %. Setzt man die Non-Performing Loans ins Verhältnis zum Gesamtkreditrisikovolumen (Forderungen, Wertpapiere sowie außerbilanzmäßige Positionen), ergibt sich ein Wert von 4,1 %.
Die weitere Entwicklung bei den Krediten sei schwer absehbar, so der Tenor der Bilanzpressekonferenz: Wann der Höhepunkt der notleidenden Kredite erreicht sei, wurde vom Finanzvorstand als "Kristallkugelfrage" bezeichnet. Die stark gestiegene Arbeitslosigkeit werde sich verzögert auf die Kredite auswirken, erwartet Stepic. Auch 2010 würden die Wertberichtigungen noch hoch sein, erwartet Grüll.