Russland reagiert gelassen auf GM-Rückzieher
04.11.2009
Den geplatzten Opel-Verkauf an Magna und die russische Sberbank bedauert Russlands Vize Alexander Schukow nicht. "Die russische Automobilindustrie hat auch ohne Opel genug eigene Probleme."
"Wir haben die Talsohle der Krise bereits hinter uns. Unsere Autobauer haben jetzt gewisse Entwicklungsperspektiven. Wir müssen uns vor allem um das Schicksal eigener Unternehmen kümmern", betonte Schukow. Als einer der künftigen Opel-Standorte in Russland wurde bisher der in Nischni Nowgorod ansässige Nutzfahrzeughersteller GAZ des russischen Oligarchen Oleg Deripaska favorisiert.
Putin kündigt Milliarden-Spritze für Avtovaz an
Bereits am Dienstagabend kündigte Regierungschef Putin an, dass der russische Staat für die Lösung von Problemen des größten russischen Autoherstellers Avtovaz (Lada) 54,8 Mrd. Rubel (1,27 Mrd. Euro) locker machen will. "Analysen zeigen, dass das Unternehmen hoffnungslose hohe Schulden hat, die es nie zurückzahlen können wird. Es geht um eine Summe von 38 Mrd. Rubel", so Putin. Weitere Gelder will Putin etwa für den Bau neuer konkurrenzfähiger Modelle und zur "Schaffung von Arbeitsplätzen" in die Hand nehmen.
Während der russische Automarkt als Hoffnungsmarkt für die Branche gilt, ist die russische Autoindustrie am Boden. Sberbank und GAZ haben enge Beziehungen zum russischen Staat und in den vergangenen Jahren mit veralteter Technologie hohe Schulden angehäuft. Putin betonte bei den monatelangen Verkaufsverhandlungen vor dem Platzen des Opel-Deals immer wieder, dass er sich dadurch einen Auftrieb für die russische Autoindustrie erhoffe.
Nun zerplatzte dieser Traum und Putin muss wohl tief in die Geldtasche greifen, um die russische Autoindustrie am Leben zu halten - allen voran den Autohersteller Avtovaz. Das Unternehmen, an dem Renault zu rund einem Viertel beteiligt ist, will bis 2012 mehr als 27.000 der über 100.000 Stellen streichen. 5.000 sollen bereits heuer abgebaut werden.
Der deutsche Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht die GM-Pläne in Russland durch die Absage des Verkaufs pessimistischer: "Russland wird für Opel-GM deutlich schwieriger werden als für Opel-Magna-GAZ." Seit Ende Oktober lässt GM in der russischen Exklave Kaliningrad zwei Opel-Modelle montieren. Jährlich sollen 25.000 Wagen des Modells Astra und 6.000 des Modells Zafira gebaut werden.