Der Energieriese RWE schreibt nach wie vor satte Gewinne. Zwar verkaufte das Essener Unternehmen im ersten Halbjahr 11 Prozent weniger Strom als im Vorjahreszeitraum. Weil die Stromproduktion für dieses Jahr aber schon vor der Krise praktisch verkauft wurde, kann RWE aber von den extrem hohen Preisen vor der Rezession profitieren. Für das Gesamtjahr 2009 peilt RWE ein ähnliches betriebliches Ergebnis wie 2008 an.
Das betriebliche Ergebnis steig um 3,8 Prozent auf 4,084 Mrd. Euro. Damit erfüllte der Konzern in etwa die Erwartungen der Analysten, die mit 4,05 Mrd. Euro gerechnet hatte. Das EBITDA stieg im Halbjahr um 4 Prozent auf 5 Mrd. Euro. Der Umsatz ging wegen Wechselkurseffekten um 1,4 Prozent auf 24,4 Mrd. Euro zurück. Der Gasabsatz brach um 8 Prozent ein.
Vorstandschef Jürgen Großmann erklärte, dass eine dynamische wirtschaftliche Erholung nicht in Sicht sei. "Das wird man auch an den Strom- und Gaszählern unserer industriellen Großkunden ablesen können." Doch RWE könne sich von dem negativen Trend abkoppeln und erziele einen Großteil des Ergebnisses mit krisenfesten Geschäften. So sparen die deutschen Verbraucher nicht mit beim Stromverbrauch. Den Rückgang beim Stromverkauf führte RWE auf die gedrosselte Produktion bei den Industriekunden zurück.
RWE konnte innerhalb eines halben Jahres auf seinem Stammmarkt Deutschland 60.000 neue Stromkunden gewinnen. Einen großen Anteil daran hatte der neue Discounter eprimo, bei dem inzwischen 577.000 Kunden unter Vertrag sind. Schon im April berichtete Großmann von einer Trendwende bei der Kundenzahl, die seit der Liberalisierung des Strommarktes immer weiter zurückgegangen war. Die Zahl der Gaskunden in Deutschland stieg im ersten Halbjahr um 14.000.
Unterm Strich wuchs das Konzernergebnis im zweiten Quartal um 37 Prozent auf 477 Mio. Euro. Im Halbjahr gab es im Vergleich zu 2008 sogar ein Plus von 92 Prozent. RWE bekräftigte, die Übernahme des niederländischen Versorgers Essent im dritten Quartal abschließen zu wollen. Die Düsseldorfer wollen Essent einschließlich Schulden für 9,3 Mrd. Euro übernehmen.
"Das erste Halbjahr bestätigt, dass wir unsere wesentlichen Ergebnisziele für das Jahr 2009 trotz der Wirtschaftskrise voraussichtlich erreichen können", erklärte Großmann. Die Chancen stünden gut, auch im Krisenjahr 2009 eine attraktive Dividende zu zahlen. Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern beschäftigt 67.000 Mitarbeiter, davon 40 Prozent im Ausland.