RZB stark von faulen Krediten und Island belastet

31.08.2009

Die Raiffeisen Zentralbank AG (RZB) will im Gesamtjahr 2009 Gewinn machen, eine Dividende an die Aktionäre ausschütten und auf das Partizipationskapital Zinsen zahlen. "Wir sind nach wie vor auf Kurs", versicherte RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner am 31. August bei der Halbjahresbilanzpressekonferenz in Wien.

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Der Konzern habe "kein Rekordergebnis" vorzuweisen, sich aber "in schwierigen Zeiten behauptet", kommentierte er den Gewinneinbruch um rund die Hälfte nach den ersten beiden Quartalen. Gedrückt wird das Ergebnis durch versechsfachte Kreditrisikovorsorgen und weiterhin durch das Island-Engagement.

Die Zahlen der ersten sechs Monate im Vergleich zur Vorjahresperiode: Das operative Ergebnis stieg um 17 Prozent auf 1,426 Mrd. Euro, die Kreditrisikovorsorgen explodierten geradezu von 200 Mio. auf 1,267 Mrd. Euro. Der Periodenüberschuss vor Steuern sank um 47 Prozent auf 463 Mio. Euro, der Konzern-Periodenüberschuss (nach Steuern und Anteilen) ging um 57 Prozent auf 168 Mio. Euro zurück. Mit rund 156 Mrd. Euro sank die Bilanzsumme geringfügig (-0,6 Prozent) gegenüber Jahresende 2008.

Kreditvorsorgen versechsfacht

Die Kreditvorsorgen wurden versechsfacht: Vor allem in Osteuropa und in den GUS-Ländern (insbesondere in der Ukraine) müssen immer mehr Kredite an Privatkunden wertberichtigt werden. In Zentraleuropa legte die Neudotierung von Kreditrisikovorsorgen - hauptsächlich wegen Ungarn - um 202 Prozent auf 229 Mio. Euro zu. In Südosteuropa stiegen die Kreditrisikovorsorgen von 56 auf 227 Mio. Euro.

In Russland waren vor allem Kredite an Firmenkunden betroffen, die Risikovorsorgen vervielfachten sich von 37 auf 252 Mio. Euro. In der GUS-Region ging die Erhöhung der Vorsorgen von 32 Mio. auf 261 Mio. Euro vor allem auf notleidende Privatkredite zurück. Bereits bei der Halbjahresbilanz der RZB-Ostholding Raiffeisen International (RI) wurden die Kreditausfälle insbesondere in der Ukraine thematisiert. Trotzdem bleibe Zentral- und Osteuropa weiterhin ein Hoffnungsmarkt mit Wachstumschancen, sagte Rothensteiner.

Zusätzliche Ausfälle in Island

Auch das Island-Engagement der RZB ist noch nicht ausgestanden: In Österreich wurden die Kreditrisikovorsorgen von 3 Mio. auf 282 Mio. Euro angehoben, davon seien rund 144 Mio. Euro auf isländische Bank-Forderungen zurückzuführen. Das Island-Obligo der RZB ist gegenüber 2008 größer geworden, weil zusätzliche Ausfälle dazugekommen sind. Ob damit das Island-Abenteuer abgeschlossen ist, blieb heute offen.

Die Eigenkapital-Situation wurde durch die staatliche Bankenhilfe verbessert. Im Rahmen der Gesamtemission von 2,5 Mrd. Euro wurden vom Bund 1,75 Mrd. Euro Partizipationskapital gezeichnet. Weitere 750 Mio. Euro zeichneten die RZB-Aktionäre, davon wurden im Juni 500 Mio. Euro bei neuen Investoren platziert. Dass die RZB dem Staat kein Wandlungsrecht auf das PS-Kapital zugestehen musste, andere Institute wie die BAWAG hingegen schon, wurde heute von Rothensteiner verteidigt: Es handle sich um Einzelverträge, der RZB-Aufsichtsrat hätte nie ein Wandlungsrecht, also die Umwandlung in stimmberechtigte Aktien, akzeptiert.

Rothensteiner kritisiert Basel II

Deutliche Kritik übte Rothensteiner erneut an Basel II, das prozyklisch wirke und die Effekte der Wirtschaftskrise noch verstärke. Hier sollte auf internationaler Ebene eine Abschwächung der Eigenkapitalvorschriften vereinbart werden. Ziel sei, dass die Banken in guten Zeiten Polster aufbauen, von denen sie in schlechten Zeiten zehren können. Die RZB habe eine "robuste Eigenkapitalausstattung" und sei in der Lage, auch größere Schocks zu absorbieren: "Wir sind shock proof", versprach er. Die Kernkapitalquote stieg im ersten Halbjahr 2009 auf 10,9 Prozent (Kreditrisiko) bzw. 8,9 Prozent (Gesamtes Risiko nach Basel II).

In der Krise dreht die RZB auch an der Kostenschraube. Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern hat sich im ersten Halbjahr um 5,5 Prozent auf 62.974 verringert, die Zahl der Filialen ging um 1,9 Prozent auf 3.188 zurück. In Wien werde mit einem externen Berater (Boston Consulting Group) ein Effizienzprogramm gestartet, das Ziel sei aber kein "Köpferollen" bei den 1.400 Mitarbeitern, sagte Rothensteiner.

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