Das hoch verschuldete Griechenland sollte nach Einschätzung der Rating-Agentur Fitch sofort bei EU und IWF Hilfe beantragen. Die rasant steigenden Risikoprämien für griechische Anleihen und Unklarheiten über den Notfallplan der EU ließen keine lange Verzögerung zu, sagte der für das Mittelmeer-Land zuständige Analyst Chris Pryce.
"Es ist an der Zeit, dass die Euro-Zone und die griechische Regierung das wahre Ausmaß ihrer Probleme anerkennen." Er bemängelte, dass trotz des im vergangenen Monats beschlossenen Notfallplans unklar ist, was die EU genau tun wolle, wann sie es tun wolle, und wie viel Hilfe sie bereitstellen würde.
Der Risikoaufschlag für griechische Staatsanleihen kletterte am Donnerstag den dritten Tag in Folge auf ein neues Rekordhoch. Investoren verlangten für zehnjährige Staatsanleihen eine Rendite von rund 7,5 % - gut 4,5 Prozentpunkte mehr als für entsprechende Papieren aus Deutschland.
Die Aktien griechischer Banken büßten in Athen im Schnitt mehr als 7 % an Wert ein. Die Entwicklung setzt Griechenland enorm unter Druck, weil das Land bereits am 20. April Schulden von 8,2 Mrd. Euro tilgen muss und im Mai weitere Milliarden benötigt.
Griechischer Finanzminister: Haushaltsdefizit sinktDas griechische Haushaltsdefizit ist im ersten Quartal um 40 % im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum gesunken. Das Defizit sei von 7,1 Mrd. Euro im Vorjahresquartal auf 4,3 Mrd. Euro zurück gegangen, sagte der griechische Finanzminister George Papaconstantinou am Donnerstag in Athen. Dieser Rückgang sei zustande gekommen, ohne dass die zuletzt beschlossenen zusätzlichen Sparmaßnahmen bereits voll in Kraft gewesen seien. Die Daten zeigten, dass Griechenland erfolgreich das Stabilitäts-und Wachstumsprogramm umsetze. Das Haushaltsdefizit könne im laufenden Jahr wie geplant auf 8,7 % des BIP gesenkt werden. 2009 hatte das Defizit bei fast 13 % gelegen. |
Griechenland - Müssen jetzt nicht auf EU-Hilfsplan zurückgreifenGriechenland sieht trotz der rekordhohen Risikoaufschläge auf seine Staatsanleihen noch keinen Grund, auf den Nothilfeplan der Europäischen Union zurückzugreifen. "Zur Zeit ist es nicht nötig, den Hilfsmechanismus zu aktivieren", sagte ein Regierungssprecher in Athen am Donnerstag. "Wir gehen davon aus, dass es nicht nötig sein wird, ihn zu aktivieren." Griechenland tue alles, um sich frisches Kapital nicht zu "barbarischen Konditionen" leihen zu müssen, betonte der Sprecher. Die Refinanzierung der staatlichen Schulden sei nicht in Gefahr. Trotz aller politischen Vertrauensbekundungen sind die Risikoaufschläge auf griechische Staatsanleihen den 3. Tag in Folge auf ein Rekordhoch geklettert. An den Finanzmärkten wird offensichtlich mit einer Eskalation der griechischen Schuldenkrise gerechnet. |
Märkte sehen wachsendes Kreditrisiko in IndustrieländernIm Schatten der Schuldenkrise Griechenlands werden an den Märkten die Kreditrisiken bei großen Industrienationen deutlich höher eingeschätzt. Um fast 40 % habe ein Index für Kreditausfallversicherungen (CDS) für sieben der größten Industrienationen - darunter Deutschland - im vergangenen Monat zugelegt, teilte das New Yorker Institut Credit Derivates Research mit. Das Barometer erreichte demnach seinen höchsten Stand seit Ende Februar. Das Debakel in Griechenland habe zwar zu Recht im Zentrum gestanden, heißt es weiter. "Doch in den Industrieländern gibt es viel mehr Anzeichen für Systemkrisen als die meisten glauben wollen." Neben Deutschland werden in dem Index auch die USA, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien erfasst. Die Erwartung von Kreditrisiken sei in den Industrieländern gestiegen, weil sie mit zwei Problemen gleichzeitig zu kämpfen hätten: dem Sparzwang angesichts hoher Staatsverschuldung und steigenden Zinsen. Credit Default Swaps (CDS) sind komplexe Konstrukte, mit denen sich Anleger gegen Ausfälle von Anleihen versichern können. Derartige von Banken und Hedgefonds betriebenen Geschäfte stehen weltweit massiv in der Kritik, da sie Schuldenkrisen wie die in Griechenland verschärfen können. |