RHI will mit Staatshaftung groß zukaufen
18.09.2009
Der Feuerfestkonzern RHI fährt derzeit einen rigorosen Sparkurs und hat heuer bereits knapp 900 von weltweit 7.800 Stellen abgebaut, 100 weitere Jobs werden bis Jahresende noch wegfallen. In Österreich wurde der Personalstand um 250 auf rund 1.650 Mitarbeiter zusammengestrichen. Um aus der Krise als Gewinner hervorzugehen, will die RHI auf dem stark zersplitterten Feuerfest-Markt zukaufen. Dafür prüft der Konzern eine Staatsgarantie.
RHI-Boss Thomas Fahnemann denkt aber auch über eine Kapitalerhöhung nach. "Wir sehen uns im Moment alles an", sagte Fahnemann im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Der internationale Feuerfestmarkt sei stark fragmentiert - allein in China gebe es rund 3.000 Anbieter; einige Mitbewerber seien in den vergangenen Monaten bereits verschwunden andere stehen zum Verkauf. Ein konkretes Projekt nannte der RHI-Vorstands- und Finanzchef heute nicht.
Der österreichische Konzern will seinen Weltmarktanteil von derzeit 10 bis 12 Prozent im Segment Refractories (Feuerfest) mit Hilfe von Akquisitionen ausbauen - vor allem in den Wachstumsregionen Südamerika (Brasilien und Chile) und Asien (China). "Dort sind wir unterrepräsentiert", so Fahenmann.
Die RHI betreibt weltweit 32 Standorte, hauptsächlich in Westeuropa und Nordamerika (NAFTA-Raum). Das neue "Werksoptimierungskonzept", das eigentlich bereits im Sommer präsentiert werden sollte, werde erst im Oktober vorgelegt. Hierzulande betriebt der Konzern fünf Produktionsstandorte, ein Technologie-Zentrum für Forschung und Entwicklung in Leoben sowie die Zentrale in Wien. Ob in Österreich weitere Arbeitsplätze wackeln, wollte Fahnemann nicht kommentieren.
An einigen Standorten sei zuletzt sogar kräftig investiert worden. So etwa in Radenthein (Kärnten), wo 2008/09 knapp 6 Mio. Euro eingesetzt wurden. "Das war die größte Einzelinvestition im RHI-Konzern", betonte der CEO/CFO. Heuer wurden die Konzerninvestitionen aus Spargründen von normalerweise 50 bis 60 Mio. Euro auf rund 30 Mio. Euro halbiert.
Für das heurige Geschäftsjahr rechnet Fahnemann mit einem "Umsatz-und Gewinnrückgang". "Wir erwarten ein positives operatives Ergebnis", so der Vorstands- und Finanzchef. Im ersten Halbjahr 2009 schrumpfte das EBIT gegenüber der Vorjahresperiode um 78,2 Prozent auf 21,4 Mio. Euro. Dramatisch entwickelte sich der Nettogewinn, der von 70,4 auf 2,3 Mio. Euro einbrach.
Parallel dazu konnte der Konzern aber seine Verschuldung im Laufe des Jahres um knapp 18 Prozent auf 308 Mio. Euro senken. Heuer sind laut Fahnemann noch Zahlungen im Ausmaß von etwa 60 Mio. Euro fällig. "Das ist kein Problem." Die Eigenkapitalquote der RHI liege derzeit bei 15 Prozent. Idealerweise sollte sie 30 bis 35 Prozent betragen.